ENTSEELT
Angst vor mir. Ihr habt mich gewarnt, weil er in die Zukunft geblickt und da seinen Sieg gesehen hat. Also, dann richtet ihm vor mir aus, dass die Zukunft nicht immer so eindeutig ist, wie sie scheint.«
Ahhh! Er sssspürt unssss! Sandra zischte wie eine Schlange in seinen Gedanken. Er kennt uns. Seine Gedanken sind stark. Seine verborgenen Kräfte kommen zum Vorschein.
Sie hatte recht und Harry wusste, dass das eigentlich nicht so sein sollte. Er war stärker, aber er kannte den Ursprung dieser frischen Vitalität nicht. Er fragte sich, ob Faethor dafür verantwortlich sei. Möglich. Doch im Augenblick konnte er nichts gegen Faethor unternehmen, und in einem Sturm ist jeder Hafen besser als die offene See.
Ken Layards Lokalisierer-Verstand hatte sich wie ein Trägerstrahl an Harry geheftet. Harry ließ seinen eigenen Verstand heimlich daran entlanggleiten bis zu dem Ausgangssignal zurück, und sah dann durch Layards Augen.
Es war, als wäre Harry körperlich anwesend, aber er war nicht in seinem, sondern in Layards Körper. Sie befanden sich in dem gleichen unterirdischen Raum wie zuvor. Sandra saß ihm gegenüber an dem Tisch, und Janos tigerte rastlos im Gewölbe hin und her. »Wo ist er? Was denkt er?« Die Augen des Monsters loderten rot, als er sie auf Sandra richtete. Er war offensichtlich beunruhigt, versuchte das aber hinter einer Maske der Wut zu verbergen.
»Er ist in einem Flugzeug«, antwortete Sandra. »Auf dem Weg hierher.«
»So bald? Er ist wahnsinnig! Weiß er nicht, dass er sterben wird? Kann er nicht sehen, dass meine Pläne für ihn über seinen Tod hinausgehen? Was denkt er?«
»Er verbirgt seine Gedanken vor mir.«
Janos blieb stehen und schob sein gleichermaßen faszinierendes wie abstoßendes Gesicht ganz nah an das ihre heran. »Er verbirgt seine Gedanken? Und du willst eine Telepathin sein, ein Gedankendieb? Willst du mich für dumm verkaufen? Habe ich dir nicht klar gemacht, was mit dir passieren wird, wenn du mir weiter Steine in den Weg legst? Ich frage dich jetzt noch einmal: Was – denkt – er – gerade?«
Der Vampir-Meister stützte sich mit beiden Händen auf dem Tisch auf und starrte dem verängstigten Mädchen aus kurzer Entfernung in die Augen. Seine Lippen zogen sich wie eine lederne Kappe von seinen Zähnen zurück und entblößten die spitzen Zähne eines Raubtiers. Die Drohung war nur allzu deutlich, aber trotzdem konnte sie ihm nur eines antworten: »Er ... er ist zu stark für mich.«
»Zu stark für dich?« Janos tobte. »Zu stark? Hör mal zu, hier in den Gewölben dieses Schlosses liegt die Asche von Männern, die zu ihrer Zeit mordend und brandschatzend durch das Land gezogen sind und wie Satyrn wahllos Frauen, Männer und Kinder vergewaltigt und zu Tode gefickt haben. Ja, und wenn sie mit denen fertig waren, dann haben sie sich über das Vieh hergemacht! Zweitausend Jahre lang haben diese Kreaturen, deren Gemächt jetzt zu Staub zerfallen ist, von deren Knochen nur noch Salz übrig ist, keine Frau mehr gehabt. Ich warne dich nur noch einmal: Tu, was ich dir sage, oder ich komme auf den Gedanken, sie heraufzubeschwören und dir ein paar Dinge beizubringen. Das würde eine unaufhörliche Qual für dich werden, Sandra! Ich kann dich ihnen zur Verfügung stellen, und selbst wenn sie dich zerreißen, wird dein Vampirfleisch den Schaden immer sofort wieder beheben! Stell es dir doch einmal vor: Dein süßes Fleisch beschmutzt von ihrem Unrat, benutzt und wieder benutzt ... wieder und wieder ... ohne Ende!«
Harry blickte ihn aus Ken Layards Augen an, sammelte Speichel in Layards Kehle und spie dem Vampir ins Gesicht. Und als das Monster zurückschreckte und sich die Hände vors Gesicht schlug, sprach Harry mit Layards Stimme: »Bist du nicht nur wahnsinnig, sondern auch noch taub, Janos Ferenczy? Sie kann nicht sehen, was ich mache – weil ich hier bin und beobachte, was du tust!«
Layard saß da, schreckensstarr und von Panik ergriffen. Er umklammerte seine eigene Kehle; aber Harry hielt den Befehl über das, was er da übernommen hatte, noch ein paar Sekunden länger aufrecht.
Janos näherte sich wieder dem Tisch. Er hatte den Kopf fragend und ungläubig auf die Seite gelegt. »Was?« Er starrte Layard wutentbrannt an. »Was soll das?« Er hob seine klauenartige Hand.
»Na los«, spottete Harry. »Schlag zu! Du wirst nur deinem Sklaven Schaden zufügen und nicht dem, der die Kontrolle über ihn übernommen hat!«
Janos’ Kiefer klappte herab. Er hatte
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