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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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Weston St. Just aufsuchen, um uns königlich zu amüsieren über seine neiderfüllten Glückwünsche.“
    Beim Gedanken an Westons säuerliches Gesicht lachten beide. Als sich ihre Blicke trafen, versiegte das Gelächter in einem zärtlichen Kuss, der vertraulicher und liebevoller war als je zuvor.
    Nur schweren Herzens löste sich Hawthorn von ihr.
    „Ich muss gehen und Ausschau nach unserem Pärchen halten“, sagte er mit belegter Stimme.
    Felicity aber gab seine Hand nicht frei. „Ich verlange eine Entschädigung, bevor ich dich gehen lasse.“
    „Nenne es lieber ein Geschenk“, wandte er kopfschüttelnd ein. „Das kannst du jederzeit haben.“
    Und er küsste sie erneut, diesmal weniger zurückhaltend, und das mühsam bezähmte Feuer seiner Leidenschaft drohte ihm die Selbstbeherrschung zu rauben.
    Dann löste er sich endgültig von ihr, diesmal energischer. „Ich muss gehen, solange ich noch dazu fähig bin.“
    Nachdem die Tür hinter ihm zugefallen war, lehnte Felicity sich geschwächt gegen die Wand und seufzte glücklich.
    Es würde alles gut werden. Tausend köstliche Momente wie dieser würden jeden Preis lohnen, den sie dafür bezahlen musste.
    Unvermutet flog die Tür wieder auf, und Felicitys Herz geriet ins Stolpern. Offenbar konnte Hawthorn doch nicht widerstehen und wollte ein Schäferstündchen mit ihr verbringen.
    Aber plötzlich schien eine völlige Verwandlung in ihm vorgegangen zu sein. Seine selbstbewusste Fassade war von ihm abgebröckelt, vor ihr stand ein zutiefst verlegener Mann.
    „Du hast eine teuflische Wirkung auf mich, Lady Lyte.“ Sein Blick irrte unstet durchs Zimmer, um sie nicht ansehen zu müssen. „Ich vergaß den Grund, warum ich gekommen bin. Ich … das heißt …“ Er stotterte herum, schien die Worte nicht über die Lippen zu bringen.
    Würde ihm ein Klopfen auf den Rücken helfen?, überlegte Felicity belustigt.
    Und dann, als springe der Korken aus einer Flasche Champagner, sprudelte er hastig hervor: „Ich muss dich um Geld bitten.“
    Und danach flossen noch mehr Worte aus ihm heraus. Eine umständliche Erklärung über den Hausburschen … der Kutschen für ihn anhalten sollte.
    Geld? War das alles?
    „Aber natürlich, Liebster.“ Felicity kramte im Koffer nach ihrem Retikül. „Nimm so viel du willst.“
    Sie warf ihm das Täschchen zu. Fahrig versuchte Hawthorn es aufzufangen, ohne dabei seinen Hut fallen zu lassen, und schließlich landeten Hut und Retikül auf dem Fußboden.
    Gleichermaßen amüsiert und verwundert beobachtete sie ihn, während er endlich eine Handvoll Münzen aus der Tasche holte.
    „Vielen Dank.“ Er hielt ihr das Retikül wieder hin mit einem Ausdruck tiefer Beschämung im Gesicht, als habe er das Geld gestohlen. „Das dürfte reichen. Die Ausgabe wird sich bestimmt lohnen. Sobald ich die Ausreißer dingfest gemacht habe, bringe ich sie herauf, und wir besprechen alles Weitere.“
    Er stülpte sich den Hut auf den Kopf, steckte das Geld ein und war wieder fort.
    Kurz überlegte Felicity, ob sie noch mal ins Bett schlüpfen sollte, entschied sich aber dagegen.
    Sie wollte Oliver und Ivy nicht im Hausgewand empfangen. Ein respektvolles Erscheinungsbild würde den beiden deutlich vor Augen führen, wie sträflich unbesonnen ihre Flucht gewesen war.
    Zu diesem ernsthaften Anlass entschied Felicity sich für ein dunkelblaues Kleid, das sie in Trentwell eingepackt hatte. Dazu passte der modische, mit Goldfäden durchwirkte Turban. Zufrieden mit ihrer Wahl, holte sie das Kleid aus dem Koffer.
    Bei dem Gedanken, wie unschlüssig Hawthorn die Mün zen aus dem Retikül geholt hatte, als fasse er heiße Kartoffeln an, schmunzelte sie. Aber der nächste Gedanke wischte ihr das Lächeln von den Lippen.
    Morgen um diese Zeit hatte er es nicht mehr nötig, sie um Geld zu bitten. Bei der Eheschließung ging ihr gesamtes Vermögen laut Gesetz in seinen Besitz über. Wenn sie Geld brauchte, musste sie ihren Ehemann darum bitten.
    Zum ersten Mal seit ihrem Unwohlsein in Gloucester stieg eine überwältigende Übelkeit in ihr auf.
    Sie schaffte es gerade noch rechtzeitig, sich über die Waschschüssel zu beugen.

17. KAPITEL
    Der Hausbursche hob wieder die Hand, um eine Kutsche heranzuwinken, und Hawthorn zwang sich, die Hoffnung nicht aufzugeben.
    Wer hätte gedacht, dass zu dieser frühen Stunde an einem Frühlingsmorgen so viel Reiseverkehr durch die Stadt im Norden Englands unterwegs war? Bei einem erstaunlich großen Teil der Reisenden

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