Entscheidung des Schicksals
Wettervorhersage ist gut. Alles wird gut werden.“
„Gut reicht nicht.“ Mrs. Kendrick lächelte, als Gabe sich zu ihr umdrehte. „Es soll perfekt sein. Guten Morgen, mein Junge“, sagte sie und begrüßte ihn mit einem Kuss auf die Wange. „Wir haben dich bei Frühstück vermisst. Dein Onkel Charles möchte, dass du dich an den Stallungen mit ihm triffst. Er will mit dir ausreiten.“
Sydney, in makellos weißes Leinen gehüllt, machte eine Handbewegung zum Haus hinüber. „Und die Kinder wollen mit dir Fußball spielen.“
„Oh, das können sie nicht“, wandte Mrs. Kendrick ein. „Dort wird bald das Zelt aufgebaut. Es wäre das Beste, wenn sie an den Tennisplätzen spielen würden.“
„Soll ich sie beim Ausritt mitnehmen?“ bot Gabe an.
„Nein!“ riefen die drei jüngeren Frauen im Chor.
„Wir wollen keine Knochenbrüche“, erklärte seine kleine Schwester Tess. „Wie ich dich und Onkel Charles kenne, würdet ihr sie über Baumstämme oder Hecken springen lassen, und eine Fahrt zur Unfallstation steht nicht auf dem Plan.“
„Hochzeiten sind sorgfältig durchorganisierte Ereignisse“, informierte Sydney ihn.
„Was sie meint, mein lieber Bruder, ist, dass du keine Ahnung davon hast, was für eine Vorbereitung ein solches Fest erfordert“, mischte sich Ashley, seine andere Schwester, ein, als sie und eine weitere Cousine hinzukamen. „Deine Leute könnten von uns etwas lernen.“
Schweigend entfernte Addie sich um weitere, zehn Meter und inspizierte den Bereich des Gartens, in dem nach der Trauung Cocktails serviert werden sollten.
Da die Bar sich im Pavillon befinden würde, arbeitete sie sich durch die roten Petunien, die den Sockel umgaben.
Niemand schien sie zu bemerken, als sie fast ganz hinter dem eleganten weißen Bauwerk verschwand. Genau wie niemand anzuerkennen schien, dass sie und ihre Gärtner es waren, die jedes Blatt und jeden Grashalm auf dem großen Anwesen aufgezogen hatten. Komplimente dafür bekam Mrs. Kendrick, nicht sie.
Sie war nur Mittel zum Zweck.
„Wer nimmt denn diesen Wahnsinn als Nächster auf sich?“ fragte Sydney. „Hat jemand eine Beziehung, von der er uns nichts erzählt hat?“
„Nicht, dass ich wüsste“, erwiderte die hübsche, eher zurückhaltende Ashley.
„Ich jedenfalls nicht. Ich hatte seit Monaten kein Date mehr, also stehe ich auf der Liste ganz unten.“
„Was ist mit Cord? Hat er wieder jemanden gefunden, nachdem das Model ihn vor Gericht gezerrt hat?“
Ashley warf ihrer taktlosen Cousine einen tadelnden Blick zu. „Ich glaube, seit der Vaterschaftsklage hält er sich bedeckt. Er kommt allein zur Hochzeit.“
„Ich kann nur beten, dass er sich für eine Weile keinen Ärger einhandelt“, murmelte Mrs. Kendrick. In manchen Zeiten war ihr zweiter Sohn häufiger in den Medien gewesen als alle anderen Familienmitglieder zusammen. „Für dieses Jahr hatten wir wahrlich genug Schlagzeilen.“
„Was ist mit dir, Gabe?“ fragte die neugierige Sydney. „Hast du eine Freundin, die du vor uns verbirgst?“
„Soll das ein Witz sein?“ Die Braut lachte. „Gäbe es da jemanden, hätten wir es längst aus der Presse erfahren. Glaub mir, er hat keine.“
Aus den Augenwinkeln sah Addie, wie Gabe gutmütig lächelte. „Ich glaube, ich höre ein Pferd wiehern“, murmelte er. „Ich bin weg.“
„Feigling“, flüsterte Ashley.
„Schlau“, entgegnete er im Davongehen.
Er fing Addies Blick auf und lächelte – bis er die Stimme seiner Schwester hörte.
„Ich kenne jemanden, der bald heiraten wird“, verkündete Ashley. „Unsere Gärtnerin.“ Gabe blieb auf ein Mal wie angewurzelt stehen. „Ich habe es erst gestern von der Köchin erfahren.“ Sie schaute zum Pavillon hinüber, legte anmutig eine Hand auf ihre Perlen und reckte den Hals. „Addie“, rief sie.
„Glückwunsch zu deiner Verlobung.“
Jede einzelne der wunderschön gekleideten Frauen strahlte zu ihr hinüber.
Auf Gabes Gesicht erlosch das Lächeln.
„Auch ich gratuliere“, sagte Mrs. Kendrick. „Deine Mutter hat mir erzählt, dass du noch keinen Hochzeitstermin festgelegt hast. Wir unterhalten uns sicher noch, aber du sollst wissen, dass wir dich hier vermissen werden.“
Addie war es nicht gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen. Meistens war sie für diese Menschen unsichtbar. Daran musste es liegen, dass ihre Wangen sich anfühlten, als wären sie rot.
„Danke“, sagte sie. Mehr fiel ihr nicht ein, bevor die Frauen sich wieder einander zuwandten.
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