ENTSEELT
des Szgany-Willens, und er las die Drohung in dem Geist, den er geknechtet hatte. Er kicherte lautlos und sagte: Aber doch nicht hier, nicht hier, Dumiiitruu! Was? Du glaubst, ich würde mich zu dem Abschaum gesellen? Und könnte es sein, dass ich gerade verräterische Gedanken verspürt habe? Aber wenn du die nicht hegen würdest, hättest du nicht das wahre Blut! Und wieder erklang dieses böse Kichern. Du hast jedoch gut daran getan, die Fackel wieder zu entzünden. Man sollte die Flamme nicht verlöschen lassen, Dumiiitruu, denn du befindest dich an einem wirklich dunklen Ort. Und es gibt immer noch ein oder zwei Dinge, die ich dir zeigen will, und für die wir das Licht brauchen. Da ist jetzt ein Raum rechts neben dir, mein Sohn. Geh dort durch den Bogengang und entdecke meine wahre Heimstatt.
Dumitru hätte vielleicht mit sich gerungen, aber es war sinnlos; der Vampir in seinem Schädel hatte ihn fester in seinem Griff als je zuvor. Er tat wie geheißen und ging unter dem Bogen hindurch in einen Raum, der bis auf die Einrichtung so war wie alle anderen. Hier waren keine Regale mit Amphoren und keine Fresken an den Wänden. Es handelte sich eher um einen Wohnraum als um ein Warenlager. Gewebte Vorhänge hingen an den Wänden, und der Boden bestand aus grün glasierten Fliesen, die sauber verfugt waren. In der Mitte zeichnete ein Mosaik aus kleineren Fliesen das prophetische Wappen der Ferenczy nach, während auf der einen Seite an einem gewaltigen Kamin ein uralter Tisch aus massiver schwarzer Eiche stand.
Die Vorhänge bestanden nur noch aus schimmeligen Fetzen, und der Staub lag hier so dick wie überall sonst, aber es gab doch etwas, was nicht hierher passte. Auf dem Tisch lagen Papiere, Bücher, Umschläge, diverse Siegel und Wachse, Stifte und Tinten: moderne Dinge im Vergleich zu allem, was Dumitru hier bisher gesehen hatte. Besitztümer des Ferenczy? Er hatte angenommen, der Alte sei tot – oder untot –, aber das hier schien dem zu widersprechen.
Nein, widersprach ihm die boshafte mentale Stimme des Bojaren, das gehört nicht mir. Sagen wir, es gehört ... einem Schüler von mir? Er hat meine Arbeiten studiert und hätte es vielleicht sogar gewagt, mich selbst zu studieren! Er kannte tatsächlich die Worte, mit denen man mich heraufbeschwören kann, aber er wusste nicht, wo er nach mir suchen sollte, er wusste nicht einmal, dass ich hier bin. Ich schätze, er hat das Zeitliche gesegnet. Wahrscheinlich liegen seine Überreste irgendwo in den oberen Stockwerken. Ich werde wohl eines Tages das Glück haben, sie dort zu finden, und dann werde ich ihm das antun, was er mir so leicht hätte antun können!
Während die Stimme von Janos Ferenczy sich so düster und vage in der Vergangenheit verlor, war Dumitru Zirra an den Tisch getreten. Die Briefe dort waren in einer Sprache geschrieben, die er nicht beherrschte. Aber er konnte die Datumsangaben, die fünfzig Jahre zurück lagen, und einige der weit entfernten Adressen und Namen der Empfänger lesen. Darunter war ein M. Rynaud in Paris, ein Josef Nadek in Prag, ein Colin Grieve in Edinburgh und ein Joseph Curwen in Providence, sowie Dutzende andere in Städten verschiedenster Länder. Der Schreiber all dieser Namen und Adressen war immer derselbe, das konnte er an den Unterschriften auf dem vergilbten Papier erkennen: ein gewisser Mr Hutchinson oder »Edw. H.«, wie er meist unterzeichnet hatte.
Und die Bücher? Damit konnte Dumitru gar nichts anfangen. Er besaß nur wenig Bildung, auch wenn er weit herumgekommen und diverse Sprachen und Dialekte kennengelernt hatte, Titel wie Turba Philosophorum , Bacons Thesaurus Chemicus und Trithemius De Lapide Philosophico bedeuteten ihm nichts. Er sah keinen Zusammenhang zwischen den Worten auf den Büchern und den Dingen um sich herum.
Aber in einem aufgeschlagenen Buch auf dem Tisch sah er, trotz der dicken Staubschicht auf den Seiten, Bilder, die von grausiger Bedeutung waren. Mit großer Sorgfalt und viel Sinn fürs Detail wurde eine Reihe der schrecklichsten und brutalsten Foltern gezeigt; so schlimm, dass er – selbst halb hypnotisiert, wie er war – zusammenzuckte und ein wenig zurückwich, Abstand zu den Bildern suchte. Und da bemerkte er auch die anderen Dinge in dem Raum, die er bisher nicht wahrgenommen hatte: die massiven Fesseleisen, die mit starken Ketten in die Wände eingelassen waren, bestimmte stark korrodierte Werkzeuge, die achtlos in eine Ecke geworfen worden waren, und mehrere eiserne
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