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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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hineinleuchtete, sah er, was dieser schreckliche Ort enthielt!
    Nägel! Nadelspitze Fänge aus rostigem Eisen, die diese letzte Lücke von einem Ende zum anderen ausfüllten. Es waren mindestens drei Dutzend, und Dumitru erkannte ihre Bedeutung und die schreckliche Absicht des Ferenczy auf einen Schlag!
    Ach? Ha-haa-haaa! Haa-haaa! Gelächter hallte durch Dumitrus Geist, wenn auch nicht durch seine Ohren. Es geht also schließlich doch darum, wer den stärkeren Willen hat, nicht wahr, mein Sohn?
    Eine Sache des Willens? Dumitrus Wille spannte sich an; er kämpfte um die Kontrolle über seinen Geist, über seine jungen, kraftvollen Muskeln. »Ich ... werde ... mich ... nicht für dich ... umbringen ... du alter Teufel«, quetschte er hervor.
    Natürlich wirst du das nicht, Dumiiitruuu. Nicht einmal ich kann dich dazu bringen, nicht gegen deinen Willen. Einflüsterungen haben ihre Grenzen, wie du siehst. Nein, du wirst dich nicht töten, mein Sohn. Ich werde das tun. Ich habe es bereits getan!
    Dumitru fand in seinen Gliedern plötzlich wieder die alte Kraft. Sein Verstand war schlagartig frei von den Fesseln des Ferenczy. Er leckte sich über die Lippen und ließ auf der Suche nach einem Ausweg seinen Blick hin und her huschen. Wohin sollte er rennen? Irgendwo vor ihm wartete ein großer Wolf, aber er hatte immer noch die Fackel; der Wolf würde dem Feuer weichen. Und hinter ihm ...
    Hinter ihm, an diesem eben noch todstillen Ort, rauschte die Luft plötzlich wie bei einem heftigen Windstoß, angefacht von unzähligen Flügeln. Die Fledermäuse!
    Im nächsten Moment brach das Klaustrophobische dieses Ortes über Dumitru herein. Er erkannte, dass er, selbst wenn die Fledermäuse nicht jeden Augenblick zurückkämen, nie den Mut aufbringen würde, den Weg durch den falschen Kamin und dann durch die Gewölbe des Schlosses mit dem Beutegut von zahllosen Friedhöfen zurückzufinden. Und dann war da ja auch noch die hallende Steintreppe nach draußen. Nein, es gab nur einen Weg: nach vorne, dem entgegen, was ihn dort erwartete. Und als die ersten Fledermäuse heranhuschten, hastete er über den steinernen Gang voran.
    Doch sofort klappte der Boden unter seinem Gewicht weg!
    Ahhhh!, erklang die schreckliche Stimme in seinem Kopf. Der Triumph war nicht zu überhören. Selbst ein großer Wolf wiegt viel weniger als ein erwachsener Mann, Dumiiitruuu!
    Neben der nagelgespickten Grube kippten das Sims und die Felswand – ein L-förmiges Stück sauber behauenen Felsens – um neunzig Grad um die eigene Achse und stießen Dumitru auf die Spieße. Sein kurzer Schrei der Erkenntnis und des Grauens wurde jäh abgeschnitten, als die stählernen Spitzen durch seinen Schädel, sein Rückgrat und die meisten lebenswichtigen Organe drangen – nicht aber durch sein Herz. Dieses schlug noch und pumpte sein Blut durch die Löcher in seinem aufgespießten, zuckenden Körper nach außen.
    Habe ich nicht gesagt, es würde ein ekstatisches Gefühl sein, Dumiiitruuu? Und habe ich nicht gesagt, ich würde dich töten? Die selbstgefälligen Worte des Monsters drangen durch die Todesqualen des jungen Mannes, aber nur schwach und ersterbend, wie die Qualen selbst. Das war Janos Ferenczys letzte Marter, sein letzter Spott, denn Dumitru konnte ihn jetzt nicht mehr hören.
    Aber das machte Janos nichts aus. Denn nun gab es etwas viel Wichtigeres, endlich konnte er seinen urtümlichen Durst stillen. Wenigstens bis zum nächsten Mal.
    Das Blut rann den V-förmigen Kanal hinunter, spritzte über den Ausguss und lief in die Öffnung der Urne hinein. Es benetzte das, was darin war. Uralte Asche, Salze, die Grundbestandteile eines Mannes, eines Monsters, saugten gierig das Blut auf. Es blubberte und quoll über, dampfte und qualmte. Die chemische Reaktion verlief so heftig – man hätte meinen können, die Urne rülpse ...
    Nach einiger Zeit kam der große Wolf zurück. Er schritt verächtlich an den Fledermäusen vorbei, die zirpend eine Decke aus lebendigem Fell bildeten, passierte vorsichtig die Stelle, an der der steinerne Sims in seine Ursprungsposition zurückgeglitten war und blieb stehen, um auf die jetzt wieder reglose Urne hinabzublicken.
    Und dann gab er ein kehliges Jaulen von sich, sprang in die Grube hinunter und auf die zerfurchten Steinplatten rund um die Urne. Er kroch vorsichtig zwischen den Spitzen hindurch, bis er an einer kahlen Stelle am Ende des Grabens angekommen war. Dort drehte er sich um und begann, Dumitrus ausgebluteten Leichnam

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