Entscheidung im Palast des Prinzen
Verbindungen geheiratet hat.“ Mit fragend hochgezogenen Augenbrauen wandte sie sich wieder an Paige. „Sind Sie Cowgirl gewesen, Prinzessin Woronowa?“
In Paiges Schläfen begann es zu pochen. Nicht nur, dass die Frau sehr unhöflich war, nein, sie hatte sich auch noch mit Alexej getroffen! Und die beiden haben über mich gesprochen. Contenance! hätte Marija ihr geraten. Also ließ sich Paige nichts anmerken.
„Da treffen Sie mich auf dem falschen Fuß, Gräfin“, erklärte sie deshalb so gelassen wie möglich, „mein Mann hat mir gar nicht gesagt, dass er Sie getroffen hat.“
Die Gräfin lachte, und in ihren goldfarbenen Augen glitzerte es boshaft. „Nein, das glaube ich auch. Das wäre vielleicht nicht so gut für den Haussegen gewesen, hm?“
Bevor Paige darauf etwas erwidern konnte, tätschelte die Gräfin ihrem Bruder den Arm. „Jewgeni, sei nett zu der Prinzessin, hörst du? Ich muss mit Herrn Kaminski sprechen.“
„Meine Schwester ist böse auf Sie“, erklärte Petrow, sobald seine Schwester außer Hörweite war.
Paige sah ihr nach, wie sie sich mit schwingenden Hüften elegant und anmutig durch die Menge bewegte, sodass sich viele Männer nach ihr umdrehten. So zu gehen werde ich wohl nie lernen, dachte sie. „Warum ist sie denn böse auf mich?“, erkundigte sie sich dann bei Petrow. „Ich habe ihr nichts getan.“
Er nahm sie beim Arm und führte sie um die Menge herum zur anderen Seite des Saals. Paige ging mit, weil sie nicht unhöflich sein wollte, aber als sie sich nach Marija umsah, war diese verschwunden.
„Doch, Sie haben schon etwas getan“, sagte er schließlich, „Sie haben Prinz Woronow geheiratet. Das war eigentlich ein Ziel, das sich meine Schwester nach dem Tod des Grafen für sich selbst gesetzt hatte.“
„Ich denke, wenn Alexej sie hätte heiraten wollen, hätte er es getan. Das ist ja wohl kaum mein Fehler.“
Jewgeni Petrow lachte, und Paige dachte wehmütig, dass er genau der Typ Mann war, den sie früher anziehend gefunden hatte. Er war groß, blond und sah ziemlich gut aus. Aber seitdem Alexej in ihr Leben getreten war, schien sie nur noch auf dunkelhaarige, nachdenkliche Typen zu stehen, die nichts von ihr wissen wollten.
Jewgeni schien nett zu sein, trotz seiner Schwester, und er sprach gut Englisch. Das erste Mal seit Wochen unterhielt sich jemand ganz normal mit ihr – auch wenn man das hier kaum als normale Unterhaltung bezeichnen konnte.
„Ja“, sagte Jewgeni gerade, „meine Schwester hatte ihre Chance, Alexej an die Leine zu legen, als die beiden ein Liebespaar waren.“
Diese Mitteilung erschreckte Paige so, dass sie sich nicht mehr aufs Gehen konzentrierte und stolperte. Jewgeni fing sie auf.
„Vielen Dank“, sagte Paige, während sie überlegte, ob die beiden auch noch ein Liebespaar gewesen waren, als Alexej sie zum ersten Mal mit zum Palast genommen hatte. Dass er damals mit jemandem zusammen gewesen sein könnte, war ihr bisher überhaupt nicht in den Sinn gekommen, und die Vorstellung bereitete ihr Kopfschmerzen.
Jewgeni führte sie auf eine Terrasse, die einen schönen Blick auf einen Kanal bot. Der Himmel war rosarot im Schein der untergehenden Sonne. Ein Boot kam vorbei, und die Leute an der Reling beobachteten, wie die Stadt sozusagen an ihnen vorbeiglitt.
Jewgeni berührte Paige am Arm und ließ seine Hand dort. „Es tut mir leid. Sie wussten nicht, dass meine Schwester und Ihr Ehemann ein Liebespaar waren, und ich habe es einfach so ausgeplaudert.“
„Das ist nicht Ihre Schuld.“ Paige begann daran zu zweifeln, dass Jewgeni wirklich nett war, und zog sich vorsichtig von ihm zurück.
„Trotzdem fühle ich mich verantwortlich.“
„Das brauchen Sie nicht.“ Paige schlang die Arme um sich und schüttelte den Kopf. „Bestimmt gab es in Alexejs Vergangenheit viele Frauen.“
„Ist Ihnen kalt?“
„Ein bisschen, ich bin an diese Temperaturen nicht gewöhnt.“
„Darf ich Ihnen mit meiner Smokingjacke aushelfen?“ Ohne auf ihre Antwort zu warten, zog er das Jackett aus und legte es Paige um die Schultern. Dabei hatte sie den Eindruck, dass sie seine Hilfe ablehnen sollte, wusste aber nicht, wie sie es formulieren konnte, ohne unhöflich zu wirken. Vielleicht wollte er wirklich nur nett sein. Als er seine Hände allerdings auf ihre Schultern legte, um dann auch noch über ihre Arme zu streichen, wurde Paige jedoch leicht panisch. Sie wollte sich gerade von ihm losmachen, als eine Stimme sagte: „Wie
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