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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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hinauf.
    Der Gedanke an Hawthorn, der nackt im Bett auf sie wartete, beschleunigte ihre Schritte. Er hatte sie mit seinem scherzhaften Wortgeplänkel in Erstaunen versetzt, und sie konnte es kaum erwarten, welch köstliche Überraschungen ihr diese Nacht bringen würde.
    Es trieb sie aber noch etwas anderes zur Eile an, was Felicity sich nur höchst widerwillig eingestand. Zweifel nagten an ihr, und schreckliche Angst saß ihr im Nacken, verfolgte sie wie eine Meute bellender Hunde.
    Ihre Liebelei mit Hawthorn wieder aufleben zu lassen, würde die spätere Trennung umso schwerer machen – für beide. Zu ihrer Verblüffung war Felicity mehr um ihn besorgt als um sich selbst, denn sie würde einen Trost haben, ein gemeinsames Kind, das sie lieben und umsorgen konnte.
    Und was würde Hawthorn bleiben?
    „Mrs. Greenwood?“, meldete sich eine junge Frauenstimme hinter Felicity.
    Zu vertieft in ihre Gedanken, erfasste sie zunächst nicht, dass sie gemeint war.
    Die Stimme meldete sich erneut. „Brauchen Sie und Ihr Gemahl noch etwas, Madam?“
    Ihr Gemahl. In ihr stiegen widersprüchliche Gefühle auf. Bitterkeit und Enttäuschung, das einzige Vermächtnis aus ihrer Ehe, fuhren wie ein rauer Windstoß in das zarte Pflänzchen ihrer Zuneigung zu Hawthorn.
    Sie warf einen Blick über die Schulter auf die Magd, die vor einer Weile das Tablett mit belegten Broten und Kaffee aufs Zimmer gebracht hatte. „Wir haben alles, was wir brauchen, danke.“
    „Soll ich die nassen Sachen des Herrn Gemahls waschen und bügeln, Madam?“
    Dem Blick der Magd folgend, bemerkte Felicity, dass sie immer noch Hawthorns Reithose über dem Arm trug.
    „Ach … nein. Vielen Dank.“ Sie hoffte, dass ihr Stammeln und die schuldbewusste Röte, die ihre Wangen erhitzte, nicht das Misstrauen des Mädchens weckte. „Mir fiel auf … ein Knopf hing nur noch an einem Faden. Ich brachte die Hose deshalb unserem Diener, der ihn wieder annähte. Er war Schneiderlehrling, bevor er zu uns kam, und weiß geschickt mit Nadel und Faden umzugehen.“
    Was zählte schon eine weitere Unwahrheit auf dem schwankenden Berg von Lügen und Ausreden, den sie bereits angehäuft hatte?, versuchte Felicity ihr Gewissen zu beruhigen. Wenn sie so weitermachte, übertrumpfte sie bald das Maß an Lügen, das ihr in ihrem Leben aufgetischt worden war.
    „Sehr wohl, Madam.“ Das unschuldige Gesicht des Mädchens verriet keinerlei Verdacht, dass mit Mr. und Mrs. Greenwood etwas nicht in Ordnung sein könnte. „Wenn Sie noch etwas brauchen, klingeln Sie bitte. Ich hoffe, Sie verbringen eine angenehme Nacht bei uns, Mrs. Greenwood.“
    Felicitys Wangen glühten noch mehr. „Das werden wir ge wiss.“ Wenigstens war das nicht gelogen .
    Sie zwang sich, gemessenen Schrittes den Flur entlangzugehen, falls der Blick des Mädchens ihr folgen sollte, huschte ins Zimmer und schloss hastig die Tür hinter sich, als wolle sie damit alle hässlichen Zweifel verbannen.
    Es war dunkler im Zimmer als vorhin, nur der rosige Schein des Feuers flackerte.
    „Als ich sagte, du sollst dich beeilen, wollte ich nicht, dass du atemlos durchs Haus läufst.“ Hawthorns tiefe melodische Stimme zog sie in ihren Bann.
    Sicherheitshalber schob sie den Riegel vor, hängte die nasse Hose wieder vor den Kamin, stocherte die Glut auf und legte ein dickes Holzscheit nach.
    „Du hast nichts gegessen.“ Sie nickte zum Tablett auf dem Nachttisch hinüber.
    Wie kam es nur, dass Hawthorn Greenwood ihre mütterlichen Instinkte weckte, die ihr sonst fremd waren, und die eine Frau mit einer Heerschar von Dienstboten auch nicht nötig hatte?
    „Ich finde es gemütlicher, wenn wir gemeinsam essen. Außerdem zittern meine Hände ein bisschen. Hältst du mich für einen Weichling, wenn ich dich bitte, mich zu füttern?“ In seiner Stimme schwang ein seltener Anflug von Belustigung.
    „Für einen grässlichen Schwächling“, scherzte sie und nahm zwei zu Dreiecken geschnittene, mit Schinken belegte Sandwichhälften vom Teller. „Ich habe mich letzte Nacht auch benommen wie eine Heulsuse, als ich mir auf deinem Schoß die Augen ausgeweint habe. Ich finde nichts dabei, wenn wir uns gelegentlich ein wenig verwöhnen.“
    Sie schleuderte ihre Pantoffeln von den Füßen, kletterte aufs Bett, hielt ihm ein Sandwich hin und biss in ihres.
    Zustimmend nickte er. „Eine sehr vernünftige Einstellung, meine Liebe.“
    Er hielt sie mit seinem warmen Blick gefangen, in seinen Augen tanzten goldene Funken. Als er in

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