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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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engen holprigen Kutsche zu sitzen …
    … neben ihm.
    Die letzte Überlegung war allerdings nicht ohne Reiz.
    Wenn sie in Trentwell bliebe, in diesem riesigen Haus, angefüllt mit traurigen und bitteren Erinnerungen an ihre unglückliche Ehe, würde sie vielleicht in Schwermut verfallen und von Zweifeln geplagt werden, die sie nicht zulassen wollte.
    „Ich würde dich lieber begleiten, wenn du nichts dagegen hast.“
    Ehe er widersprechen konnte, legte sie ihre Hand auf die seine. „Nicht weil ich dir nicht zutraute, die Angelegenheit ohne mich zu einem guten Ende zu bringen. Aber irgendwie habe ich die letzten Tage mit dir genossen – trotz aller Widrigkeiten.“
    Wäre ein Mann, mit dem sie Strapazen und Unannehmlichkeiten teilen konnte, nicht der Richtige, um ein ganzes Leben mit ihm zu verbringen?
    Hawthorn zog die Brauen hoch, als habe er soeben eine erstaunliche Entdeckung gemacht. „Mir hat die Reise bisher auch gefallen – abgesehen von meinem unfreiwilligen Bad im eisigen Fluss.“
    „Und dem grässlichen Überfall dieses Straßenräubers“, ergänzte Felicity erschauernd.
    Sie drückte seine Hand, bevor sie die Gabel wieder aufnahm. „Gut, dann reisen wir gemeinsam.“
    „Wenn du darauf bestehst.“ Er machte nicht den Eindruck, noch länger überredet werden zu müssen. „Aber eines sage ich dir, ich bin es leid, hinter den Ausreißern herzujagen, nur um sie wieder entwischen zu lassen. Ich schlage vor, wir brechen unverzüglich auf, fahren bis Carlisle und warten dort auf die beiden.“
    „Ein Hinterhalt?“ Dieses Abenteuer schien Felicity zu gefallen. „Ja. Wir jagen den beiden einen tüchtigen Schrecken ein, das haben sie wahrlich verdient. Ich sage Mr. Hixon Bescheid, dass wir im Morgengrauen aufbrechen.“
    Er schüttelte energisch den Kopf.„Wir sollten nicht länger zögern. Die beiden haben nur ein paar Stunden Vorsprung, wenn überhaupt. Wir waren ihnen noch nie so knapp auf den Fersen.“
    Er überlegte einen Moment. „Ich finde, wir sollten sofort nach dem Essen aufbrechen. Kannst du die Kutsche anspannen lassen?“
    „Ja, schon.“ Sie legte die Gabel an den Tellerrand. „Aber das halte ich nicht für ratsam. Und eine Spur Eigeninteresse ist gelegentlich nicht verwerflich.“
    „Aber wenn wir sie in Carlisle nicht daran hindern, die Grenze nach Schottland zu überschreiten, waren all unsere bisherigen Bemühungen vergeblich.“
    Unter dem Tisch tastete sie mit dem Fuß nach seinem Stiefel und ließ die Zehen sein Bein hinaufgleiten. „Nicht völlig vergeblich, hoffe ich.“
    Hawthorns Gesicht rötete sich.
    Sie dürfte keinen so großen Spaß dabei empfinden, ihn zu necken, aber es war irgendwie rührend, einen Mann wie ihn erröten zu sehen.
    „Ich habe mich vielleicht nicht sehr geschickt ausgedrückt, obwohl du weißt, was ich meine, Felicity. Wenn wir nicht alles daransetzen, um unser Ziel rechtzeitig zu erreichen, können wir ebenso gut in Trentwell bleiben und uns vergnügen.“
    Unter halb verhangenen Lidern warf sie ihm einen koketten Blick zu. „Führe mich nicht in Versuchung.“
    „Felicity …“ Er bemühte sich, eine strenge Miene aufzusetzen.
    Wenn sie sich entschließen würde, ihn zu heiraten, würde er gewiss versuchen, ihren Überschwang zu dämpfen, aber bestimmt nie zu streng und stets zu ihrem Besten. Immer ehrlich und offen, nie unterschwellig oder heimtückisch.
    Zu Felicitys Erstaunen weckte der Gedanke, feste und dennoch liebevolle Grenzen gesetzt zu bekommen, ein befremdliches, aber angenehmes Gefühl in ihr. So ungewohnt, dass sie es zunächst nicht benennen konnte.
    Konnte es … Sicherheit sein?

15. KAPITEL
    War er von Sinnen, sein Herz und seine Zukunft für diese leidenschaftliche, eigenwillige Frau aufs Spiel zu setzen? Diese Frage stellte Hawthorn sich am nächsten Tag, als Felicitys Kutsche nach Norden rollte, vorbei an Spinnereien und Webereien der kleinen Ortschaften, die sich an den Ausläufern der rauen Moorlandschaft angesiedelt hatten.
    Gegen sein besseres Wissen und Gewissen hatte er sich von Felicity überreden lassen, die Nacht in Trentwell zu verbringen und die Reise erst am Morgen fortzusetzen. Sie hatte ihm mit kaum verschleierten Verheißungen einer Liebesnacht geschmeichelt, ihn gelockt mit Versprechungen und einem der luxuriös eingerichteten Schlafgemächern. In den wenigen Minuten, die sie gebraucht hatte, um von ihrem Zimmer durch die Galerie zu ihm zu huschen, war er allerdings so tief eingeschlafen, dass es ihr nicht

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