Entscheidung des Schicksals
Gastredner.“
Die Tür zur Bibliothek stand offen. Als sie hineingingen, gab Gabe ihr einen leichten Stoß, so dass sie sich fast hinter ihnen schloss. „Wer war das?“
„Dr. Richard Albright.“ Addie atmete den Duft von Leder und Zitronenöl ein. Es war Wochen her, dass sie hier gewesen war. Dass sie in Gabes Armen neben dem Schreibtisch gestanden hatte. Damals hatte sie nicht wissen können, wie dramatisch sich ihr Leben ändern würde.
„Er ist der Leiter des National Arboretum in D.C.“, fuhr sie fort. „Als er erfuhr, dass ich arbeitslos bin, bat er darum, meine Unterlagen für das Projekt sehen zu dürfen. Die Schriftführerin der Gesellschaft hatte eine Kopie mit. Er überflog sie, fragte nach meiner Ausbildung und bot mir eine Stelle an. Sie wollen mir sogar helfen, einen Abschluss in Botanik zu machen.“ Noch immer konnte sie nicht fassen, wie beeindruckt der Mann von ihren gründlichen Recherchen gewesen war.
Addie blieb am langen roten Ledersofa stehen.
Gabe lächelte. „Addie, das ist perfekt für dich. Du hast immer gern mit Pflanzen gearbeitet. Jetzt kannst du endlich tun, was du wirklich willst.“
Er schien sich wirklich für sie zu freuen, und früher hätte sie sein Lächeln glücklich erwidert. Aber jetzt hatte sie das schreckliche Gefühl, dass hinter seine Freude nichts als tiefe Erleichterung steckte. Darüber, dass sie versorgt war. Und darüber, dass sie weggehen würde.
„Wann ziehst du nach Washington?“
Konnte er denn nicht wenigstens so tun, als würde er sie vermissen? Enttäuscht wandte sie sich ab und versuchte, sich den Schmerz in ihrer Brust nicht anmerken zu lassen.
„Dr. Albright hat gesagt, ich kann jederzeit anfangen. Ich werde mir sofort eine Wohnung suchen.“
„Wo?“
„Ich weiß nicht genau, wo das Arboretum liegt, aber wahrscheinlich irgendwo in der Nähe.“
Einen Moment lang sagte Gabe nichts. Verunsichert hob Addie den Blick.
„Könntest du dir vorstellen, in Fredericksburg zu wohnen?“
Verwirrt verschränkte Addie die Arme vor ihrem Schmerz. „Fredericksburg ist eine Stunde von D.C. entfernt.“
„Und eine Stunde von Richmond. Damit wären wir genau in der Mitte.“
Addie erstarrte.
Wir?
Sie schaute ihm ins Gesicht. „Was genau habt Leon und du für mich vorgesehen?“
„Leon hat nichts damit zu tun“, murmelte er. Obwohl der Mann ihm geholfen hatte, sich über einiges klar zu werden. Genau wie das Versprechen, das seine Mutter ihm abgenommen hatte.
„Ich weiß, ich hätte dich anrufen sollen“, gestand er. Er wusste jetzt, was er wollte. Bei Addie war er sich da nicht so sicher.Ihre verschränkten Arme wirkten nicht gerade einladend. „Ich wusste nur nicht, was ich dir sagen sollte. Alles ging so schnell“, sagte er und ging auf und ab. Er konnte nur hoffen, dass sie ihn verstehen würde. „Die Leute wollten Antworten, die ich nicht hatte, und ich musste weg, um in Ruhe nachzudenken. Das tue ich meistens auf dem Anwesen, aber du warst hier, also bin ich zum Wochenendhaus eines Freunds gefahren.
Oben im Norden.“
Er fuhr sich durchs Haar. „Ich war zwei Tage dort, als mir aufging, was ich wirklich brauche, um mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Nicht den Wald.
Auch nicht den See. Es war immer die Frau, die hier auf mich wartete.“
Er blieb vor ihr stehen und senkte die Stimme. „Ich habe immer gedacht, es würde viel länger dauern, eine Entscheidung wie diese zu treffen. Aber ich habe mich geirrt. Mir ist etwas klar geworden. Du warst der Grund dafür, dass ich nach Hause kam, wenn ich Antworten brauchte oder meine Batterien aufladen musste.
Du kennst mich, Addie.“ Sie war der einzige Mensch, bei dem er wirklich er selbst sein konnte. Sie kannte seine Träume, seine Ängste, seine Schwächen. „Und ich kenne dich.“
Mit für ihn ungewohnter Zaghaftigkeit hob er die Hand und berührte ihr weiches, schimmerndes Haar.
„Ich bin seit Jahren in dich verliebt“, gestand er und war unendlich erleichtert, als sie nicht vor ihm zurückwich. „Ich wusste es nur nicht. Es wurde mir erst klar, als ich in Gefahr war, dich zu verlieren.“
Ihre Ruhe, ihre Ausgeglichenheit erlaubte es ihm, sein inneres Gleichgewicht zu wahren. Sie war sein Anker. „Du hast mir einmal gesagt, dass ich jemanden brauche, der mir hilft, meine Ziele zu erreichen. Genau das hast du die ganze Zeit getan.“ Er strich über ihr Haar. „Aber wie ich deiner Mom gerade gesagt habe, bedeuten mir diese Ziele ohne dich gar nichts.“
Ihr
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