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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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stammt, weit weg in Raum und Zeit. Der Name, den sie sich selbst geben: Wamphyri! Und einen Moment lang, vielleicht in Ehrfurcht, hielt die Stimme inne.
    Doch jetzt sag mir, Dumiiitruuu: Weißt du, wer ich bin? Ja, ich weiß, ich bin eine Stimme in deinem Kopf, aber wenn du nicht verrückt bist, dann muss diese Stimme einen Ursprung haben. Hast du meine Identität erraten, Dumiiitruuu? Vielleicht wusstest du es ja auch von Anfang an, na?
    »Du bist der Alte«, schluckte Dumitru mit hüpfendem Adamsapfel und ausgedörrter Kehle. »Der untote, unsterbliche Patron der Szgany Zirra. Du bist Janos, der Baron Ferenczy!«
    Du magst ein Bauer sein, aber du bist keineswegs dumm, antwortete die Stimme. Ich bin es tatsächlich! Und du hast mir zu gehorchen, was ich auch von dir verlange. Aber zuerst eine Frage: Ist da jemand beim Stamm deines Vaters Vasile Zirra, der nur vier Finger an seinen Händen hat? Ein Kind, ein Junge, der geboren worden ist, seit die Szgany zum letzen Mal hier waren? Oder vielleicht ein Fremder, dem ihr auf euren Reisen begegnet seid, der sich euch anschließen wollte?
    Manche hätten diese Frage seltsam gefunden, aber nicht Dumitru. Sie war ein Teil der Legende: Eines Tages würde ein Mann mit nur vier Fingern an jeder Hand kommen. Drei große, starke Finger und ein Daumen an jeder Hand; von Geburt an und völlig natürlich, weder mit chirurgischen Mitteln geschaffen, noch mit dem Makel einer Behinderung behaftet. »Nein«, sagte er sofort, »er ist nicht gekommen.«
    Die Stimme gab ein mentales Grunzen von sich; Dumitru sah beinahe das ungeduldige Zucken breiter, kraftvoller Schultern vor seinem geistigen Auge. Noch nicht gekommen , wiederholte die Stimme von Janos Ferenczy. Noch nicht gekommen.
    Aber die unsichtbare Präsenz war launisch; ihre Stimmung änderte sich von einem Augenblick zum nächsten. Die Enttäuschung wich schnell einer gleichmütigen Resignation. Nun, dann warte ich eben noch ein paar Jahre. Was bedeutet die Zeit einem Wamphyri?
    Dumitru gab keine Antwort. In seiner Erkundung der verblichenen Fresken war er zu einem Teil gekommen, der einige sehr grausige Szenen zeigte. Die Fresken waren wie ein Wandteppich, eine Geschichte in Bildern, aber diese Bilder gehörten in einen Albtraum. Im ersten Bild wurde ein Mann von vier anderen zu Boden gedrückt, je einer an jeder Extremität. Ein fünfter Folterer in türkischen Gewändern stand mit hoch erhobenem Krummsäbel über ihm, während ein sechster mit einem Hammer und einem zugespitzten Pflock daneben kniete. Im nächsten Bild war das Opfer enthauptet und mit dem Pflock aufgespießt, aber ein gewaltiger, fetter, madenartiger Wurm oder eine Schlange kroch aus dem durchtrennten Hals, und die Männer ringsum zuckten in Panik zurück! Im dritten Bild hatten die Männer das Ding in einem Kreis aus Fackeln eingekesselt und verbrannten es zusammen mit dem Kopf und dem Körper seines einstigen Wirtes auf einem Scheiterhaufen. Das vierte und vorletzte Bild der Reihe zeigte einen Priester, der einen Weihrauchkessel in der einen Hand schwenkte, während er mit der anderen die Asche des Vampirs in eine Urne füllte. Wahrscheinlich war es ein Exorzismus, ein Ritual der Reinigung. Aber wenn es so war, dann war es gescheitert.
    Denn das letzte Bild zeigte eben diese Urne und über ihr eine schwarze Fledermaus mit gespreizten Flügeln, die wie ein Phönix aus der Asche aufstieg. Das Wappen der Ferenczy!
    Ja, sprach Janos düster in Dumitrus Kopf, aber nicht vor dem Erscheinen des vierfingrigen Mannes. Erst wenn er kommt, der wahre Sohn meiner Söhne. Denn nur dann kann ich aus dem einen Gefäß in ein anderes entkommen. Ja, es gibt Gefäße und Gefäße, Dumiiitruu, und nicht alle von ihnen sind aus Stein ...
    Wieder hatte der Verstand des Jungen begonnen, seine Benommenheit abzuschütteln. Mit seinen eigenen Augen sah er plötzlich, wie weit die Fackel heruntergebrannt war, die er in einer Halterung an der Wand befestigt hatte. Er nahm sie herab und entzündete zittrig mit ihr eine neue, die er ein wenig hin und her schwenkte, bis sie richtig brannte. Und während er sich über die trockenen Lippen leckte, sah er an den zahllosen Urnen entlang und fragte sich, in welcher von ihnen sein Peiniger gefangen sei. Wie einfach es doch wäre, das Ding zu zerschlagen, den Staub zu verstreuen, die Fackel in die Überreste zu stoßen, die ihn manipulierten, und zu sehen, ob sie auch ein zweites Mal brennen würden.
    Janos bemerkte deutlich das Wiederaufkeimen

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