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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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worden? Das wohl – von dir, alter Teufel. Ganz bestimmt von dir.«
    Von mir? Faethor war jetzt die gekränkte Unschuld. Wie könnte das sein? Du hast ein Problem, und ich habe die Lösung dafür. Jemand hat in deinen Kopf gegriffen, hat dein Gehirn ergriffen und einen Knoten hineingemacht. Ich kann diesen Knoten vielleicht entwirren, wenn ich Lust dazu habe. Aber die habe ich ganz bestimmt nicht, wenn du überall Hindernisse aufbaust und solche Anschuldigungen vorbringst. Also los jetzt, frei heraus: Habe ich dich beschwatzt hierherzukommen? Inwiefern?
    »So wie ich das sehe«, erklärte Harry, »hat das Wort ›beschwatzen‹ verschiedene Bedeutungen. Man kann jemanden zu etwas drängen oder jemanden mit Schmeichelei dazu bringen, etwas zu tun. Es geht darum, jemanden zu umschmeicheln oder zu täuschen, um einen persönlichen Vorteil zu erhalten. Und wenn es dann noch ein Vampir ist, der einen ›beschwatzen‹ will, dann wird das alles noch viel komplizierter, und das Ergebnis ist meistens sehr unangenehm.«
    Pah! Harry spürte Faethors Verärgerung und seine Verblüffung, dass ein kleines Menschlein es wagte, ihm bei seinen eigenen Spielchen Kontra zu geben. Aber er spürte auch das gleichmütige Achselzucken des Vampirs, das eine gewisse Endgültigkeit in sich tragen mochte.
    Na gut, meinte Faethor, das war es dann wohl! Du traust mir nicht. So sei es: Deine Reise war vergeblich, wache auf und sieh zu, dass du wieder wegkommst. Ich hatte gedacht, wir wären Freunde, aber ich habe mich geirrt. Und wenn das so ist ... Was kümmert es mich, ob es in deiner Welt Vampire gibt? Du und deine Welt, ihr könnt zum Teufel gehen, Harry Keogh!
    Harry ließ sich dadurch nicht täuschen. Faethor wollte sehen, wie er bettelnd vor ihm im Staub kroch. Aber Faethor hätte ihn nie herbestellt, um ihn jetzt so beiläufig wieder wegzuschicken. So waren Vampire nun einmal. Es war eine Masche, um zu zeigen, wer hier das Sagen hatte. Aber wie so manche Träume wurde nun auch dieser deutlich und klar wie das wirkliche Leben. Harrys Verstand arbeitete jetzt auf Hochtouren.
    »Reden wir doch mal Klartext, Faethor. Mir ist plötzlich bewusst geworden, dass wir zwar dann und wann miteinander gesprochen haben, dass wir uns aber noch nie von Angesicht zu Angesicht begegnet sind. Und ich bin mir sicher, dass ich mich viel wohler fühlen würde, wenn ich dein unverhülltes, ehrliches Gesicht hier vor mir sehen könnte. Dann müsste ich nicht mehr so auf der Hut sein.«
    Ach? Sein Gegenüber tat, als wäre er überrascht. Du bist immer noch hier? Ich hätte schwören können, unser Gespräch sei beendet. Vielleicht hast du mich aber auch nicht richtig verstanden. Dann sage ich es noch einmal klar und deutlich: VERSCHWINDE!
    Diesmal zuckte Harry mit den Achseln. »Na gut. Das ist auch kein großer Verlust. Seien wir doch mal ehrlich: Ich hätte nie etwas von dem glauben können, was du mir erzählt hättest.«
    Was? Jetzt war Faethor ernsthaft beleidigt. Wie oft habe ich dir schon geholfen? Wie oft habe ich dich zum Erfolg geführt, wenn es viel einfacher und vernünftiger gewesen wäre, dich scheitern zu lassen?
    »Wir haben dieses Gespräch schon des Öfteren geführt«, gab Harry ungerührt zurück. »Müssen wir das alles noch einmal durchkauen? Wenn ich mich recht entsinne, hatten wir uns beim letzten Mal darauf geeinigt, dass unsere Kooperationen zum ›beiderseitigen Nutzen‹ waren. Keiner von uns hat mehr bekommen als der andere. Also komm von deinem hohen Ross herunter und sag mir, warum du auf diesem seltsamen Ritual bestehst, dass ich aus freiem Willen gekommen sein muss? Was für eine Verpflichtung gehe ich ein, wenn ich das zugebe?«
    Ach!, seufzte Faethor nach kurzem Zögern. Wenn du es doch gewesen wärst, Harry, und nicht dieser blutlüsterne Thibor oder diese verschlagene hinterlistige Ratte Janos! Hätte ich mir doch nur meine Söhne sorgfältiger ausgesucht, was? Zwei wie du und ich – wir hätten zusammen die Welt beherrschen können ... Aber dafür ist es jetzt zu spät, denn Thibor hat mein Ei bekommen, und Janos ist der Sohn meiner Lenden. Und von mir ist nicht mehr genug geblieben, um das eine oder das andere zu zeugen.
    »Wenn ich nur für einen Augenblick glauben würde, dass du dazu noch in der Lage wärst, Faethor, dann wäre ich ganz bestimmt nicht hier.« Selbst im Traum zitterte Harry bei dem Gedanken.
    Aber du bist hier, und deswegen bitte ich dich, den Formalitäten Genüge zu tun, diesem uralten ›Ritual‹

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