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Entscheidung der Herzen (German Edition)

Entscheidung der Herzen (German Edition)

Titel: Entscheidung der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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dass Ihr es nicht ertragen könnt, in Eurer Umgebung Menschen zu wissen, die sich lieben, füreinander sorgen und einstehen? Ist es das? Seid Ihr so voller Neid und Missgunst auf die Zuneigung, die sich andere entgegenbringen, dass Ihr sie zerstören müsst, wo immer Ihr sie antrefft? Habt Ihr niemals geliebt?«
    »Liebe, ach, du meine Güte. Liebe!« Sir Baldwin spuckte das Wort »Liebe« beinahe in den Raum. »Es gibt keine Liebe unter den Menschen. Jeder ist sich selbst der Nächste. Wenn die Leute von Liebe sprechen, dann meinen sie Zweckbündnisse im besten Fall, im schlimmsten Falle aber sprechen sie von den tierischen Trieben, die in ihren Lenden hausen. Liebe, dass ich nicht lache! Es gibt nur eine Liebe und das ist die Liebe zu Gott!«
    Er wandte sich zu Cathryn, die neben ihm saβ. Sein Gesicht war dunkelrot angelaufen, der Mund zu einem dünnen Strich zusammengepresst und die Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt. Cathryn erschrak über das, was seine Miene widerspiegelte. Sie drückte Hass und eine unbändige Wut aus, deren Ursache sie nicht kannte.
    »Aber da wir gerade beim Thema Liebe sind, liebste, herzallerliebste Cathryn, so lass dir gesagt sein, dass du es warst, die das Schicksal deines kleinen, nun, wie soll ich sagen, deines kleinen Beutebruders in neue Bahnen gelenkt hat«, fuhr Sir Baldwin zynisch fort
    »Was meint Ihr? Bin ich etwa an Eurer abgrundtiefen Bosheit schuld?«
    »Oh, welch harte Worte aus so einem weichen Mund! Nein, meine Liebe! Was ich hier tue, nennt manausgleichende Gerechtigkeit. Du, liebste Cathryn, hast in Nottingham dafür gesorgt, dass Cassian von Arden für seine Verbrechen zwar zum Tode verurteilt, aber wegen Flucht nicht hingerichtet werden konnte. Mit deiner Hilfe hat er sich der Gerechtigkeit entzogen. Wenn du dafür sorgst, dass er sich stellt, kann Jonathan bei seiner Mutter bleiben. Tust du es nicht, werden alsbald Besucher aus London kommen und mit ihm sprechen wollen. Zunächst einmal nur sprechen.«
    Cathryn war bei diesen Worten aufgesprungen. Aus ihren Augen sprühten Blitze. »Cassian oder Jonathan. Einer von beiden muss sterben. Ist es das, was Ihr wollt?«
    »Ach je, ich bin kein Mann, der gern Blut flieβen sieht. Es würde mir   ich gebe diese kleine Schwäche gerne zu   regelrecht Leid tun, einen so kleinen Jungen dem Henker übergeben zu müssen. Gleichwohl werde ich mich an die Gesetze des Parlaments halten. Sie allein sorgen dafür, dass in England Recht und Ordnung herrschen.«
    Lord Arthur nickte. Kleine Schweiβperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet. Er presste Ober  und Unterkiefer so fest aufeinander, dass sein Kinn geradezu kantig wirkte.
    »Cassian oder Jonathan, sagt Ihr. Es gibt nichts Schlimmeres, das Ihr Eurer zukünftigen Gattin antun könntet. Und das wisst Ihr auch.«
    »Ich habe Euch schon vor einiger Zeit daraufhingewiesen, dass ihr Gehorsam beigebracht werden muss. Da Ihr, Lord Arthur, in dieser Hinsicht ja offensichtlich versagt habt, sehe ich mich gezwungen, diese Aufgabe zu übernehmen. Insofern tragt Ihr an alldem, was nun geschehen wird, eine nicht unerhebliche Schuld.«
    Nach diesem ungeheuerlichen Vorwurf ergriff Lady Elizabeth, die zuvor schweigsam und starr auf ihrer Stuhlkantegesessen hatte, das Wort. Sie schien plötzlich um Jahre gealtert. Unter ihre Augen hatten sich dunkle Schatten gelegt und ihre Haut wirkte mit einem Mal grau und faltig. Sogar ihre Haltung hatte sich verändert. Sie hielt die Schultern und den Nacken gebeugt, so als drücke eine schier unmenschliche Last sie nieder.
    »Ich weiβ nicht, warum Ihr unsere Familie zerstören wollt, Sir Baldwin. Nennt uns den Grund. Wenn wir Euch verstehen, so bin ich sicher, werden wir für alles eine Lösung finden. Die Macht des Wortes überragt noch immer und überall die Macht der Fäuste.«
    »Lasst dieses Seelsorgergeschwätz, Mylady. Es passt nicht zu Euch. Auch Euer Verständnis könnt Ihr Euch schenken. Eine Frau wie Ihr hatte noch niemals Verständnis für jemanden wie mich. Ich besitze mehr, als Ihr je besessen habt. Mit meinem Geld kann ich alles kaufen, wovon Ihr nur träumen könnt. Aber das war nicht immer so. Früher, als ich noch über der Werkstatt meiner Eltern in einer ärmlichen Kate hauste, da hättet Ihr mich nicht einmal mit Eurem Allerwertesten angeguckt. Nun, heute müsst Ihr mich nicht nur anschauen, sondern sogar mit mir reden und mir zuhören. Wie sich die Dinge doch ändern können, nicht wahr, Mylady?«
    »Was soll das?

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