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Entschuldigen Sie Meine Stoerung

Entschuldigen Sie Meine Stoerung

Titel: Entschuldigen Sie Meine Stoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Fitz
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ein paar Minuten.« Und tatsächlich: Es wurde scheiße. Woher hast Du das nur immer gleich gewusst?
    Ich habe Dir so viele Freiheiten gelassen. Du konntest machen, was Du wolltest, ich habe immer Ja und Amen gesagt. Nie habe ich versucht, Dich zu beeinflussen, lieber habe ich akzeptiert, dass Du nicht in diese Welt passt. Ich habe die Wirklichkeit so lange geschminkt, bis sie restlos albern aussah, dann habe ich sie ausgelacht und bin anschließend eingeschlafen. Schlaf – das war mein Höhepunkt. Der Orgasmus meines Lebens. Ich konnte stundenlang schlafen. Manchmal musste ich erst aufwachen, um wieder schlafen zu können. Und wenn ich mich ausgeschlafen fühlte, habe ich schnell übers Internet Schlaftabletten bestellt.
    Liebes Leben, ich habe Dich bislang vor allem als Verblüffungskünstler begriffen, als jemanden, der immer für eine Überraschung gut ist, die mich richtig in die Grütze reitet. Immer hast Du gesagt: »Lass mal, ich mach das schon. Leg dich einfach wieder hin.« Ich habe nie gefragt, was Dich im Innersten antreibt, es hat mich nicht interessiert. Ich wollte nur ins Bett. Verblüfft habe ich auf die anderen geschaut, die sich abrackerten, an sich arbeiteten, sich aufrafften und dann auch scheiterten. Einige wurden Anwälte, Betriebswirtschaftler oder Ärzte. Aber wenn ich sie ansah, war da nichts, was mir erstrebenswert schien. Dann las ich die Biografie einer vermeintlich gescheiterten Persönlichkeit und war elektrisiert.
    Manchmal denke ich, wir waren uns zwischenzeitlich sehr nah. Dann hätte ich nur die Hand ausstrecken müssen, und wir hätten einander berührt. Aber stattdessen habe ich schnell in eine andere Richtung geguckt. Ich war zu schüchtern. Wusste nichts mit Dir anzufangen. Und nur an Dir herumspielen? Nein, ich wollte Deine Liebe. Nicht Deinen Körper. Eine Zeitlang habe ich Dich ernstgenommen. Aber in diesen wenigen Stunden hast Du schrecklich wehgetan. Da dachte ich: »Hm, was wehtut, könnte wichtig sein. Ignoriere ich es lieber.«
    Liebes Leben, ich würde gerne sagen: War schön mit Dir. War es aber nicht. Es war so lala.

 
     
    Danke an meinen Lektor Stephan Kleiner, der unter anderem penibel darauf achtete, dass mich die Angst beim Schreiben nie verließ.

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