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Entscheidung der Herzen (German Edition)

Entscheidung der Herzen (German Edition)

Titel: Entscheidung der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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die Hand ausgestreckt hätte, was sie jedoch nicht tat. Von ihm ging eine solche Weitabgewandtheit und Erleuchtung aus, dass sie es nicht wagte. Nein, jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, seine Aufmerksamkeit zu wecken. So viele Menschen waren gekommen, um seinen Worten zu lauschen. Sie durfte ihn jetzt nicht ablenken.
    Doch ihr Blick hing an ihm, bohrte sich in seinen Rücken und Cathryn bot alle Kraft auf, die sie sammeln konnte, um ihre Gedanken in seine Richtung zu lenken.
    Und dann stand er vor der Menge. Groβ und ungemein gutaussehend breitete er die Arme weit aus, sodass die, die in der letzten Reihe standen, nur ein groβes, graues Kreuz sahen.
    »Brüder und Schwestern!«, rief er mit voller Stimme so laut, dass er auf dem gesamten Marktplatz zu hören war. Sein Blick glitt über die Gesichter.
    »Bitte, bitte, schau zu mir!«, betete Cathryn, die neben Silvana stand und nur wenige Meter von Cassian entfernt war, doch seine Augen flogen über sie hinweg.
    »Gott hat uns als freie Menschen geschaffen. Er hat uns Verstand gegeben und damit die Verantwortung für uns selbst. Kein Lordprotektor, ja, nicht einmal der König oder der Papst haben das Recht, über unser Leben zu bestimmen. Wir sind unsere eigenen Herren! Unser Schicksal steht nicht in den Sternen. Wir selbst halten es in den Händen!«
    Die Menge jubelte und erneut musterte Cassian ein Gesicht nach dem anderen.
    »Bitte, sieh mich jetzt an!«, flüsterte Cathryn. Silvana musste sie gehört haben, denn sie fuchtelte plötzlich mit dem Arm und rief so laut sie konnte: »Hoch lebe Cassian!«
    Und da geschah es. Cassian wandte den Kopf in Silvanas Richtung, ein Lächeln glitt über sein Gesicht, dann glitt sein Blick weiter, Cathryn fing seinen Blick auf, hielt ihn fest.
    Beide waren wie erstarrt, sahen sich an, vergaβen alles rings um sich. »Cassian, ich habe dich wiedergefunden«, las er in Cathryns Augen. Doch seine Antwort umfasste nur wenige Worte: »Es ist zu spät!«
    Keiner der Umstehenden hatte diese stumme Zwiesprache verfolgt. Nur Silvana legte den Arm schützend um Cathryns Schulter, da auch sie die Abweisung in Cassians Augen gesehen hatte.
    »Ich muss zu ihm, muss mit ihm sprechen«, flüsterte Cathryn, während die Tränen über ihre Wangen liefen. »Ein einziges Mal noch muss ich ihn berühren, ihm in die Augen sehen. Ein Mal muss ich ihm noch sagen, dass ich ihn liebe, ihn immer lieben werde.«
    Auch David hatte sich inzwischen in die vorderste Reihe vorgekämpft. Er winkte Cassian zu und erhielt ein leichtes Kopfnicken und den Anflug eines Lächelns als Antwort. Doch schon sprach Cassian weiter.
    Cathryn hörte nicht, was er sagte. Sie nahm seine Stimme war, konnte den Blick noch immer nicht von ihm lösen, wartete auf ein Zeichen von ihm, einen Lidschlag nur, ein winziges Kräuseln der Lippen, einen Blick. Doch vergeblich. Cassian vermied es, noch einmal in ihre Richtung zu sehen. Aber jedem, der ihn etwas besser kannte, fiel auf, dass ernicht so leidenschaftlich wie gewöhnlich sprach. Es schien, als hätte sich ein Schatten auf seine Seele gelegt. Ein Anflug von Schwermut begleitete seine Rede und übertrug sich auch auf die Zuhörer.
    Cathryn erschien die Zeit endlos. Endlos lang und gleichzeitig viel zu kurz. Sie hätte für den Rest ihres Lebens dort stehen bleiben und Cassian ansehen mögen. Gleichzeitig ersehnte sie seinen Blick, einen einzigen nur, und meinte, keine Minute länger ohne seine Beachtung aushalten zu können.
    Endlich beendete er seine Ansprache, ging mit gesenktem Haupt durch eine sich in der Menschenmenge bildende Gasse, beachtete den Jubel nicht, drückte nur hier und da eine Hand, die ihm entgegen gestreckt wurde, strich einem Kind über das Haar, segnete eine Frau mit schwangerem Leib oder einen von Geschwüren bedeckten Greis.
    »Cassian!«
    Cathryns Ruf war leise wie ein Flüstern und doch so eindringlich, dass die Umstehenden sich zu ihr umwandten. Auch Cassian hatte seinen so flehentlich ausgesprochenen Namen gehört. Für einen kurzen Moment verharrte sein Schritt, doch dann streckte er den Rücken, nahm die Schultern zurück und ging weiter, ohne sich nach Cathryn umzublicken.
    Cathryn hatte das Gefühl, einen Schlag ins Gesicht erhalten zu haben. »Cassian!«, flüsterte sie wieder, doch diesmal fassungslos und verzweifelt. »Cassian, warum beachtest du mich nicht?«
    Sie blickte hilfesuchend zu Silvana, doch diese war bereits damit beschäftigt, eine Bekannte zu begrüβen. Auch David war in

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