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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Magazin mit sechzehn Kugeln in den Schaft. Ein Ersatzmagazin steckte er in die Tasche. Außerdem war da noch ein Messer mit einer zwanzig Zentimeter langen Klinge, die so schmal wie ein Schraubenzieher war, und eine Garotte, die aus zwei Handgriffen und einem halben Meter Klaviersaite dazwischen bestand. Jede dieser Methoden für sich würde genügen, aber Zharov musste sicher sein, dass es im richtigen Moment schnell ging. Keogh durfte nicht die leiseste Chance haben, mit jemandem zu reden. Egal mit wem oder mit was.
    Und wieder stahl sich das Bild dieser beiden – Menschen? – ungebeten in Zharovs Gedanken: die beiden Gestalten, die er von der anderen Seite des Flusses aus in Bonnyrigg gesehen hatte, als sie aus Harrys Garten kamen. Er erinnerte sich daran, wie sie sich bewegt hatten – jeder Schritt eine übernatürliche Anstrengung – und wie einer von ihnen Stücke von sich zu verlieren schien, die dann aus eigener Kraft hinter ihm her in die Nacht hinaus krabbelten.
    Der Russe versuchte, die Gedanken abzuschütteln. Es war noch früh, und er war noch nicht müde genug, um ins Bett zu gehen. Er schlüpfte wieder in seinen Mantel und ging hinunter in die Hotelbar, um sich einen Drink zu genehmigen.
    Oder auch mehrere ...
    So, wie Harry mit seinen neuen Freunden auf der anderen Straßenseite gesprochen hatte, als er noch wach war, so redete er jetzt auch in seinen Träumen weiter mit ihnen. Nur war jetzt das Gespräch weniger zusammenhängend, eher nebulös, wie es Träume nun einmal sind. Aber er schlief nicht so tief, dass er Ken Layards Lokalisierungs-Sonden nicht bemerkt hätte, wenn sie über ihn hinwegstrichen (was sie sehr oft taten), und er war auch nicht so weit vom Wachzustand entfernt, dass er den Unterschied zwischen dem üblichen Geplapper der Toten und wirklich wichtigen Nachrichten nicht bemerkt hätte. Als seine Gedanken die neue Stimme auffingen, wusste er instinktiv, dass dies bedeutsam sein musste.
    Deswegen fragte er auch nach: Wer bist du? Bist du auf der Suche nach mir?
    Harry Keogh? Die neue Stimme wurde deutlicher. Gott sei Dank, dass ich dich gefunden habe!
    Kenne ich dich? Harry war vorsichtig.
    Gewissermaßen. Wir sind einander begegnet. Ich habe sogar versucht, dich zu töten!
    Jetzt erkannte Harry ihn und wusste, warum er die Stimme bisher nicht zuordnen konnte. Es war ganz einfach: Er hatte die Stimme mit den Lebenden assoziiert, bis jetzt jedenfalls. Die Stimme gehörte nicht zu einem Toten, oder wenigstens sollte sie das nicht. Wellesley? Was ist passiert?
    Du meinst, warum ich tot bin, Harry? Na ja, die haben mir ganz schön hart zugesetzt. Keine körperliche Gewalt, nein, natürlich nicht, aber ein Verhör nach dem anderen, du weißt schon! Körperliche Gewalt hätte ich ja vielleicht ertragen, aber dieser psychische Stress? Je tiefer die bohrten, desto mehr wurde mir klar, in was für eine Scheiße ich hineingeraten war. Für mich war alles vorbei. Ich würde eine lange Zeit absitzen müssen und hätte danach weder einen Job noch irgendwelche Zukunftsperspektiven. Ich weiß, es klingt banal, aber es ist nun einmal so, ich war ein gebrochener Mann. Also ... Ich habe mich aufgehängt. Es ist ja nicht mehr so, dass einem eine Pistole angeboten wird – ein ehrbarer Ausweg –, deswegen musste ich meine Schnürsenkel nehmen. Ich hatte schon befürchtet, dass die reißen würden, aber sie haben gehalten.
    Harry konnte nur schwerlich Mitleid für ihn aufbringen. Schließlich war der Mann ein Verräter. Und was willst du jetzt von mir? Soll ich dir sagen, wie sehr du mir leid tust? Dir eine Schulter anbieten, an der du dich ausweinen kannst? He, ich habe viele Freunde unter den Toten, die nicht versucht haben, mich umzubringen!
    Deswegen bin ich nicht hier, Harry. Nein, ich habe das bekommen, was ich verdient habe. Ich glaube, das bekommen wir schließlich alle. Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen, das ist alles. Ich wollte dir sagen, dass es mir leid tut, dass ich nicht mehr Mumm gehabt habe.
    Harry schnaubte verächtlich. Oh toll! Harry, es tut mir leid, dass ich nicht mehr Mumm gehabt habe. Wenn ich den gehabt hätte, dann hätte ich dich verdammt noch mal umgebracht!
    Wellesley seufzte. Na ja, es war einen Versuch wert. Es tut mir leid, dass ich dich gestört habe. Es ist nur so: Als ich mich umgebracht habe, wusste ich noch nicht, dass meine Qualen damit erst anfangen würden. Er begann sich zurückzuziehen.
    Was soll das? Harry hielt ihn auf. Deine Qualen? Dann begriff

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