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Entscheidung in Cornwall

Entscheidung in Cornwall

Titel: Entscheidung in Cornwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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kennen.«
    Kopfschüttelnd versuchte Ramona sich vorzustellen, wie sich die zerbrechlich aussehende Frau bei Rugby-Spielen die Kehle heiser schrie oder schwierige Computerprobleme löste. »Wahrscheinlich ist dein anderer Bruder Physiker«, sagte sie.
    »Nein, Shawn ist Tierarzt.« Brians Stimme bekam plötzlich eine ganz besondere Wärme.
    »Dein Lieblingsbruder?«
    Er legte den Kopf schief und griff nach der Teekanne, um sich nachzuschenken. »Wenn es unter Geschwistern so etwas wie Lieblingsbrüder oder -schwestern gibt … dann ja. Er ist einfach einer der nettesten Menschen, die ich kenne. Und er ist unfähig, einem anderen wehzutun. Als Junge war er immer derjenige, der den Vogel mit dem gebrochenen Flügel oder den Hund mit der verletzten Pfote fand. Du kennst den Typ.«
    Ramona kannte ihn nicht, murmelte aber irgendetwas und trank einen Schluck Tee. Brians Familie fing an, sie zu faszinieren. Aus irgendeinem Grund hatte sie geglaubt, Menschen, die im selben Haus unter denselben Umständen erzogen worden waren, müssten sich ähnlicher sein. Brian und seine Geschwister schienen aber völlig verschieden. »Und deine zweite Schwester?«
    »Moira?« Er lachte. »Sie geht noch zur Schule und will entweder in die Hochfinanz oder zum Theater. Vielleicht studiert sie aber auch Anthropologie. Sie ist noch unentschlossen.«
    »Wie alt ist sie?«
    »Achtzehn. Sie findet deine Platten übrigens fantastisch. Als ich das letzte Mal zu Hause war, hatte sie jedenfalls alle.«
    »Ein sehr sympathischer Zug«, sagte Ramona, »ich mag sie jetzt schon sehr.« Sie blickte wieder zum Kaminsims hinüber. »Deine Eltern müssen sehr stolz auf euch alle sein. Was ist dein Vater von Beruf?«
    »Zimmermann.« Brian fragte sich, ob ihr bewusst war, was für einen wehmütigen Ausdruck ihre Augen hatten. »Er arbeitet noch immer voll, obwohl er weiß, dass wir genug Geld haben. Er ist sehr stolz.« Er unterbrach sich einen Moment, rührte in seiner Teetasse und sah Ramona an. »Mutter trocknet wie früher die Wäsche an der Leine, obwohl ich ihr vor zehn Jahren einen elektrischen Trockner gekauft habe. Solche Menschen sind meine Eltern … einfach, gradlinig und unendlich liebenswert.«
    »Du bist gut dran«, sagte Ramona, stand auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen.
    »Ja, das weiß ich. Obwohl ich mir, während ich heranwuchs, wahrscheinlich kaum den Kopf darüber zerbrochen habe. Es ist leicht, alles als selbstverständlich hinzunehmen. Du musst es sehr schwer gehabt haben.«
    Sie hob die Schultern. »Ich habe es überlebt.« Sie trat ans Fenster und sah auf Klippen und Meer hinaus. »Gehen wir spazieren, Brian. Es ist so schön draußen.«
    Brian stand auf und ging zu ihr, nahm Ramona bei den Schultern und drehte sie zu sich herum. »Das Leben ist mehr als einfaches Überleben, Ramona«, sagte er ernst.
    »Ich habe heil und gesund überlebt«, erwiderte sie. »Das schafft nicht jeder.«
    »Hör zu, Ramona. Ich weiß, dass du zweimal wöchentlich nach Hause telefonierst, aber du sprichst nie mit mir darüber.« Er schüttelte sie leicht und liebevoll. »Sprich mit mir, mein Herz!«
    »Nicht darüber, nicht jetzt, nicht hier.« Sie schlang die Arme um ihn und presste die Wange an seine Brust. »Hier soll uns nichts berühren … weder Vergangenheit noch Zukunft. Da ist so viel Hässliches, Brian, eine so schwere Verantwortung. Ich brauche Zeit. Ist das so unrecht?« Sie hielt ihn noch fester, hielt ihn besitzergreifend fest. »Können wir nicht träumen, dass es niemanden gibt außer uns beiden, Brian? Nur eine kleine Weile träumen, dass wir auf der Welt allein sind?«
    Sie hörte ihn seufzen, als seine Lippen ihr Haar streiften. »Eine kleine Weile … ja, Ramona. Aber Träume müssen zu Ende gehen, und ich will auch die Wirklichkeit.«
    Ramona nahm sein Gesicht in die Hände. »Wie Joe in unserem Drehbuch«, sagte sie nachdenklich und lächelte dann. »Er findet am Ende zur Wirklichkeit, nicht wahr?«
    »Ja.« Brian küsste sie. »Das beweist, dass Träume wahr werden können«, sagte er.
    »Aber ich bin kein Traum, Brian.« Sie nahm seine Hände in die ihren, und in ihren Augen war ein Lächeln. »Und du hast mich schon zum Leben erweckt.«
    »Und das ohne Zauber und schwarze Magie.«
    Ramona zog eine Braue hoch. »Das kommt auf den Standpunkt an«, entgegnete sie. »Ich fühle den Zauber immer noch.« Langsam hob sie seine Hände zum Ausschnitt ihrer Bluse. »Ich glaube, du warst hier, als wir unterbrechen

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