Entsetzliches Gleichmaß
mich prompt dazu, nach Cardassia zurückzukehren, was einem nahezu garantierten Todesurteil gleichkam. Und dort fand ich mich in der eigenartigen Position wieder, einen ehemaligen Geschäftspartner töten zu müssen.«
»Des Weiteren konnten Sie ein führendes Mitglied der Dissidentenbewegung aus der Gefahrenzone bringen«, erinnerte ihn der Doktor.
»Ich fand die ganze Angelegenheit ziemlich beschämend.«
»Warum haben Sie sich dann überhaupt eingemischt?«, fragte Bashir und verschränkte die Arme. »Sie hatten nichts zu gewinnen, als Sie uns über Kiras Entführung informierten.«
Garak lächelte.
»Wollen Sie damit etwa andeuten, meine allzeit ritterliche Art sei nicht Motiv genug?«
»Bis zu Cardassias Schulterschluss mit dem Dominion zeigten Sie auch keinerlei Interesse, sich mit Sisko gut zu stellen«, wiegelte Bashir Garaks Ablenkungsversuche einfach ab. Kira war beeindruckt. Offensichtlich ließ Julian den Cardassianer längst nicht mehr so leicht davonkommen wie früher. »Sie wussten von Anfang an von der Verschwörung gegen Legat Ghemor, oder? Und indem Sie uns informierten, brachten Sie Ihre ganz eigene kleine Gegenbewegung in Gang. Sie wussten, Commander Sisko würde versuchen, Major Kira zu retten – und mit ihr auch gleich den Legaten. Sie wollten den Dissidenten helfen.«
Garaks Lächeln wurde breiter.
»Ich sagte es ja schon immer, Doktor: Ihre Fantasie ist äußerst lebhaft.«
»Und dafür habe ich Ihnen zu danken, nicht wahr?«
»Gern geschehen.«
»Angenommen, Sie wussten also von Enteks Plan«, meldete sich Dax zu Wort, »was können Sie uns über Iliana Ghemor sagen?«
»Nicht so viel, wie der Captain gern hören würde, fürchte ich.«
»Was zum Donnerwetter heißt das nun schon wieder, Garak?«, knurrte Kira.
»Es heißt, dass die Wahrheit schon immer die effektivste Waffe des Obsidianischen Ordens war. Insbesondere, wenn sie sie wie eine Lüge aussehen lassen konnten. Und in diesem Fall entspricht es der Wahrheit, dass man Iliana Ghemor tatsächlich auf eine Mission schickte, Sie zu ersetzen, ganz wie Entek es beschrieb. Und, dass Sie in Elemspur waren.«
»Garak, das ergibt keinen Sinn«, sagte Kira. »Glauben Sie wirklich, es wäre niemandem aufgefallen, wenn es jahrelang eine weitere Person mit meinem Gesicht auf Bajor gegeben hätte?«
»Ganz gewiss wäre es das, Captain. Was uns, insbesondere im Kontext Ihrer derzeitigen Situation, zu der Schlussfolgerung nötigt, Agentin Ghemor könne während der besagten Jahre keinesfalls auf Bajor gewesen sein.«
»Sondern wo?«
»Das weiß ich nicht, was vermutlich bedeutet, dass auch innerhalb des Ordens niemand wusste, was aus ihr wurde. Nicht einmal der verstorbene Corbin Entek.«
Die Behauptung der Alternativ-Iliana kam Kira wieder in den Sinn. »Dukat.« Kira spuckte den Namen aus wie einen Fluch.
Garak neigte den Kopf leicht zur Seite.
»Welch interessanter Ansatz, Captain. Bedauerlich, dass Sie diese Hypothese nicht mehr überprüfen können. Die Ergebnisse hätten mich sehr interessiert. Aber ich werde darüber hinwegkommen. Und Sie?«
Kira sah Garak an und lächelte plötzlich. »Danke für den Vorschlag«, sagte sie. »Wissen Sie, was eigenartig ist? Tekeny Ghemor warnte mich, Ihnen niemals zu vertrauen, Garak.«
»Der Legat verstand es wie kein zweiter, den Charakter anderer Leute einzuschätzen.«
»Und doch lag er mitunter falsch. Passen Sie auf sich auf.«
Garak nickte ihr zu und verschwand vom Monitor, ersetzt durch das Emblem der Föderation.
»Was war das denn jetzt?«, fragte Dax.
Doch Kira war bereits auf dem Weg zur Tür. »Ich muss nach Bajor.«
»Wollen Sie nach Elemspur?«, erkundigte sich Ro.
»Ich will zur Wahrheit«, antwortete Kira. »Wohin auch immer sie mich führen wird.«
Kapitel 4
Major Cenn Desca betrat wider besseres Wissen die Ferengi-Bar und fragte sich nicht zum ersten Mal, in was zum
Kosst
er sich da nur wieder hineinmanövriert hatte.
Auf Bajor, als Offizier der Miliz und direkt General Lenaris Holem unterstellt, war Cenn stets in seinem Element gewesen. Er hatte sich Problemen der inneren Sicherheit gewidmet, forensische Analysen durchgeführt, psychologische Profile von Kriminellen erstellt und an Einsätzen teilgenommen, die Untergrundenklaven nihilistischer
Pah
-Geist-Anhänger ausgehoben und gelegentlich Wiederbelebungsversuche des Kreises zerschlagen hatten. Und doch … Hier auf der Raumstation, wo er inzwischen lebte und arbeitete, hatten seine Tage in keiner Weise an
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