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Entscheidung im Palast des Prinzen

Entscheidung im Palast des Prinzen

Titel: Entscheidung im Palast des Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raye Harris
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Russells verabscheute. „Nicht alles kann wiedergutgemacht werden, Paige, und manches sollte auch nicht wiedergutgemacht werden.“
    Es gefiel ihm nicht, wie sie ihn jetzt ansah, so traurig und enttäuscht. Wieder einmal kam er sich vor wie ein großer Bär, der ihr Leben bedrohte. Das machte ihn ärgerlich. Vielleicht war er nicht ganz aufrichtig zu ihr gewesen, aber er hatte nie vorgehabt, ihr wehzutun.
    „Du kennst die Hintergründe nicht“, fuhr er nun fort. „Du glaubst, alles wäre einfach und dass Probleme, die schon ein Leben lang existieren, durch ein Gespräch gelöst werden können. Du denkst, dass ich Chad und Elena vergeben und die ganze Sache vergessen sollte, nur weil wir blutsverwandt sind.“
    „Das habe ich überhaupt nicht gesagt“, widersprach Paige. „Aber ich verstehe einfach nicht, warum du nicht wenigstens versuchst, auf sie zuzugehen. Irgendjemand muss doch den ersten Schritt machen.“
    „Ich bestimmt nicht. Ich brauche die beiden nicht. Ich brauche niemanden.“
    „Natürlich nicht“, sagte sie, und ihre Augen glänzten verdächtig, „so ist es auch viel einfacher, nicht wahr? Wenn man Menschen braucht, macht einen das nur angreifbar.“
    Dieser Satz erstaunte Alexej so, dass er nichts sagen konnte. Über dieses Thema hatte er noch mit niemandem gesprochen, und selbst wenn, hätte es bestimmt keiner so auf den Punkt gebracht wie Paige gerade eben. Sie hatte seinen Schutzschild aus Stolz und Einsamkeit durchbrochen und war direkt zum Kern des Problems vorgedrungen: Es war leichter, niemanden zu brauchen, leichter, keinen Menschen zu lieben. Aber er wollte nicht durchschaut werden.
    „Ich muss jetzt los“, sagte er deshalb steif. „Es muss noch viel getan werden, bevor wir Nutzen aus Walischnikows Land ziehen können. Ich komme wieder, sobald es mir möglich ist.“
    „Warum kann ich dich nicht begleiten? Ich kenne hier doch nur dich, und ich will nicht allein sein.“
    Ihre Bitte versetzte ihm einen Stich. Aber er musste in diesem Punkt hart bleiben und erst einmal wieder zu sich selbst finden. „Du wirst nicht allein sein, Wassili und die anderen Angestellten sind hier. Es gibt viel für dich zu tun. Du musst Russisch lernen. Wenn ich zurückkomme, gehen wir auf Cocktail-Partys, zu Abendessen, ins Theater und ins Ballett. Bis dahin musst du lernen, wie sich eine Prinzessin benimmt.“
    „Warum kann ich nicht in Moskau Russisch lernen?“
    „Weil ich wünsche, dass du es hier lernst.“
    „Du willst mich eigentlich gar nicht, nicht wahr, Alexej? Du hast mich nur wegen des Babys geheiratet, so wie du mich nur verführt hast, um an Informationen zu kommen. Ich bin dir völlig egal.“
    Genau das sollte sie denken, dachte Alexej. Das war leichter, als sich in einem Gefühlswirrwarr zu verstricken. Nicht dass er irgendetwas für sie empfunden hätte. Aber wenn er jetzt versuchen würde, sich zu rechtfertigen und sie zu trösten, würde er ihr am Ende noch mehr wehtun. Und das wollte er auf keinen Fall.
    „Ich habe dich zu meiner Frau gemacht, weil du die Mutter meines Kindes sein wirst. Durch unsere Eheschließung bist du eine Prinzessin geworden und wohlhabender, als du es dir jemals hättest träumen lassen. Was willst du denn noch von mir?“
    „Ja, was eigentlich noch?“ Sie wandte sich ab und blickte wie Alexej zu Beginn ihrer Unterhaltung über die Parkanlagen.
    „Ich komme in einigen Tagen wieder.“ Er zögerte einen Moment. Warum, wusste er nicht.
    Paige machte eine Handbewegung, als wäre sie eine Königin, die einen Regierungsbeamten entließ. Dabei sah sie ihn nicht an und sagte nur: „Schön. Viel Spaß!“
    Aus ein paar Tagen wurde eine Woche. Aus einer Woche wurden zwei. In ihrem ganzen Leben war Paige noch nie so verärgert gewesen. Außerdem fühlte sie sich allein und nutzlos. Alexej hatte sie nach Russland gezerrt, geheiratet und dann in diesen goldenen Käfig gesteckt. So hatte sie sich ihr Leben nicht vorgestellt. Mit gerade einmal achtundzwanzig Jahren konnte man normalerweise tun, wonach einem der Sinn stand, vielleicht ein bisschen reisen, irgendwann einen Partner finden, heiraten und Kinder bekommen.
    Unwillkürlich legte sie sich eine Hand auf den Bauch. Dieses Kind war das einzig Wunderbare an ihrer Beziehung mit Alexej, und bald würde es die einzige Person sein, die ihr in Liebe zugetan war. Von Emma hatte sie nichts mehr gehört, seitdem sie Texas verlassen hatte. Der Gedanke, dass ihre Schwester ihr womöglich nie vergeben würde, quälte

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