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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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persönliche Meinung für sich.
    Er nahm einen Schluck aus dem Becher, den Felicity ihm an den Mund hielt, und hoffte, das schwarze Gebräu würde ihn wiederbeleben und ihm helfen, seine wirren Gedanken zu ordnen.
    Der Arzt nahm Hut und Tasche und ging zur Tür. Vielleicht fühlte er sich wegen der hübschen Summe, die er für seine Dienste von der Dame erhalten hatte, genötigt, dem Patienten noch einen wohlmeinenden Rat zu geben.
    „Sie erholen sich erheblich rascher, wenn Sie sich in den nächsten zwei bis drei Tagen möglichst nicht anstrengen, Mr. Greenwood.“ Schon in der Tür, drehte er sich noch einmal um. „Ruhen Sie sich aus, und lassen Sie sich von ihrer charmanten Gemahlin pflegen.“
    Gemahlin!
    Hawthorn verschluckte sich, und der heiße Kaffee aus seinem Mund ergoss sich in einem feinen Sprühregen über die frische Bettwäsche.

9. KAPITEL
    „Gemahlin?“, stieß er hervor, sobald der Arzt die Tür hinter sich zugezogen hatte. „Was ist sonst noch während meiner Bewusstlosigkeit passiert, was Sie mir verschwiegen haben?“
    Du liebe Güte! Felicity konnte das Lachen, das in ihr aufstieg, nicht länger zurückhalten. Die Erleichterung über Hawthorns Erwachen, darüber, dass er redete und sich bewegte, nachdem sie das Schlimmste befürchtet hatte, machte sie schwindelig und kindisch vor Glück. Solange der Arzt im Zimmer gewesen war, hatte sie es geschafft, sachlich zu bleiben. Nun aber brachte Hawthorns absurde Unterstellung sie um die Beherrschung. Eilig stellte sie die Kaffeetasse wieder auf das Tablett, bevor der Rest auch noch auf dem Bett landete, und konnte sich vor Lachen kaum halten.
    Während sie lachte, bis ihr die Tränen aus den Augen liefen, fragte sie sich aber auch, wieso er ihr eine derartige Hinterhältigkeit zutraute. Und woher kam diese übersteigerte Abscheu vor dem Gedanken, mit ihr verheiratet zu sein?
    „Darf ich Sie daran erinnern …“, sie rang nach Atem und versuchte, ihren Heiterkeitsausbruch zu mäßigen, „… dass wir noch Hunderte Meilen von Gretna Green entfernt sind … wo ich Sie bewusstlos vor den Dorfschmied schleifen und vielleicht Mr. Hixon bitten könnte, Ihren Kopf nach vorne und hinten zu bewegen, um Ihr Jawort zu erzwingen?“ Die Worte sprudelten wie ein Wasserfall aus ihr heraus, getragen von neuerlichen Lachanfällen. Es war wirklich zu absurd! Wie sollte sie da an sich halten können?
    In Hawthorns Blick las sie die verwirrende Frage, ob er es mit einer Verrückten zu tun hatte. „Und wieso hat dieser Arzt Sie meine Gemahlin genannt?“
    „Was hätte ich ihm denn sonst sagen sollen?“ Allmählich fasste Felicity sich wieder. „Und was hätte ich den Leuten sagen sollen? In diesem Gasthaus war nur ein Zimmer frei, und schließlich muss jemand nachts an Ihrem Bett wachen. Oder sollte ich einen Skandal riskieren? Böse Gerüchte verbreiten sich schnell und könnten im Handumdrehen bis nach Bath dringen.“
    „Sie hätten sich als meine Schwester ausgeben können.“
    Diese Worte ließen Felicity stutzen und brachten sie aus dem Gleichgewicht.
    „D… das wäre natürlich auch eine Möglichkeit gewesen“, gestand sie kleinlaut. „Es ist mir nur nicht eingefallen.“
    Sie hatte keinen Bruder, deshalb war sie vermutlich nicht auf die Idee gekommen. Im Übrigen reichte ihre Fantasie nicht aus, sich eine geschwisterliche Beziehung mit Hawthorn Greenwood vorzustellen.
    „Was gibt Ihnen eigentlich das Recht, an meinem Handeln in dieser ungewöhnlich schwierigen Lage zu zweifeln?“ Felicity straffte die Schultern und reckte das Kinn. „Sie sind am Leben, nicht wahr?“
    Ihr plötzliches Umschwenken von der Verteidigung zum Angriff brachte ihn offenbar aus der Fassung. „Nun ja … offensichtlich.“
    „Sie sind bei Verstand, wenn auch noch etwas wirr im Kopf.“ Sie war nicht bereit, einzulenken. „Ihre Verletzungen sind nach ein paar Tagen Ruhe verheilt. Meine Diener und ich haben uns große Mühe um Sie gegeben. Aber höre ich auch nur ein Wort des Dankes?“
    Wenigstens hatte Hawthorn soviel Anstand, ein zerknirschtes Gesicht zu machen.
    Sie lieferte die Antwort selbst. „Nein. Im Gegenteil. Sie setzen Ihre Gesundheit leichtfertig aufs Spiel und wollen die Stadt nach Ivy absuchen, nachdem Sie kaum wieder zu Bewusstsein gekommen sind. Und zu allem Überfluss beleidigen Sie mich auch noch und regen sich über meine harmlose Ausrede auf, mich für eine Nacht als Ihre Ehefrau auszugeben.“
    „Es tut mir leid.“ Er zog die Decke mit den

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