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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
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Komplexität verloren. Im Gegenteil, sie waren sogar um ein Vielfaches
seltsamer
geworden. Dank der verwirrenden und immer präsenten Vielzahl von Fremdweltlern, den bizarren Lebensläufen der bekanntesten Stationsbewohner und der ständigen Nachbarschaft zum Himmlischen Tempel kam er sich auf Deep Space 9 oft vor, als habe er eine Nacht lang zu tief ins
Copal
-Glas geschaut und müsse nun die surrealen Folgeschäden aussitzen.
    Es entbehrte also nicht einer gewissen Ironie, dass er sich nun im Quark’s wiederfand, dem Anschein nach dem Dreh- und Angelpunkt des sozialen Lebens auf der Station. Zwei Monate lang machte er bereits einen Bogen um das Lokal. Doch heute, als er sich während seiner Untersuchung der Harkoum-Söldner ein Mittagessen gönnen wollte, hatte er gemerkt, wie leid er die Mahlzeiten aus dem Replikator inzwischen war. Zu seinem Missfallen hatte das bajoranische Restaurant auf der Promenade geschlossen. Die Eigentümer wohnten auf dem Planeten einer Hochzeit bei. Da er sich für den Klingonen nebenan und all die anderen Fremdwelt-Küchen noch nicht bereit fühlte, blieb ihm nur eine Alternative. Das Quark’s verfügte über eine echte Küche, nicht nur über Replikatoren, und warb damit, auch zahlreiche bajoranische Gerichte auf der Karte zu haben.
    Leider schien Cenn eine der Hauptgeschäftszeiten des Etablissements erwischt zu haben, das sich als »Bar, Grill, Botschaft, Spielbank und Holosuite-Salon« bezeichnete. Alle Tische waren besetzt, selbst die auf der oberen Etage. Paradoxerweise enttäuscht und erleichtert, wollte Cenn schon umkehren und stellte sich geistig auf einen weiteren unzureichend gewürzten
Ratamba
-Eintopf aus dem Replimat ein, als …
    »Hey, schöner Mann. Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
    Cenn sah auf. Vor ihm stand die kurvenreichste und durchsichtigst gekleidete Frau, der er je begegnet war. Sie maß mindestens zwei Meter. Und sie war grün.
    In seinem Kopf war die Antwort völlig klar:
Danke, ich hab mich nur nach einem freien Tisch umgesehen, aber es gibt keinen
. Aus seinem Mund kam jedoch: »Ähm …«
    Die Frau lächelte, ergriff Cenns Arm und führte ihn zum Tresen. »Sie sehen hungrig aus. Setzen Sie sich und entspannen Sie sich. Ich bringe Ihnen derweil die Karte. Ich bin übrigens Treir. Wie wäre es mit einem Getränk vorweg?«
    »Ähm, ja … Sicher. Synthale?«, sagte Cenn, der sich gerade noch rechtzeitig erinnerte, dass er im Dienst war.
    »Kommt sofort.« Treir überließ ihn seinem Barhocker und der Gesellschaft des kahlköpfigen, breitschultrigen Wesens neben ihm. Das Wesen hatte winzige Ohren, eine Stupsnase, herunterhängende Mundwinkel und kein Kinn und hielt sich an seinem Drink fest. Es nickte Cenn zu, als dieser Platz nahm.
    Treir erschien auf der anderen Seite des Tresens, einen gefüllten Krug und eine Karte in den Händen. »Bitte sehr. Falls Sie die bajoranischen Speisen suchen, die stehen ganz vorn. Ich kann Ihnen den
Foraiga
empfehlen. Aber wenn Sie’s eher süß mögen: der
Tuwaly
-Kuchen ist absolut dekadent.«
    »
Foraiga
klingt … wunderbar«, stammelte Cenn. Er würdigte die Karte keines Blickes. Dafür fesselte ihn der Anblick der Frau zu sehr. Was war nur mit ihm los? Pheromone? Nicht, dass sie nicht atemberaubend war, aber normalerweise ging er deutlich subtiler vor, wenn er jemanden sexuell anziehend fand.
    »Gut gewählt«, sagte Treir und nahm die Karte wieder entgegen. »Dauert nur ein paar Minuten. Trinken Sie Ihr Synthale, während Sie warten, und zögern Sie nicht, es mich wissen zu lassen, wenn ich noch mehr für Sie tun kann.«
    Cenn sah ihr nach, bis sie im Hinterzimmer verschwunden war. Dann beugte er sich zu dem Wesen auf dem Nebenhocker. »Bitte sagen Sie mir, hier laufen nicht noch mehr von ihrer Sorte rum.«
    Das Wesen, das gerade einen tiefen Zug aus seinem riesigen Steinkrug nahm, machte eine Daumen-runter-Geste, ohne den Krug dabei abzusetzen.
    »Den Propheten sei Dank«, murmelte Cenn. Nun, da Treir fort war, fühlte er sich wieder einigermaßen bei Sinnen und beschloss, ein wenig zu arbeiten. Er nahm das Padd vom Gürtel, schaltete es ein und besah sich erneut die kurze Liste von Namen, die er in der vorigen Nacht erstellt hatte.
    Von den einundzwanzig Söldnern, die die
Defiant
auf Harkoum dingfest gemacht hatte, waren siebzehn an diesem Morgen der bajoranischen Miliz überantwortet worden und derzeit auf dem Weg nach Bajor. Tagelang hatte Cenn ihre Lebensläufe recherchiert und sie einzeln verhört. Er war zu

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