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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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stundenlang vor dem Spiegel stehen können, ohne sich jemals an ihr sattzusehen, ohne genug zu kriegen vom Klang ihrer Stimme, von ihrer Berührung, ihrem Duft. In einem Zustand vollkommener … Glückseligkeit.
    „Gibt es nicht noch eine andere Geschichte mit einem Zauberspiegel?“,flüsterte Felicity sinnend, während sie ihm zärtlich über die Wange strich. „Ein Spiegel, der dem Betrachter seinen innigsten Herzenswunsch verrät?“
    „Vielleicht hat dein Spiegel tatsächlich magische Kräfte.“ Er lächelte versonnen. „Wenn er mir deinen Herzenswunsch verriete, wäre er wirklich ein Zauberspiegel.“
    Sein Herzenswunsch jedenfalls war kein Geheimnis.
    „Willst du die Bibliothek sehen?“, fragte Felicity unvermittelt ein wenig atemlos und weckte ihn aus seinem Tagtraum.
    Seine Lippen wanderten zu ihrem Ohr, während er ihr Gesicht im Spiegel betrachtete. „Könnte ich dich dazu überreden“, raunte er, „mit mir einen Rundgang … durch die Schlafgemächer zu machen?“
    Eine zarte Röte stieg von ihrem Busen auf, vertiefte sich und überzog ihr Gesicht bis zum Haaransatz. „Mr. Greenwood, wie ich sehe, habe ich einen schlechten Einfluss auf Sie.“
    „Tut Ihnen das leid?“
    Ihre Augen funkelten belustigt. „Keineswegs. Ich genieße es, aus dem Mund eines ehrenhaften Gentlemans eine frivole Anspielung zu hören. Hoffentlich bereuen Sie es nicht.“
    „Niemals!“ Hawthorn fand Gefallen an seinem Konterfei, das ihm mit einer verwegen hochgezogenen Braue zulächelte. Mit einem Mal fand er seine sonst so langweiligen Gesichtszüge beinahe aufregend. „Nun zur Besichtigung der Privatgemächer …“
    Bevor Felicity etwas sagen konnte, fuhren beide beim Ge räusch sich rasch nähernder Schritte auseinander.
    „Verzeihen Sie die Störung, Mylady.“ Ein völlig durchnässter Diener stand auf der Schwelle, offenbar scheute er sich, eine Regenpfütze auf dem blank polierten Parkett zu hinterlassen.
    Felicity winkte ihn näher.„Du hast mir gewiss etwas Wichtiges zu sagen. Wurden Master Oliver und Miss Greenwood gefunden und nach Hause gebracht?“
    Der Diener schüttelte den Kopf. „Wir konnten sie nirgends finden. Wir haben jeden Winkel durchkämmt.“
    „Wirklich jeden?“, fragte sie. „Bist du sicher? Auch den alten Taubenschlag?“
    „Dort waren wir zuerst, Mylady.“
    „Die Muschelgrotte? Die Pagode?“
    Der Diener nickte. „Wir haben jeden Winkel durchsucht. Master Oliver und die junge Dame waren nirgends zu finden. Nicht im Westturm. Und nicht in der Molkerei.“
    „Irgendwo müssen sie doch sein. Hat jemand sie im Haus gesehen?“
    „Daran hat Mr. Dunstan gedacht, Mylady. Er schickte zwei Stubenmädchen in ihre Zimmer.“
    „Und …?“
    „Beide Zimmer sind leer, Mylady. Und das Gepäck ist verschwunden.“
    Felicity kochte vor Zorn. „Ich habe ausdrücklich verboten, Master Oliver ein Pferd zu satteln.“
    „Er hat kein Pferd verlangt, Mylady“, versicherte der Diener. „Keiner im Stall hat die Herrschaften zu Gesicht bekommen – nur Master Rupert. Er fuhr vor einer Weile mit dem Einspänner ins Dorf.“
    Hawthorn gefiel diese Nachricht gar nicht. „Kein angenehmer Abend für eine Ausfahrt im offenen Gig. Ob Norbury dem Paar geholfen hat, uns zu entwischen?“
    Nach kurzem Überlegen schüttelte Felicity den Kopf. „Dazu würde er sich kaum bereit erklären. Rupert konnte Oliver nie besonders gut leiden.“
    „Der Bursche hat offensichtlich gelogen, woher seine Verletzungen stammen.“ Hawthorn ärgerte sich, die Gelegen heit verpasst zu haben, ihn genauer auszuhorchen. „Vielleicht gibt es hier einen Zusammenhang.“
    „Schon möglich.“ Nachdenklich biss sie sich auf die Unterlippe und runzelte die Stirn.
    Nach kurzer Überlegung wandte sie sich an den Diener, der geduldig auf ihre Anweisungen wartete. „Reite ins Dorf und frage, ob jemand Master Oliver und Miss Greenwood gesehen hat. Falls du die beiden findest, versuche sie aufzuhalten und schicke mir einen Boten.“
    „Sehr wohl, Mylady.“ Eilig machte der Diener sich davon.
    Hawthorn wollte etwas sagen, aber Felicity kam ihm zuvor und rief dem jungen Burschen nach. „Zieh dir trockene Sachen an, bevor du losreitest.“
    Er drehte sich um, nickte scheu und rannte weiter.
    Mit einem dünnen Lächeln drückte Felicity Hawthorns Hand. „Wenn ich nicht aufpasse, verwöhne ich meine Dienerschaft, bis mir alle auf der Nase herumtanzen.“
    „Wie mir scheint, üben wir gegenseitig einen gewissen Einfluss aufeinander

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