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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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hören. Es gab keine Bienen oder andere Insekten, und das Gesträuch trug weder Blatt noch Frucht. Und selbst die gewöhnlichen Spinnen, die sich auf jedem irdischen Fleckchen breit machen, mieden Faethors Heimstatt. Die Warnung ließ sich nicht übersehen, aber Harry durfte sich nicht davon abschrecken lassen.
    Der Platz wirkte nicht ganz so, wie er ihn in Erinnerung hatte. Der veränderte Grundwasserspiegel hatte kleine, sumpfige Rinnsale hervorgebracht, und selbst die geringste Vertiefung wurde sofort zu einem Tümpel. Die ganze Gegend war ein einziger Morast, und normalerweise würde es hier vor Mücken wimmeln, aber das war natürlich nicht der Fall. Wenigstens brauchte Harry sich keine Gedanken darüber zu machen, im Schlaf gestochen zu werden.
    In der zunehmenden Dämmerung zog er einen Schlafsack aus seiner Reisetasche und bereitete sich eine Bettstatt auf einem grasbewachsenen Hügel innerhalb von niedrigen, efeuüberwachsenen Mauern. Bevor er sich schlafen legte, folgte er noch dem Ruf der Natur hinter einem bröckeligen Trümmerhaufen ein paar Schritte entfernt, und als er dann zurückkam, sah er, dass er nicht ganz allein war. Zumindest die kleinen rumänischen Fledermäuse hatten keine Angst vor diesem Ort; sie segelten lautlos über ihm dahin und drehten dann ab, um anderswo zu jagen. Vielleicht zollten sie gerade auf ihre Art dem uralten, bösartigen Etwas Tribut, das an diesem Ort gestorben war.
    Harry rauchte eine seiner seltenen Zigaretten, dann schnippte er die Kippe davon. Sie landete zischend wie ein winziger Meteorit in einer Pfütze. Schließlich zog er den Reißverschluss seines Schlafsacks hoch, machte es sich so bequem wie möglich und stellte sich dem, was seine Träume für ihn bereithalten mochten.
    Harry? Die monströse Präsenz war augenblicklich da und berührte seinen schlafenden Verstand ohne jedes Vorspiel.
    Wie es scheint, bist du also gekommen. Die Stimme klang so nah und real, als spräche ein lebender Mensch zu ihm, und Harry erkannte deutlich die Genugtuung, die in ihr mitschwang. Aber wie sehr er es auch versuchte, in seinem Traum konnte er sich nicht an den Grund erinnern, der ihn hierhergeführt hatte.
    Natürlich erkannte er Faethors Stimme auf Anhieb, aber er hatte keine Ahnung, was den Vampir bewogen haben mochte, ihn aufzusuchen.
    Es war natürlich möglich, dass Faethor ihn einfach nur quälen wollte. Deswegen hielt er sich zurück, denn das Einzige, an das er sich erinnerte, war das Verbot, mit den Toten zu sprechen.
    Was? Sollen wir das alles noch einmal durchkauen? Faethor schien ungeduldig. Hör mir zu, Harry Keogh: Nicht ich habe dich aufgesucht, sondern es ist genau anders herum. Du bist zu mir nach Rumänien gekommen. Und dieser andere Unfug, dass du nicht mit mir oder den anderen Toten reden darfst, ist doch der Grund, warum du hier bist. Ich soll das, was dir angetan worden ist, wieder rückgängig machen!
    »Aber wenn ... wenn ich mit dir spreche ...« Harry hielt inne und wartete darauf, dass der Schmerz ihn niederstreckte, doch diesmal blieb er aus. »Da ist dieser Schmerz, den ich dann spüre, und ...«
    Und? Hast du ihn jetzt gespürt? Nein, weil du schläfst und träumst. Im Wachzustand darfst du nicht mit mir reden. Aber du bist ja nicht wach. Und jetzt, könnten wir jetzt vielleicht weitermachen?
    Nun erinnerte sich Harry: Im Schlaf schadete ihm das Sprechen mit den Toten nicht. Und dann erinnerte er sich auch an einiges andere. »Ich bin gekommen, um etwas herauszufinden ... über Janos Ferenczy!«
    Ja, das ist tatsächlich einer der Gründe, warum du hier bist. Aber es ist nicht der einzige. Und bevor wir uns jetzt mit all diesen Sachen beschäftigen, sag mir erst eines: Bist du aus freiem Willen hierhergekommen?
    »Ich bin hier, weil es notwendig ist«, sagte Harry. »Weil es wieder Vampire in meiner Welt gibt.«
    Aber bist du aus freien Stücken gekommen, hast du selbst das gewollt? Oder bist du gezwungen worden, hierherzukommen, hat man dich gegen deinen Willen beschwatzt oder hierhergedrängt?
    Mittlerweile hatte Harry sich in seinen Traum hineingefunden, und er fiel nicht mehr so leicht auf die Tricks des Vampirs herein. Außerdem war er in den Spitzfindigkeiten der Vampire schon beinahe so geübt wie die Wamphyri selbst und wusste, dass es sich dabei nur um taktisches Manövrieren handelte. »Gezwungen? Nein, niemand hat mich gezwungen. Gedrängt? Im Gegenteil, meine Freunde hätten mich am liebsten zurückgehalten. Aber bin ich beschwatzt

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