Entscheidung der Herzen (German Edition)
Vergleicht Ihr Birnen mit äpfeln? Niemals hat jemand von uns Ihrer Familie etwas angetan. Und ich bin sicher, auch die Ardens wären sich keiner Schuld bewusst, würden sie noch leben«, mischte sich Lord Arthur ein.
»Jetzt kommt Ihr auf den Punkt, lieber Nachbar. Als ich ein kleiner Junge war, da hetzten einmal ein paar junge Lords aus der Gegend ihre Pferde durch die Straβe, in der ich damals lebte. Die jungen Wilden kümmerten sich nicht um die, die da standen und gingen. Noch nicht einmal für das Kind, das mitseinem Kreisel im Rinnstein spielte, hatten sie einen Blick übrig. Der Hufeines Pferdes traf mich und ich schrie, doch die Lords lachten nur: »Können diese Menschen auch sprechen?«, höhnte einer von ihnen. »Ja, aber ihr Wort hat Gott sei Dank nirgends Gewicht«, lachte der andere. Dann gaben sie ihren Pferden die Sporen und ritten weiter. Ich lag im Rinnstein und blutete. Irgendwann trat mein Vater auf die Straβe und fand mich dort. Er ging zum Richter und wollte die Lords anzeigen, das Pferd hatte mir solche Verletzungen zugefügt, dass ich tagelang das Bett hüten musste. Alles, was meine Eltern an Geldbesaβen, ging für die Arztkosten drauf. Aber das Einzige, was der Richter tat, war die Worte des Lords zu bestätigen: »Was unsereins sagt, hat kein Gewicht.« Meine Eltern mussten am Ende ihre Werkstattverkaufen. An jenem Tag habe ich mir geschworen, dass ich nicht eher ruhen werde, bis ich einen Lord dorthin gebracht habe, wohin ein anderer meine Eltern gebracht hatte.«
Sir Baldwins Gesicht hatte sich verändert, während er sprach. Alle Häme war aus ihm gewichen, die Zornesader an seiner Stirn dagegen pulsierte heftig.
»Uns allen ist schon einmal Unrecht widerfahren«, sagte Lord Arthur mit müder, schleppender Stimme. »Euer Zorn ist verständlich, unverständlich aber und alles andere als gottgefällig ist das Spiel, das Ihr mit uns treibt. Niemand von uns hat Euch damals das Unrecht zugefügt. Es gibt keinen Grund, Euch an uns zu rächen.«
»Lord bleibt Lord«, spuckte Sir Baldwin. »Und ein jeder von Euch hat Unrecht getan. Es ist gleichgültig, wer sich an wem rächt. Es bleibt, wie es ist: Schafft mir Lord Cassian von Arden herbei und Ihr behaltet Euren Bastard. Oder lasst den Wanderprediger laufen und der Bastard hat seine Zeit auf Erden abgesessen.«
»Ihr seid verrückt, Sir Baldwin. Absolut verrückt, krank an Herz, Verstand und Seele.«
»Haltet mich, für was Ihr wollt. Eure Meinung kümmert mich nicht. Oder, um es anders auszudrücken: Euer Wort hat kein Gewicht.«
Cathryn hatte ihren zukünftigen Gatten genau beobachtet. Jetzt versuchte sie noch ein letztes Mal, ihn umzustimmen: »Sir Baldwin, bald werde ich Eure Frau sein. Wir werden Kinder haben, durch deren Adern zur Hälfte adeliges Blut flieβt. Wie wollt Ihr diesen Kindern eines Tages erklären, woher Euer Besitz stammt? Mit welchen Worten wollt Ihr ihnen sagen, dass Ihr der Mörder ihres Onkels seid oder aber der Mörder Eurer Nachbarn? Und wie steht es mit Euch selbst? Ihr seid ein gottesfürchtiger Mann. Wollt Ihr wirklich eine so groβe Sünde auf Euch laden?«
»Geschwätz! Nichts als Geschwätz«, unterbrach Sir Baldwin seine Braut. »In der Bibel steht: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Sorgt Euch nicht um meinen Seelenfrieden. Ich bin Gott näher, als Ihr glaubt, näher, als Ihr es jemals sein werdet. Und, Cathryn, merk dir eines: Durch die Adern aller Kinder, die du zur Welt bringst, flieβt auch mein Blut. Es ist ein Gesetz der Natur, dass das Blut des Vaters sich gegen das der Mutter durchsetzt. Und sollte sich die Natur an dieser Stelle nicht an ihre Aufgaben halten, so werde ich nachhelfen.«
Er schlug mit der Hand auf den Tisch. »Ich glaube, wir haben genug geredet. Ihr wisst, was Ihr zu tun habt. Und Jonathan bleibt bei mir, bis Ihr mir Cassian von Arden bringt. Dies ist mein letztes Wort.«
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Kapitel 20
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O h, mein Gott, der arme Junge. Was sollen wir nur tun?« Lady Elizabeth weinte beinahe seit 24 Stunden. Sie hatte im Hause Humberts bis zur letzten Sekunde Haltung bewahrt, doch in der Kutsche auf dem Heimweg flössen ihre Tränen in Strömen und waren seither nicht mehr versiegt.
Lord Arthur dagegen schwieg. Wie ein gefangenes Tier lief er im groβen Wohnzimmer auf und ab. Keine Minute lang hielt es ihn auf einem Stuhl. Nur ab und an trat er hinter seine Frau und tätschelte ihr die Schulter.
»Wir müssen jetzt ganz stark sein, Elizabeth. Cathryn trägt das schlimmste Los von uns
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