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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Abteilung. Und bei so einem Job ... ist es da ein Wunder, wenn man nicht die beste Laune hat? Das ist meine Seite. Und weshalb sind Sie heute mit dem falschen Fuß aufgestanden?«
    Was? Wann hat er mich das letzte Mal Darcy genannt? Versucht der wirklich, höflich zu sein?
    Er beschloss, Konzessionen zu machen und setzte sich. »Der Verkehr war fürchterlich, und irgendein Trottel hat meinen Parkplatz zugeparkt. Und was soll aus einem Tag werden, der so anfängt? Ich warte noch auf einen Anruf aus Rhodos – Trevor Jordan und Ken Layard sind da – wegen dieses Drogendeals; die Zollbehörde und New Scotland Yard wollen Ergebnisse sehen. Und dann sind da noch mindestens ein Dutzend Anfragen des zuständigen Ministers, der ESPer zur Unterstützung bei ungelösten Kapitalverbrechen anfordert, der übliche Bürokram, die Überwachung der russischen Botschaft, die in meinen Zuständigkeitsbereich fällt, und ...«
    »Den Botschaftsjob können Sie erst einmal vergessen«, unterbrach ihn Wellesley hastig. »Das ist Routine, Kleinkram. Ein paar Iwans mehr im Land? Eine russische Delegation? Na und? Gott, wir haben wirklich Besseres zu tun, als so simple Schnüffeljobs. Aber auch ohne das ... ja, ich sehe, Sie haben mehr als genug zu tun.«
    »Das ist verflucht richtig! Und es wird immer mehr. Deswegen würde ich es ganz bestimmt nicht als unhöflich empfinden – ich wäre Ihnen wahrscheinlich sogar dankbar – wenn Sie mir jetzt sagen, ich soll mich verpissen und meinen Job machen. Ich befürchte nur, Sie hätten mich gar nicht erst herbestellt, wenn da nicht noch etwas anderes wäre.«
    »Also, Ihnen hat bestimmt noch nie jemand vorgeworfen, Sie würden um den heißen Brei herumreden, nicht wahr?« Ausnahmsweise blinzelten Wellesleys runde Augen nicht, und sie starrten sein Gegenüber auch nicht feindselig an.
    Sie betrachteten Clarke, der trotz seines seltsamen Talents keine ungewöhnliche Erscheinung war. Niemand würde vermuten, dass er je eine Leitungsfunktion innegehabt hatte, am allerwenigsten die Leitung der geheimsten Abteilung des britischen Geheimdienstes. Er war Otto Normalverbraucher, der unscheinbarste Mann der Welt. Na ja, vielleicht nicht ganz der unscheinbarste, aber er kam dem sehr nahe. Mittelgroß, mittelbraune Haare, etwas gebückt und mit einem kleinen Bauch und in mittleren Jahren. Clarke wirkte einfach in jeder Hinsicht mittelmäßig. Haselnussbraune Augen in einem Gesicht, das selten lachte, ein ausdrucksstarker Mund und eine melancholische Ausstrahlung. Und auch der Rest von ihm inklusive seiner Garderobe war Durchschnitt.
    Aber er hatte das E-Dezernat geleitet; er hatte an einigen sehr gefährlichen Aktionen teilgenommen, und er hatte Harry Keogh gekannt.
    »Keogh.« Wenn der Name von Wellesleys Lippen kam, klang er wie ausgespuckt. »Darum geht es.«
    »Darum«, als wäre Harry Keogh eine Apparatur oder ein Ding und keine Person. Clarke hob fragend eine Augenbraue. »Gibt es etwas Neues über Harry?« Wellesley hatte Bettleys Berichte selbst ausgewertet und ihren Inhalt für sich behalten.
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, meinte Wellesley. Und fügte dann schnell hinzu, als wollte er Clarke keine Denkpause einräumen: »Was, glauben Sie, würde passieren, wenn er seine Fähigkeiten zurückbekäme?«
    Ohne lange nachzudenken, antwortete Clarke: »Sie bräuchten einen neuen Job.«
    Überraschenderweise lächelte Wellesley sogar. Aber der freundliche Ausdruck verschwand sofort wieder. »Es ist immer gut, zu wissen, wo jemand steht«, meinte er. »Sie glauben also, er könnte das E-Dezernat übernehmen?«
    »Mit seinen Fähigkeiten wäre er das E-Dezernat!« Plötzlich hellten sich Darcys Züge auf. »Wollen Sie damit sagen, er hat sie zurückbekommen?«
    Einen Augenblick lang kam keine Antwort von Wellesley. Dann sagte er: »Sie waren mit ihm befreundet, nicht wahr?«
    »Befreundet?« Clarke überlegte, kaute auf seiner Unterlippe und blickte ein wenig beunruhigt drein. Nein, er konnte eigentlich nicht behaupten, er sei mit Harry Keogh befreundet gewesen. Es war auch nichts, was er angestrebt hatte. Er hatte einmal einige von Harrys Freunden in Aktion erlebt. Er hatte immer noch Albträume davon!
    »Wir waren miteinander bekannt ... mehr nicht«, antwortete er schließlich. »Wissen Sie, Harrys Freunde waren meist ... na ja, tot.« Er zuckte mit den Achseln. »Das wird sie wohl zu seinen Freunden gemacht haben.«
    Wellesley starrte ihn scharf an. »Und er hat wirklich die Sachen getan, die

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