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Entschuldigen Sie Meine Stoerung

Entschuldigen Sie Meine Stoerung

Titel: Entschuldigen Sie Meine Stoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Fitz
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Leitungen.«
    »Vielleicht beides. Weiß man’s?«, verlängere ich das Gespräch künstlich.
    »Egal, ich verkloppe Sie jetzt erst einmal. Dann haben wir das hinter uns. Ich habe Sie gewarnt: Halten Sie sich nicht mehr in unserer Nähe auf.«
    »Wollen wir uns nicht duzen?«
    »Gern. Ich bin der Viktor.«
    »Ich bin der Jan-Uwe.«
    »Dann möchte ich doch lieber ›Sie‹ und ›Herr Fitz‹ sagen.«
    »Bevor Sie mir eine reinsemmeln, bedenken Sie: Das ist mein Balkon, auf dem Sie da stehen. Ich wohne hier. Ich kann Sie gar nicht verfolgt haben.«
    »Sie sind hier nur eingezogen, weil wir auf Ihrem Balkon arbeiten.«
    »Außerdem zerstören Sie gerade mein Ein und Alles. Ich habe doch nur diesen Balkon.«
    »Sie sind ja gestört. Freuen Sie sich doch lieber, dass Sie bald neue Leitungen haben.«
    »Herrgott noch mal«, fahre ich den Presslufthammerbetreiber an, »können Sie nicht wenigstens nachts Ihren bescheuerten Presslufthammer ausschalten?«
    »Lassen Sie meinen Kollegen in Ruhe. Wenn Sie mit jemandem streiten möchten, dann nehmen Sie mich«, stellt sich der tanzende Bauarbeiter schützend vor seinen Kollegen und hebt die geballten Fäuste vors Gesicht. Jetzt hüpft er wie ein Boxer leichtfüßig vor mir herum.
    Der Presslufthammerkollege schaltet sich ein und brüllt:
    »Mein Presslufthammer ist ausgeschaltet, mein Herr. Den Lärm bilden Sie sich ein.«
    »Aber Sie brüllen doch auch dagegen an.«
    »Ich bilde mir den Lärm auch nur ein.«
    »Ich bilde mir Presslufthammergeräusche ausgerechnet in dem Moment ein, in dem ein Bauarbeiter direkt vor meiner Nase mit einem Presslufthammer meinen Balkon malträtiert?«
    »Malträwas?«
    »Intensiv bearbeitet.«
    »Intensiv bewas?«
    »Sie kennen das Wort ›bearbeitet‹ nicht?«
    »Doch, ich wollte Sie nur hinhalten, damit die Fangschaltung Sie lokalisieren kann.«
    »Wie?«
    »Hier, sehen Sie.« Er öffnet sein Hemd und ich sehe, dass ein kleines Mikrofon mit einem grauen Klebestreifen an seiner Brust klebt.
    »Sie zeichnen unser Gespräch auf?«
    »Ja, ich brauche einen Beweis für Ihre Stalkerei. Ich habe Sie nämlich angezeigt. Ich möchte, dass Sie sich uns nur noch bis auf 50 Meter nähern dürfen.«
    »Wie soll ich mich denn dauerhaft von Ihnen entfernen, wenn Sie auf meinem Balkon arbeiten?«
    »Es gibt nette Hotels.«
    »Wie ich Sie kenne, folgen Sie mir auch dorthin.«
    »Warum sollten wir Ihnen folgen?«
    »Wieso müssen Sie mich überhaupt in der Leitung halten?«
    »Um zu sehen, wo Sie sich gerade befinden.«
    »Ich stehe vor Ihnen.«
    »Guter Punkt. Hm, das ist aber auch alles verwirrend. Übrigens: Das mit den Baustellengeräuschen, das sollte Ihnen Sorge bereiten. Ihr Gehirn spielt Ihnen einen Streich. Sie sind verwirrt. Ihr Hirn ergänzt automatisch die entsprechenden Geräusche, sobald Ihre Augen einen Bauarbeiter sehen, der mit einem Presslufthammer herumwackelt.«
    »Wie bitte?«
    »Was denn?«
    »Was sagten Sie?«
    »Was denn?«
    »Nein, davor.«
    »… der mit einem Presslufthammer herumwackelt.«
    »Den ganzen Satz.«
    »Ihr Hirn ergänzt automatisch die entsprechenden Geräusche, sobald Ihre Augen einen Bauarbeiter sehen, der mit einem Presslufthammer herumwackelt.«
    »Genau. Das klingt hanebüchen.«
    »Sie wollten doch, dass ich es noch einmal sage.«
    »Ja, aber es klang schon beim ersten Mal hanebüchen.«
    »So ist das Leben eben. Hanebüchen. Ich hab’s nicht erschaffen, mein Herr.«
    »Sie wollen mir etwas über das menschliche Gehirn erzählen? Als Bauarbeiter?«
    »Sie haben gefragt.«
    »Das Problem mit Ihnen hat sich eh bald erledigt. Wenn Ihr Kollege weiter presslufthämmert, stürzen Sie in die Tiefe.«
    »Sie meinen, wir sägen an dem Ast, auf dem wir sitzen?«
    »Ja. Nur eben auf dem Balkon, auf dem Sie tanzen.«
    »Hoffentlich lachen wir uns nicht einen Balkon ab. Haha. Ich sage Ihnen etwas: Das macht nichts, dann landen wir eben auf dem Balkon im sechsten Stock. Bei Ihnen sind wir ja auch nur gelandet, weil wir den Balkon im Achten durch hatten.«
    »Das Haus hat kein achtes Stockwerk.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Schauen Sie nach oben. Der Sternenhimmel. Kein Balkon.«
    »Weil wir den weggemacht haben.«
    »Da ist aber auch keine Wohnung.«
    »Hm, dann meinte ich das mit dem achten Stock metaphorisch.«
    Da verschwindet er auch schon aus meinem Sichtfeld. Keine Sekunde zu früh. Mitsamt Kollegen, Presslufthammer und Betonmischer stürzt er in die Tiefe und landet auf dem Balkon im sechsten Stock. Ich blicke aus meiner

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