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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Sessel sitzen. Die Satellitenschüssel in seinem Garten fing die Signale auf und setzte sie wieder zu Bildern auf seinem Bildschirm zusammen. Er schreckte beim Klang von Beifall wieder auf und sah einen amerikanischen Talkmaster, der mit einer dicken Frau sprach, die die sanftesten, sympathischsten Augen hatte, die Harry je gesehen hatte. Die Show hieß »Interessante Leute« oder so ähnlich, und Harry hatte sie schon früher gesehen. Meistens waren die Leute alles andere als interessant, aber jetzt schnappte er das Wort »übersinnlich« auf und schenkte der Show mehr Aufmerksamkeit. Es war nicht verwunderlich, dass er ESP in all seinen Ausprägungen faszinierend fand.
    »Stellen wir das jetzt doch noch einmal klar«, sagte der klapperdürre Showmaster zu der dicken Dame. »Sie sind taub, seit sie achtzehn Monate alt sind, und haben daher nie das Sprechen gelernt. Ist das richtig?«
    »Ja, das stimmt«, sagte die Frau. »Aber ich habe ein hervorragendes Gedächtnis, und offenbar habe ich sehr viele menschliche Unterhaltungen gehört, bevor ich taub geworden bin. Auf jeden Fall habe ich nie Sprechen gelernt, ich war also nicht nur taub, sondern auch stumm. Und dann, vor drei Jahren, habe ich geheiratet. Mein Mann ist Tontechniker in einem Aufnahmestudio. Er hat mich eines Tages mitgenommen, und ich habe ihm bei der Arbeit zugesehen, und plötzlich konnte ich einen Zusammenhang zwischen dem Ausschlag der Messinstrumente an seinen Geräten und den Stimmen und den Instrumenten der Band herstellen, die er gerade aufnahm.«
    »Das heißt, plötzlich haben Sie begriffen, was Klang ist, ja?«
    »Das stimmt. Ich hatte natürlich die Zeichensprache gelernt – die Daktylologie, oder die Stummensprache, wie ich sie für mich immer genannt habe, – und ich wusste auch, dass einige gehörlose Leute ganz normal Gespräche führen können, was für mich dann die Taubensprache war. Aber ich hatte das nie selbst versucht, weil ich gar nicht wusste, was Klang ist. Wissen Sie, ich war völlig taub. Komplett. Klang existierte für mich nicht – außer in meiner Erinnerung!«
    »Und dann sind Sie zu diesem Hypnotiseur gegangen?«
    »Ja. Es war schwer, aber er war sehr geduldig. Und natürlich wäre das alles nicht möglich gewesen, wenn er nicht die Stummensprache beherrscht hätte. Aber so hat er mich hypnotisiert und all die Gespräche zurückgebracht, die ich als Baby gehört hatte. Und als ich dann aufwachte ...«
    »... da konnten Sie sprechen?«
    »Genauso, wie Sie mich jetzt hören. Ja.«
    »Das ist ja mehr als ungewöhnlich! Sie sprechen nicht nur klar und deutlich, Sie sprechen auch fast völlig ohne Akzent. Mrs Zdzienicki, das ist eine äußerst faszinierende Geschichte, und Sie sind ganz bestimmt eine der interrrrresssantesten Frauen, die wir je hier in der Show gehabt haben!« Die Kamera blieb auf sein hageres, lächelndes Gesicht fixiert, und er nickte mit künstlicher Begeisterung. »Ja! Und jetzt kommen wir ...«
    Aber da hatte Harry bereits den Fernseher ausgeschaltet. Als der Bildschirm schwarz wurde, sah er, wie dunkel es draußen geworden war. Es war bereits kurz vor Mitternacht, und die Temperatur im Haus sank rapide, weil sich die Zentralheizung abgeschaltet hatte. Es war an der Zeit, ins Bett zu gehen ... Oder vielleicht sollte er sich doch noch eines dieser Interviews mit den interrrrresssantesten Leuten ansehen!
    Er konnte sich nicht daran erinnern, den Fernseher wieder eingeschaltet zu haben, aber als sich das Bild formte, wurde er durch den Bildschirm hineingesogen und traf auf Jack Laberkopp, oder wie er heißen mochte, der im Möbius-Kontinuum schwebte.
    »Willkommen in unserer Show, Harry!«, sagte Jack. »Und wir wissen schon jetzt, dass Sie sehrrr interessant sein werden! Nun, wir haben jetzt schon einige Zeit diese Örtlichkeit bewundert, über die Sie hier – äh – verfügen. Was sagten Sie noch, wie heißt das?« Er hielt Harry das Mikrofon hin.
    »Das hier ist das Möbius-Kontinuum, Jack«, erklärte Harry ein wenig nervös. »Ich sollte mich hier eigentlich nicht aufhalten.«
    »Was Sie nicht sagen! Aber hier in dieser Show ist alles möglich, Harry! Wir haben alle Zeit der Welt, also nur keine Hemmungen!«
    »Alle Zeit der Welt? Wollen Sie etwas über die Zeit wissen, Jack? Also, in dem Fall sollten Sie sich das hier ansehen.« Und er nahm Herrn Laberkopp am Ellbogen und zog ihn durch eine Tür in die Zukunft.
    »Interrrrresssant!«, musste der andere zugeben, als sie Seite an Seite in die

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