Entscheidung der Herzen (German Edition)
aufrecht gehalten. Mit der Rückkehr des Königs war die einzige Chance verbunden gewesen, seinen Besitz zurück zuerlangen. Doch jetzt war auch dieser Hoffnungsschimmer verschwunden, die Jourdans samt und sonders dem Untergang geweiht oder auf die Gnade Sir Baldwins angewiesen.
»Nun«, meinte Lord Arthur und setzte sich mit äuβerst geradem Rücken und so würdevoll er es nur vermochte, auf die vordere Kante des harten Stuhles. »Nun, ich bin sicher, das Parlament handelt im Interesse aller Engländer.«
»Wie wahr, wie wahr. Und unser König ist ein König des Volkes«, bestätigte Sir Baldwin und tätschelte dem kleinen Jonathan über den Tisch hinweg die Hand.
»Und nicht nur das, nein, die Güte und Nachsicht unseres groβen Königs Karl II. geht noch weiter. Er hat einer Generalamnestie zugestimmt.«
Bei diesen Worten behielt er Lady Elizabeth fest im Blick, beobachtete, wie die Anspannung aus ihren Zügen wich und sie leise zu lächeln begann, während sie ihrem Jüngsten einen liebevollen Blick zuwarf.
Dies schien Sir Baldwin der richtige Augenblick zu sein,um weiterzusprechen. »Bedauerlich für manchen ist wohl nur die Tatsache, dass diejenigen, die sich an den Anschlägen auf Cromwell beteiligt haben, nicht unter diese Amnestie fallen. Ja, es besteht sogar die Pflicht eines jeden Bürgers, betreffende Personen zu melden und sogar deren Kinder und Kindeskinder anzuzeigen.«
Lady Elizabeths Gesicht wurde kalkweiβ. So weiβ, dass jeder fürchtete, sie würde auf der Stelle in Ohnmacht fallen. Ihre schmalen Hände irrten wie Vögel mit gebrochenen Flügeln über die Tafel und suchten vergeblich nach einem Halt. Lord Arthur war aufgesprungen und reichte seiner Frau ein Glas Wasser. Cathryn schoss Blicke voll glühenden Hasses in die Richtung ihres zukünftigen Ehemannes und sagte voller Verachtung: »Gott wird Euch strafen, Sir Baldwin. Und ich hoffe, dass ich diesen Tag noch erleben werde.«
Allmählich beruhigte sich Lady Elizabeth. Kühl und mit strenger Miene sah sie zu Jonathan und sagte: »Ich finde, du solltest mal im Stall nach dem jungen Fohlen sehen, das hier in der letzten Woche zur Welt gekommen ist. Sir Baldwin wird es dir in seiner unendlichen Güte sicherlich erlauben.«
Jonathan, der seine Mutter so nicht kannte, blickte ängstlich zu seinem Vater. Er verstand nicht, was in diesem Moment vor sich ging. Noch nie hatte er an einer Einladung für Erwachsene teilnehmen dürfen. Und nun, da es endlich so weit war, wollte er keine Minute davon verpassen, auch, wenn er nicht wusste, warum diese Erwachsenen plötzlich alle so merkwürdig waren.«
»Tu, was deine Mutter dir gesagt hat, Junge«, befahl nun auch Lord Arthur und wies nachdrücklich mit der Hand auf die Tür.
Widerstrebend stand Jonathan auf und ging hinaus.
Als er durch die Tür war, fragte Lord Arthur: »Was soll das heiβen, Baldwin? Ihr habt uns schon alles genommen, was wir hatten. Unsere Tochter ist Euch versprochen. Wollt Ihr nun auch noch den Sohn ? Reicht es Euch nicht, den Clan der Ardens zerstört zu haben?«
»Nun mal langsam, Mylord. Nicht ich habe den Arden Clan zerstört. Das haben sie selbst getan. Sie waren Hochverräter und haben bekommen, was sie verdient haben. Und Ihr, Lord Jourdan, habt Glück gehabt, dass es Euch nicht genauso ergangen ist.«
»Was wollt Ihr von Jonathan?«, fragte Lord Arthur und seine Stimme klang gefährlich leise und heiser.
»Ich brauche einen Stallburschen«, erklärte Sir Baldwin mit ausdrucksloser Miene. »Einen Jungen im Alter Eures Sohnes, der dem Knecht bei den Pferden hilft. Er wird sein Auskommen haben bei mir. Einen Platz in der Scheune, dazu eine Decke und gesunde und nahrhafte Kost.«
»NEIN!«
Lady Elizabeths Wort klang wie ein Schrei. »Nein, Ihr bekommt Jonathan nicht. Eher werde ich bei Euch als Stallbursche dienen, als dass Ihr meinen Sohn auch nur eine Nacht lang unter Eurem Dach haben werdet.«
»Wie Ihr wollt«, war alles, was Sir Baldwin dazu sagte. Er zuckte mit den Schultern und trank ein paar Schlucke aus seinem Glas.
»Ich habe demnächst wieder in London zu tun. Den König und das neue Parlament wird es sicherlich freuen, wieder jemanden entlarvt zu haben, der an den Anschlägen auf Cromwell beteiligt war.«
»Warum?«, fragte Cathryn, deren Gesicht ebenfalls ungesund blass geworden war. Sie hatte die Hände zu Fäustengeballt, so sehr, dass sich ihre Fingerknöchel weiβ abzeichneten. »Warum, Sir Baldwin? Was habt Ihr davon? Seid Ihr so böse,
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