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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Vages und Unerklärliches.
    Übe trotzdem, sagte Möbius und ließ vor Harrys innerem Auge einen Bildschirm aufstrahlen. Einfache Gleichungen warteten da auf ihre Lösung, und unvollständige Multiplikationstabellen starrten Harry entgegen. Ihre Leerstellen sahen Harry an wie Augen ohne Pupillen und warteten darauf, dass er die Lösungen einsetzte.
    Ich ... ich weiß die verdammten Lösungen nicht, stöhnte Harry.
    Dann rechne sie aus, knurrte Möbius. Er hatte selbst genug zu tun.
    Vier Reihen vor Harry, auf der anderen Seite des Mittelgangs, sah sich jemand um und betrachtete das bleiche, im Schlaf aufgewühlte Gesicht. Der Mann hatte eine mädchenhafte Figur und weibische Verhaltensweisen. Er rauchte eine Marlboro mit einer Zigarettenspitze, und seine tief liegenden Augen unter den schweren Lidern waren so düster wie seine Gedanken.
    Nikolai Zharov hatte in England versagt, und das war jetzt seine Strafe. Nachdem Harold Wellesley und die rumänische Geheimpolizei gescheitert waren, sollte Zharov es besser machen. Seine Vorgesetzten hatten kein Blatt vor den Mund genommen: »Gehen Sie nach Griechenland und töten sie Keogh mit eigenen Händen. Und falls sie dabei versagen ... dann kommen Sie besser gar nicht erst zurück.«
    Na ja, Griechenland lag jetzt zwar hinter ihnen, aber Zharov ging nicht davon aus, dass das einen Unterschied machte. Griechenland, Ungarn, Rumänien, wen kümmerte es schon, wo er starb? Niemand, Hauptsache, er war tot ...
    Um 18:30 Uhr hatte der Tourist Harry Keogh die Einreiseformalitäten auf dem Flughafen von Budapest erledigt und war mit dem Zug nach Osten zu einem Ort namens Mezõberény gefahren. Von hier aus musste er sich eine neue Transportmöglichkeit suchen, denn hinter Mezõberény führte die Bahnlinie südlich nach Arad, und das war zu weit von seinem Weg ab. Harry würde einen Bus, ein Taxi, einen Karren nehmen oder sogar zu Fuß gehen, je nachdem, was sich gerade anbot.
    Am Stadtrand von Mezõberény fand er eine kleine Pension namens Sarkad, die nach dem Bezirk benannt war. Hier nahm er sich für die Nacht ein Zimmer. Er hatte das Sarkad gewählt, weil es genau gegenüber eines alten Friedhofes lag, der sich unter hohen schattigen Bäumen auf der anderen Seite der Straße hinzog. Falls es zu nächtlichen Heimsuchungen kommen sollte – durch Träume, die von seinen Feinden beeinflusst wurden, oder vielleicht auch durch ganz reale Besucher –, dann wollte Harry die Toten auf seiner Seite haben. Und deswegen stand er auch am Fenster und sandte seine Gedanken über die Straße hinweg zu den Toten aus, bevor er sich zur Ruhe begab.
    Natürlich hatten auch sie von dem Necroscope gehört und konnten kaum glauben, dass er tatsächlich in ihrer Stadt war. Sie hatten Tausende von Fragen und beschäftigten ihn bis tief in die Nacht. Aber als Mitternacht dann vorüber war, sah sich Harry gezwungen, ihnen zu sagen, er sei müde und müsse sich wirklich auf den nächsten Tag vorbereiten. Als er dann in sein Bett schlüpfte, dachte er noch: Was für eine Untertreibung!
    Harry war kein Spion im normalen Sinn des Wortes. Wenn er das gewesen wäre, hätte er vielleicht den Mann bemerkt, der ihm vom Bahnhof in das Sarkad gefolgt war und auf dem Zimmer direkt neben seinem bestanden hatte.
    Nikolai Zharov hatte gehört, wie der Necroscope in seinem Zimmer hin und her lief. Als Harry ans Fenster gegangen war, hatte der Russe das Gleiche getan. Das Licht aus den Zimmern war nach draußen gedrungen und hatte Harrys Schatten auf die Straße geworfen. Zharov war zurückgegangen, hatte das Licht in seinem Zimmer gelöscht und war dann wieder ans Fenster getreten. Er sah dahin, wohin Harry blickte.
    Und da bemerkte Zharov zum ersten Mal den Friedhof. Ihn fröstelte. Er zog die Vorhänge vor, setzte sich auf sein Bett und steckte sich eine Zigarette an. Zharov wusste Bescheid über Harrys Gabe. Er war in Bonnyrigg gewesen, als Wellesley versucht hatte, den Necroscope zu töten, und er hatte gesehen, was da aus Keoghs Garten kam und den Anschlag des Verräters vereitelte. Wenn man dazu dann noch ein paar Einzelheiten aus dem Bericht dieser Idioten von der Securitate in Rumänien hinzufügte ... vielleicht war das hier nicht der beste Ort und die beste Zeit für einen Mord.
    Aber es konnte nicht schaden, die eigenen Waffen zu überprüfen. Er öffnete das Geheimfach in seinem Aktenkoffer und entnahm ihm die Einzelteile einer kleinen, aber tödlichen Automatik. Er schraubte sie zusammen und steckte ein

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