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Entscheidung der Herzen (German Edition)

Entscheidung der Herzen (German Edition)

Titel: Entscheidung der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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Häusern wurden die ersten Lichter angezündet und der kleine, karge Raum füllte sich mit Schatten.
    Cathryn wusste nicht, wie lange sie nun schon auf Cassian wartete, doch die Zeit kam ihr endlos vor.
    Sie wollte gerade nach dem Mönch rufen und sich von ihm zum Ausgang geleiten lassen, als sie endlich vertraute Schritte hörte.
    Die Tür ging auf und Cathryn flog auf Cassian zu, flog direkt an seine Brust.
    »Cassian«, flüsterte sie. »Mein Gott, wie ich dich vermisst habe.«
    Cassian nahm sie leicht bei den Schultern und schob sie von sich weg. Dann reichte er ihr sehr förmlich die Hand und sagte mit sperriger Stimme: »Guten Abend, Cathryn. Ich hatte nicht gehofft, dich noch einmal wiederzusehen.«
    Cathryn taumelte bei diesen Worten zurück, als hätte sie einen Schlag in den Magen erhalten.
    »Cassian, warum bist du so kalt? Was habe ich dir getan? Sag es mir, Cassian! Liebst du mich denn gar nicht mehr?«
    »Du fragst, was du mir getan hast? Willst du mich verhöhnen? Du hast mich im Stich gelassen, hast mich und unsere Liebe verraten. Krank und elend hast du mich in London zurückgelassen, ins Armenspital hast du mich gesteckt und bist mit meinem ärgsten Feind auf und davon gegangen. Oh, nein, Cathryn, sprich du mir nicht von der Liebe! Für dich war unsere Beziehung ein Abenteuer, deine Liebesbeteuerungen nur Worte. Nicht an mich hast du dein Herz gehängt, sondern an ein bequemes Leben in schönen Kleidern. Ich verachte dich dafür, Lady Cathryn von Jourdan. Du trägst den Titel der Lady zu Unrecht, denn Seelenadel besitzt du nicht.«
    »Bist du nur gekommen, um mir das zu sagen?«, fragte sie mit gebrochener Stimme. Sie sah den Mann, den sie mehr als alles auf der Welt liebte an, sah die Kälte in seinen Augen, sah die verschränkten Arme vor seiner Brust, sah den Mund, der zu einem schmalen Strich verzogen war. Tränen stiegen ihr in die Augen. Ihre Knie wurden weich, sodass sie beinahe auf das Klappbett fiel. Dann konnte sie nicht mehr an sich halten, sie schlug die Hände vor ihr Gesicht und weinte erbärmlich.
    »Wie kommt es, dass du so von mir denkst, Cassian? Warum meinst du, ich hätte dir nur etwas vorgemacht. Oh, Cassian, warum fragst du mich nicht, wie es wirklich wahr?«
    »Was gibt es zu fragen? Die Tatsachen sprechen für sich.Dazu der Brief, in dem alles stand, was du mir noch mitzuteilen hattest.«
    »Sir Baldwin hat mich gezwungen, dir diesen Brief zu schreiben. Oh, Cassian, wenn du wüsstest, wie es mir geht. Ich muss ihn heiraten, verstehst du? Tue ich es nicht, muss mein kleiner Bruder Jonathan sterben. Hätte ich London nicht verlassen und wäre mit ihm gegangen, wärest du bereits tot und ich als Diebin verurteilt. Ich konnte nicht anders, Cassian. Es gab keinen anderen Weg.«
    Cassian stand wie betäubt mitten im Raum und starrte auf die Frau, die er noch immer liebte, die ihm aber doch mehr Schmerzen zugefügt hatte als jemals ein Mensch zuvor. Ihre Tränen, ihre Verzweiflung taten ihm weh. Langsam und zögerlich ging er auf sie zu, betrachtete ihre zuckenden Schultern, hörte ihr verzweifeltes Weinen. Schlieβlich setzte er sich neben sie, legte seine groβe warme Hand auf ihre, sodass sie ganz bedeckt war.
    »Erzähle mir, was geschehen ist«, bat er leise. »Erzähle mir die Wahrheit. Ich möchte alles wissen. Lass nichts aus.«
    Und Cathryn erzählte. Sie schilderte, wie Sir Baldwin sie beim Diebstahl der Lebensmittel für Cassian ertappt hatte, wie er sie gezwungen hatte, den Brief zu schreiben und ihr vorgelogen hatte, dass für Cassian gut gesorgt werden würde. Sie erzählte die Geschichte von Jonathan, dem geliebten kleinen Bruder, berichtete über die bevorstehende Verlobung und auch darüber, wie David Cassian in London gesucht hatte. Selbst über ihre Sehnsucht und Verzweiflung sprach sie, lieβ nichts aus.
    »Und jetzt bin ich gekommen, um dir Lebewohl zu sagen, Cassian, Liebe meines Lebens. Ein einziges Mal noch wollte ich mit dir sprechen, dir in die Augen sehen. Lass uns ohneBitterkeit auseinander gehen. Wünsch mir Glück, so wie ich dir von Herzen alles Glück dieser Welt wünsche. Ich werde dich für immer lieben, das weiβ ich so sicher wie, dass auf den Tag die Nacht folgt.«
    Sie hob ihr tränennasses Gesicht und sah ihn an. Und Cassian konnte nicht anders, als ihr die Tränen vom Gesicht zu küssen.
    »Verzeih, meine Liebste. Verzeih, was ich dir angetan habe. Ich bereue jedes Wort, jeden Gedanken. Statt bei dir zu sein, statt dich zu schützen und für

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