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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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und stapfte zur Tür. „Viel Glück.“
    „Danke, Ned.“ Und dann fügte er hinzu: „Und vielen Dank für deine Geduld und Hilfsbereitschaft. Auch Lady Lyte ist Mr. Hixon und dir sehr dankbar.“
    „Keine Ursache, Mr. Greenwood“, entgegnete der junge Lakai und sprach etwas leiser, als zwei Männer, anscheinend Kaufleute aus der Stadt, vorbeigingen. „Ich weiß, wie ich mich fühlen würde, wenn Miss Ivy meine Schwester wäre.“
    Und während er sich entfernte, murmelte Ned in sich hinein. „Aber in Master Olivers Begleitung droht ihr gewiss keine Gefahr.“
    Hawthorn wünschte, er könnte Neds Zuversicht teilen.
    Er kannte Oliver Armitage nur flüchtig, der einen sympathischen, wenn auch etwas weltfremden Eindruck auf ihn gemacht hatte. Allerdings schien der junge Mann nicht nur seine Bücher und Experimente im Kopf zu haben, sonst wäre er nicht mit der ungestümen Ivy nach Gretna Green durchgebrannt.
    Aus eigener Erfahrung der letzten Tage wusste Hawthorn, wie hoch die Flammen der Leidenschaft zwischen Mann und Frau auflodern konnten, die viele Stunden in einer engen Kutsche saßen.
    Allein der Gedanke daran, wie Felicity und er übereinander hergefallen waren auf der Straße nach Preston, ließ ihm Hitze ins Gesicht steigen, die ein leichter Frühlingswind gewiss nicht kühlen konnte. Bevor er Felicity Lyte kennengelernt hatte, war Hawthorn noch nie über sein eigenes Verhalten derartig schockiert gewesen.
    Ein ausgesprochen unbehagliches Gefühl.
    Er konnte sich damit abfinden, zur Zielscheibe öffentlichen Gespötts zu werden, er war sogar bereit, ein Leben ohne eigene Kinder zu verbringen, wenn er diesen Preis bezahlen musste, um Felicity zu gewinnen. Aber seine eigene ungebremste Leidenschaft für sie erschütterte die Grundfesten seines wachsamen, methodisch denkenden Naturells.
    Einerseits fand er diese Veränderung ebenso aufregend wie die wilde Fahrt auf der einsamen Straße. Andererseits fürchtete er, die Kontrolle über sein Handeln zu verlieren. Wo mochte das enden? Der Leichtsinn seines Vaters im Umgang mit Geld war seiner Familie teuer zu stehen gekommen.
    Hawthorn straffte die Schultern, um seine Müdigkeit und die dunklen Gedanken abzuschütteln.
    In der Ferne tauchte eine kleine Kutsche auf, gezogen von zwei Pferden, die dem Gefährt ähnelte, das Oliver und Ivy in Trentwell zurückgelassen hatten.
    Hawthorn trat auf die Straße und nötigte das Gefährt heftig winkend anzuhalten.
    „He!“, schrie der Kutscher. „Was soll das?“
    Ohne auf den Protest des Mannes zu achten, riss Hawthorn den Wagenschlag auf.
    Eine junge Frau, die nicht die geringste Ähnlichkeit mit Ivy hatte, verkroch sich kreischend in die hinterste Ecke der Bank.
    Bevor er eine Entschuldigung stammeln konnte, beugte ein junger Mann mit rotem Backenbart sich vor und schnauzte ihn an. „Was erlauben Sie sich, Sir?“
    „Ich bitte um Entschuldigung!“ Wäre Hawthorn aus einem Traum erwacht und hätte festgestellt, dass er splitternackt auf dem Marktplatz schlafwandelte, wäre ihm die Situation nicht peinlicher gewesen. „Ich habe Ihre Kutsche verwechselt und sie für den Wagen meiner Freunde gehalten. Bitte entschuldigen Sie vielmals.“
    Das Mädchen war kurz davor, in Ohnmacht zu sinken. Der Zorn des jungen Mannes wirkte allerdings für den geringfügigen Anlass völlig übersteigert. Und plötzlich verstand Hawthorn die Situation.
    Auch dieses junge Paar wollte nach Gretna Green. Vermutlich hatte er den jungen Leuten einen tödlichen Schrecken eingejagt, die annehmen mussten, ein Verwandter wolle ihren Heiratsplan in letzter Minute vereiteln.
    Seine Verlegenheit wich einem Anflug von Heiterkeit. Er entschuldigte sich noch einmal, während der junge Mann ihn finster anstarrte und dem Kutscher befahl, weiterzufahren.
    Versonnen blickte Hawthorn der Droschke nach, die den Platz überquerte und in eine Querstraße einbog, als die Glocken der Kathedrale zur Frühmesse zu läuten begannen.
    Kopfschüttelnd murmelte er in sich hinein: „Das wird ein verdammt langer Tag werden.“
    Hinter ihm ertönte eine für diese frühe Morgenstunde aufreibend muntere Stimme. „Verzeihen Sie, Sir. Erwarten Sie vielleicht eine Reisegesellschaft nach Norden?“
    Hawthorn drehte sich um. Der Laufbursche der Herberge musterte ihn mit einem unmissverständlich gierigen Funkeln seiner tiefliegenden Augen.
    „Erwarten?“, entgegnete er achselzuckend. „Ich hoffe sehr, sie hier anzutreffen.“
    Normalerweise zog er Fremde nicht ins

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