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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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echter Beunruhigung.
    „Und ich fürchte, zur Sklavin meines Verlangens nach dir zu werden.“
    Auch ihre Antwort war nur zum Teil scherzhaft gemeint. Tatsächlich machte ihr ihre wachsende Liebe zu Hawthorn Angst. Erst als Witwe hatte sie Macht über ihr eigenes Leben gewonnen. Zuvor war sie der Willkür anderer hilflos ausgeliefert gewesen. Selbst die Momente der Verzückung mit Hawthorn waren den Preis nicht wert, die Kontrolle über ihr Leben erneut zu verlieren.
    Sein leises Lachen wärmte ihr Herz. „Verlass dich darauf, ich werde dir ein guter Herr sein, wenn du mir eine gütige Herrin bist.“
    Wie könnte sie diesem Versprechen widerstehen? Aber wieso quälten sie immer noch törichte Ängste in Hawthorns starken, verlässlichen Armen? Sie musste einen Weg finden, um ihre Zweifel endgültig auszuräumen.
    Sollte sie ihm von ihrem Kind erzählen?
    Nein. Das brachte sie nicht über sich, obgleich sie sich denken konnte, wie glücklich ihn diese Nachricht machen würde.
    Sobald er davon erfahren hatte, würde ihr Kind sie fester an ihn binden als ein Ehegelöbnis. Und obwohl eine Trennung von Hawthorn ihr das Herz aus der Brust reißen würde, schreckte sie vor der Aussicht zurück, ein Leben lang an einen Mann gefesselt zu sein.
    Aber es ist auch sein Kind, meldete sich ihr Gewissen. Und er hatte das Recht, davon zu wissen.
    Sie würde es ihm sagen. Nur nicht heute – nicht in diesem Moment. Aber bald. Vielleicht als Hochzeitsgeschenk?
    Hochzeit …?
    „Wäre es nicht eine grässliche Zeitverschwendung …“ Ihre anfänglich zaghafte Stimme gewann mit jedem Wort an Überzeugung. „… den ganzen Weg von Bath nach Gretna Green zu reisen, ohne dass eine Heirat stattfindet?“
    „Und all das Geld, das du für Übernachtungen und Straßenzoll bezahlen musstest“,pflichtete er ihr bei.„Ganz zu schweigen von den Anstrengungen und Strapazen für dich.“
    In der Stille, die sich zwischen ihnen hinzog, klapperten nur die Hufschläge der Pferde, die sie mit jeder Meile näher an die schottische Grenze brachten.
    „Was soll ich von deinem Schweigen halten, Felicity?“, begann er wieder. „Darf ich hoffen“, er schluckte schwer, „oder träume ich nur?“
    Sie hob ihm ihr Gesicht entgegen und sah einen hoffnungsvollen Funken in seinen Augen.
    „So wie ich vorhin träumte?“, fragte sie zaghaft. „Und beim Erwachen feststellte, dass ich gar nicht fantasiert habe?“
    „Das sind die schönsten Träume …“
    „Soll ich dich zwicken?“ Sie schob ihre Hand in sein offenes Hemd und ließ sie nach unten gleiten. „Damit du weißt, dass du wach bist?“
    „Nein, hör auf damit!“ Er zuckte unter ihrer Berührung zurück und lachte leise. „Ich ergebe mich, du hast recht.“
    „Du wehrst dich also nicht, wenn ich dich in Schottland vor einen Pfarrer schleppe?“
    „Nein, ich schwöre es.“ Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und küsste sie innig, um den Pakt zu besiegeln.
    „Denkst du, wir können Oliver und deine Schwester dazu bewegen, unsere Trauzeugen zu sein?“, fragte Felicity am nächsten Abend, als die Kutsche die letzten Meilen zur Grenzstadt Carlisle zurücklegte. „Nachdem wir ihnen verboten haben zu heiraten, meine ich?“
    Hawthorn rutschte auf seinem Sitz hin und her, drückte Schultern und Rücken durch. Er konnte es kaum erwarten, die Beine zu strecken und diese endlos lange Fahrt endlich hinter sich zu bringen.
    „Ja, das könnte ich mir vorstellen“, antwortete er. „Vor allem, wenn wir ihnen erklären, dass wir sie nicht grundsätzlich daran hindern wollen zu heiraten. Wir bitten sie lediglich, nichts zu überstürzen und sich genau zu überlegen, ob es ihnen wirklich ernst damit ist. Im Übrigen glaube ich, dass meine Schwester sich eine kirchliche Trauung in Lathbury mit vielen Gästen und einem schönen neuen Kleid wünscht, statt in Gretna Green vor dem Dorfschmied die Ringe zu tauschen, ohne jede Feierlichkeit.“
    Und dann wurde ihm bewusst, wie seine Worte in Felicitys Ohren klingen mussten, und er entschuldigte sich. „Nicht dass unsere Hochzeit eine hastige Affäre sein soll … es ist nur …“
    Einer Heirat in Gretna haftete nun mal etwas Anrüchiges an: Der Beigeschmack von Mitgiftjägerei. Er hatte Felicity zwar versichert, es sei ihm einerlei, was die Leute über ihn redeten, und das stimmte auch. Das bedeutete allerdings nicht, dass ihm sein guter Ruf nichts bedeuten würde.
    „Ich denke, ich weiß, was du meinst“, entgegnete sie. „Ich hatte eine

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