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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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verhüllenden Robe, deren Kapuze sein Gesicht beschattete. Nur die Augen brannten aus dieser dunklen Höhle, winzige feuerrote Lichtpunkte.
    Gefällt dir das hier besser, Harry Keogh?
    »Ich kenne diesen Ort.«
    Natürlich, denn du bist immer noch am gleichen Ort, nur ein wenig in der Zukunft. Auch das war eine meiner Fähigkeiten: Ich konnte in die Zukunft sehen. Leider war es eine unzuverlässige Gabe, sonst wäre ich in der Nacht nicht hier gewesen, als die Bomben fielen.
    Harry sah sich um. »So wie es aussieht, haben die Bulldozer ihre Arbeit getan. Offenbar ist nur dein Haus übrig geblieben.«
    Für den Moment noch, ja. Ein Trümmerhaufen auf einer Ebene, umgeben von Schlamm und Schutt, auf dem in Kürze Fabriken errichtet werden sollen. Selbst wenn es da Ohren gäbe, die mich wahrnehmen könnten, wer würde schon auf mich hören? Bei all diesem Lärm und den vielen Maschinen? Wie tief sind die Mächtigen gesunken, dass ich das hier erdulden muss, Harry Keogh? Kannst du jetzt verstehen, warum Thibor leiden musste und schließlich vernichtet worden ist und warum es Janos genauso ergehen soll? Sie hätten alles haben können, aber stattdessen haben sie sich gegen mich gestellt. Sollte ich wirklich als Gespenst einsam, ungeliebt und vergessen an diesem Ort verweilen, während einer von denen wieder in der Welt umgeht und unter Umständen sogar Macht erringt? Vielleicht die Macht schlechthin wird? Nein, ich werde nicht ruhen, bis ich weiß, dass Janos so unbedeutend ist wie ich oder vielleicht sogar noch unbedeutender – nämlich gar nicht mehr.
    »Und ich soll das Instrument deiner Rache sein?«
    Ist es nicht das, was du wolltest? Überschneiden sich da nicht unsere Ziele?
    »Ja. Nur will ich das für die Sicherheit der Welt, und du willst es aus deinen eigenen selbstsüchtigen Motiven. Thibor und Janos waren deine Söhne. Was auch immer es ist, das du an ihnen hasst, sie haben es von dir. Das ist ein seltsamer Vater, der seine eigenen Söhne tötet, weil sie zu sehr nach ihm schlagen.«
    Faethor sah ihn düster an, und seine Stimme wurde weich und einschmeichelnd: Tatsächlich, Harry? Wirklich? Kannst du das beurteilen? Ja, ja, natürlich, du kennst dich damit aus, ich habe gehört, dass auch du einen Sohn hast ...
    Harry schwieg; er hatte darauf keine Antwort. Vielleicht würde er seinen Sohn töten, wenn er dazu in der Lage wäre, oder zumindest würde er versuchen, ihn zu verändern. Aber hatte er nicht auch versucht, Lady Karen zu ändern?
    Faethor interpretierte sein Schweigen falsch; er befürchtete, zu weit gegangen zu sein. Daher änderte er hastig seinen Tonfall: Na ja, da sind die Umstände ja auch anders. Und außerdem bist du ein Mensch und ich ein Wamphyri. Zwischen uns kann es keine Gemeinsamkeiten geben, auch wenn wir ein gemeinsames Ziel haben. Beenden wir also diese gegenseitigen Vorwürfe und Anschuldigungen. Wir haben etwas zu erledigen.
    Harry war froh, das Thema wechseln zu können. »Gut, hier sind die Fakten: Wir wollen beide Janos erledigen und diesmal für immer. Keiner von uns kann das allein schaffen. Du bist dazu auf keinen Fall in der Lage. Und auch ich kann das nicht, wenn mir meine Fähigkeit fehlt, mit den Toten zu reden. Du sagst, du kannst mir diese Fähigkeit zurückgeben, und das, weil es ein Vampir gewesen ist, der mir diese Gabe genommen hat, nur ein Vampir sie wieder herstellen kann. Na gut, ich glaube dir. Wo ist der Haken?«
    Faethor seufzte und schien auf seinem Trümmerhaufen ein wenig in sich zusammenzusacken. Er wandte seine rot glühenden Augen ab und blickte auf die Nebelbank hinaus. Jetzt kommen wir zu dem Punkt, von dem ich weiß, dass du dich erbittert dagegen wehren wirst. Und doch geht es nicht anders.
    »Spuck’s aus!«
    Das Problem liegt in deinem Kopf. Ein Wesen hat die verschlungenen Windungen deines Gehirns besucht und dort gewisse Veränderungen vorgenommen. Sagen wir es mal bildlich: In deinem Haus sind die Möbel umgestellt worden. Und jetzt muss jemand anderes hineingehen und alles wieder zurechtrücken.
    »Du willst, dass ich dich in meinen Verstand lasse?«
    Du musst mich dazu einladen, und ich muss ihn aus meinem eigenen Willen betreten.
    Harry rief sich in Erinnerung, was er über Vampire wusste. »Als Thibor sich in Dragosanis Verstand festgesetzt hatte, versuchte er, ihn nach seinem Willen zu lenken. Er hat sich in Dragosanis Angelegenheiten eingemischt. Und als er den Fötus berührt hat, aus dem dann Yulian Bodescu werden sollte, hat das

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