Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
Vom Netzwerk:
überhäufen und durfte es niemals wagen, um Felicitys Hand anzuhalten.
    Trotz all seiner Unzulänglichkeiten hatte sie ihn auserkoren. Und zum ersten Mal in seinem korrekten, gewissenhaften Leben hatte Hawthorn Greenwood etwas durchaus Anstößiges und Unkorrektes getan. Etwas Heimliches. Etwas Skandalöses. Etwas so Ungeheuerliches, dass er kaum glau ben konnte, dass es ihm passierte .
    Felicity Lyte hatte ihm ein ganzes Füllhorn verbotener Früchte angeboten. Und während er sich daran ergötzt hatte, war sein Appetit nach diesen verbotenen Früchten ins Unermessliche gestiegen. Im gegenseitigen Einvernehmen sollte sich ihre Liebesbeziehung nur auf diese Saison in Bath beschränken. Doch dann, obgleich noch einige beseligende Wochen vor ihnen lagen, hatte er unvermutet ein paar Zeilen von ihr erhalten, mit denen sie ihre Beziehung in knappen Worten beendete.
    Wie nicht anders zu erwarten, war ihr Interesse an ihm erloschen. Vermutlich hatte sie einen reizvolleren Ersatz gefunden.
    Er ließ den Blick durch das halbdunkle Schlafzimmer schweifen und stellte zufrieden fest, dass sie allein schlief – wenigstens in dieser Nacht.
    Heftig schüttelte er den Kopf, um seinen unangebrachten Groll loszuwerden. Natürlich hatte ihn Felicitys kühle Art, mit der sie ihm den Laufpass gegeben hatte, maßlos erzürnt und tief verletzt – das gestand er sich offen und ehrlich ein. Allerdings gab ihm das nicht das Recht, zu dieser unzivilisierten Stunde in ihr Haus zu stürmen und sie mit seinem Verdacht so zu erschrecken, dass sie in Ohnmacht sank.
    „Felicity?“ Er hatte ihren Namen durchs Treppenhaus gebrüllt, hatte ihn erschrocken ausgestoßen, als sie in seinen Armen zusammengebrochen war, nun flüsterte er ihn zärtlich, während er ihre Hand streichelte. „Wach auf, bitte. Es tut mir leid, dass ich so wütend damit herausgeplatzt bin. Das muss dir schreckliche Angst eingejagt haben.“
    Seine Beunruhigung wuchs, als sie sich immer noch nicht bewegte. Besorgt legte er zwei Finger an ihren Hals, um ihren Puls zu fühlen.
    „Thorn?“ Felicitys Lider begannen zu flattern. Sie flüsterte seinen Namen liebevoll, und ihre Lippen umspielte ein verträumtes Lächeln. „Was ist geschehen? Wo bin ich, Liebster?“
    Hawthorns Herz überschlug sich beinahe. Hatte er ihren Brief missverstanden? Begehrte sie ihn noch immer, wenigstens noch ein paar kurze Wochen? Der Gedanke versetzte ihn in eine Hochstimmung, die ihn beunruhigte und verwirrte.
    Welche beängstigende Macht über sein Seelenheil hatte er dieser Frau übertragen?
    Wie um ihre Macht zu beweisen, schlug Lady Lyte ihre strahlend grünen Augen auf, ein Zittern durchflog sie. Und plötzlich zuckte sie unter seiner Berührung zurück.
    „Was machen Sie hier?“
    Ein Schlag ins Gesicht hätte ihn weniger schmerzhaft getroffen als ihr eisiger Ton. Entsetzt wich Hawthorn zurück.
    Sie zog den Atem scharf ein, und er wusste, dass sie sich wieder daran erinnerte, warum er gekommen war.
    Ihre nächsten Worte bestätigten seine Vermutung. „Oliver und Ihre Schwester? Durchgebrannt nach Gretna Green? Sind Sie sicher?“
    Langsam richtete sie sich auf und setzte sich auf die Bettkante. Er biss sich auf die Zunge, um sie nicht zur Vorsicht zu mahnen. Wenn sie einen neuerlichen Schwächeanfall riskieren wollte, ging ihn das schließlich nichts an.
    „Wäre ich mir sicher, hätte ich wohl kaum meine Zeit vergeudet, Lady Lyte, sondern wäre bereits unterwegs nach Bristol, um die beiden abzufangen und daran zu hindern, eine unverzeihliche Dummheit zu begehen.“
    „Sie müssen sich irren.“ Felicity zaghafter Ton strafte ihre Worte Lügen. „Heute beim Frühstück machte Oliver keineswegs den Eindruck, als habe er die Absicht, durchzubrennen.“
    Sie kam unsicher auf die Beine. Obgleich er sich vorgenommen hatte, sie nicht anzufassen, nahm er behutsam ihren Arm, um ihr Halt zu geben.
    Hawthorn Greenwood, der für sich beanspruchte, stets einen klaren Kopf zu bewahren und nur nach sorgfältiger Überlegung zu handeln, war nicht daran gewöhnt, von zwiespältigen Gefühlen hin und her gerissen zu werden. Es wäre ihm lieber gewesen, keinen Gefallen daran zu finden, wie Felicity Lyte sich an seinen Arm klammerte.
    „Hoffentlich irren Sie sich nicht in Ihrem Neffen.“
    Er war sich nicht sicher, ob er es ehrlich meinte. Wenn Oliver Armitage friedlich in seinem Bett schlief oder im Schein der Öllampe über seinen Büchern saß,wäre Ivys Verschwinden wesentlich

Weitere Kostenlose Bücher