Entscheidung der Herzen (German Edition)
dieses Gespräch eingebunden und Cathryn hörte nur,wie eine fremde, äuβerst geschmackvoll und vornehm gekleidete Frau sagte: »Oh, Silvana, meine Liebe, hast du schon gehört? Die Tochter unseres Londoner Gewandschneiders. Laetitia Feather, ist in der Stadt. Gerade eben habe ich sie gesehen.«
Sie zeigte mit dem Finger ihrer behandschuhten Hand in die Menge hinter sich und sagte: »Da, dort, das ist sie doch, nicht wahr? Sie hat sich sehr verändert!«
»Laetitia Feather?«, fragte David. »Seid Ihr sicher?«
»Dreht Euch um, dann seht Ihr sie.«
Die fremde Lady hatte den Satz noch nicht beendet, als David sich bereits mit für ihn untypischen Rücksichtslosigkeit einen Weg durch die Menge bahnte und immer wieder den Namen »Laetitia«, rief.
Cathryn hätte sich über ihren Bruder wundern müssen, doch sie war viel zu sehr mit dem eigenen Leid beschäftigt, um zu bemerken, was um sie herum geschah.
»Komm, lass uns Laetitia Feather begrüβen«, forderte Silvana Cathryn auf, während sie sie am Arm nahm. »Dein Bruder scheint sie auch zu kennen. Und sicher hast auch du dir schon mal ein Kleid bei ihrem Vater fertigen lassen. Deine Mutter war schon vor vielen Jahren Stammkundin dort.«
Cathryn schüttelte Silvanas Arm ab und sagte, einem plötzlichen Entschluss folgend: »Nein, ich habe noch etwas zu erledigen. Ich komme später. Wartet nicht auf mich.«
Silvana musterte sie aufmerksam und zog die Augenbrauen dabei etwas in die Höhe. »Du willst zu ihm, nicht wahr?«
Cathryn nickte: »Einmal noch. Ein einziges Mal noch.«
Silvana schüttelte sachte den Kopf. »Ich weiβ nicht, ob du dir damit einen Gefallen tust, aber verstehen kann ich dich.
Wenn du wieder nach Hause willst, lass nach unserer Kutsche rufen. Ein Mädchen deines Standes sollte nicht allein in der Dunkelheit durch die Straβen Nottinghams gehen.«
Cathryn nickte, ohne ihrer Tante richtig zugehört zu haben. Sie wartete noch nicht einmal, bis diese sich von ihr verabschiedet hatte, sondern schlängelte sich durch die Menschen, die Cassian wie ein Schwärm Fliegen folgten, und fand sich wenig später vor einem Kloster wieder.
Die Menschen drängten sich vor der Pforte, riefen nach Cassian, wollten sich von ihm segnen lassen, ihm die Hand küssen, danken. Doch der Mönch an der Pforte scheuchte sie weg wie ein Rudel hungriger Wölfe.
Cathryn blieb an der nächsten Ecke stehen und wartete so lange, bis keine Menschenseele mehr zu sehen war. Dann klopfte auch sie an die Pforte.
»Was wollt Ihr?«, fragte der Mönch und seine Stimme klang nicht gerade freundlich. »Ein Kloster ist ein Ort der Ruhe, hier bei uns geht es jedoch mittlerweile wie auf dem Jahrmarkt zu.«
»Ich möchte mit Lord Cassian von Arden sprechen. Er ist Gast in Eurem Hause.«
»Ach? Und Ihr denkt, Ihr wäret die Einzige, die das möchte? Hunderte klopfen seit Tagen an diese Pforte. Jetzt erst weiβ ich, welch anstrengende Aufgabe mein Bruder Petrus an der Himmelspforte zu bewerkstelligen hat. Aber schlimmer als hier kann es dort oben auch nicht sein.«
»Ich verstehe Euren Verdruss«, gab sich Cathryn verständnisvoll. »Aber ich kenne Cassian von Arden seit meiner Kindheit. Ich möchte mich nicht von ihm segnen lassen. Ich habe nur den Wunsch, mich von ihm zu verabschieden.«
War es ihre flehentliche Stimme? Waren es ihre rotgeweinten Augen?
Seufzend öffnete der Mönch die Pforte. »Schnell, kommt rein. Macht schon, damit die anderen nichts merken.«
Kaum war sie durch die groβe hölzerne Tür geschlüpft, schlug er diese auch schon wieder zu und schob den schweren Riegel ins Schloss.
»Ich bringe Euch in unser Besucherzimmer. Wartet dort, bis ich Cassian von Arden Bescheid gesagt habe. Wenn er Euch sehen möchte, wird er dorthin kommen.«
Cathryn nickte und folgte dem Mönch.
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Kapitel 16
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D as Besucherzimmer war ein schlichter Raum, in dem es keinen Ofen gab und dessen schmales Fenster nicht verglast war. Cathryn fröstelte und zog ihren Umhang enger um sich,
Dann setzte sie sich auf das schmale Brett, das man von der Wand klappen konnte und das übernachtungsgästen wohl als Schlafstatt diente. Die Minuten zogen sich in die Länge. Cathryn stand wieder auf, lief wie ein eingesperrtes Tier im Raum hin und her, verfolgt von der Angst, dass Cassian nicht kommen würde, und gleichzeitig getragen von der Hoffnung, dass sich im nächsten Moment die Tür öffnen und er vor ihr stehen würde.
Drauβen stand die Sonne bereits tief am Horizont. In den
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