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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
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ließ sie nicht im Stich, und verfluchte sich dafür, nicht oben in den Hügeln geblieben zu sein.
    Da!
    Die Klippe lag direkt vor ihr, und sie lief auf sie zu. Falls sie es bis zur Höhle schaffte, hatte sie vielleicht eine Chance. Phaserstrahlen versengten die Luft ringsherum, als sie die Kante oberhalb der Schlucht erreichte. Sie erwiderte das Feuer, bis …
    Ein cardassianischer Disruptorstrahl schlug ihr in die Brust. Sofort breitete sich Taubheit in ihr aus. Kiras Knie gaben nach und sie ging zu Boden, doch ihr Schwung reichte aus, sie über die Klippe zu schicken, und sie rollte den Abhang der Schlucht hinab bis zu ihrem matschigen Grund.
    Kiras Sicht verschwamm, dann wurde es dunkel um sie herum. Auch die Geräusche des Waldes verstummten, bis nur noch eine einzelne Stimme übrig war.
    »Hier spricht Einheit vier. Ich hab sie.«
    Als sie erwachte, war die Welt noch immer dunkel. Ihre Augen brauchten einen Moment, bis sie das blaue Dämmerlicht registrierten, das die Cardassianer so mochten, und Kira begriff, dass sie auf dem Boden einer Zelle lag, eingesperrt mit drei weiteren Bajoranern.
    Der Raum roch wie ein Abwasserkanal. Die Luft war warm und zum Schneiden dick, der Steinboden schmierig vor Dreck. Die Zelle war groß und beanspruchte die Hälfte des langen, steinernen Raumes, der durch ein Metallgitter mit einem Schiebetor darin geteilt wurde. Gitter wie dieses waren während der letzten paarunddreißig Jahre überall auf Bajor errichtet worden. Sie umgrenzten Arbeitslager, Ghettos und alle anderen Bereiche, von denen die Cardassianer glaubten, die Bajoraner darin einsperren zu müssen. Am anderen Ende des Raums, weit jenseits des Gitters, befand sich eine geschlossene und stabil aussehende Metalltür.
    Wie alle anderen Gefangenen trug auch Kira zerrissene Kleidung. Ihre eigene wie auch ihre Habseligkeiten war nirgends zu sehen. Sie setzte sich auf und ihr wurde schwindelig.
    »Langsam«, riet der Zellengenosse, der ihr am nächsten saß, ein Mann mit kleinen Augen und dunklem Haar. Er war ausgemergelt und schmutzig. »Die haben dich ganz schön vermöbelt.«
    Das ist die Untertreibung des Jahres
. Ihr ganzer Körper schmerzte. Ihr Kopf dröhnte, und ihre Zunge war ein ausgetrockneter, nutzloser Klumpen.
    »Nimm das hier«, sagte der Mann. Er hielt etwas in der Hand, das ein feuchter Lumpen sein musste. »Na los, nimm’s. Ich weiß, dass du Durst hast. Du warst bewusstlos, seit sie dich hergebracht haben.«
    Kira folgte der Anweisung und wrang den Lumpen über ihrem geöffneten Mund aus. Wasser tropfte ihr auf die raue Zunge. Es schmeckte nach Metall, doch es half. »Danke«, erwiderte sie und gab ihm den Lumpen zurück. »Wo bin ich?«
    »Gefängnis Elemspur«, antwortete eine Frau. Sie kam aus der hintersten Ecke der Zelle herüber. Ihre Stimme klang wie die des Mannes geschwächt, und Kira kannte den Grund: Hunger. Nein, mehr als das: Entkräftung.
    »Elemspur«, wiederholte Kira. »Hedrikspool-Provinz. Wie lange …?«
    »Sie haben dich hier gestern abgeladen«, sagte der Mann. »Wie ich schon sagte: Du warst die ganze Zeit bewusstlos. Ich schätze, sie haben dir ein Sedativ verabreicht. Ich bin Yeln, das ist Alu.« Yeln deutete mit dem Kopf auf den vierten Gefangenen, einen bemitleidenswert dünnen Mann, der ans Gitter gelehnt dasaß und mit verschränkten Armen langsam vor und zurück wippte. Dabei murmelte er unverständliche Laute. »Das ist Bakka.«
    »Kira«, antwortete sie, ohne den Blick von Bakka abzuwenden. »Geht es ihm gut?«
    »Es ging ihm schon besser. Kommst du aus Dahkur?«
    »Richtig.«
    »Dachte ich mir. Hab’s am Akzent erkannt. Hat man dich dort aufgegriffen? Ist ein weiter Weg bis Hedrikspool.«
    Kira ignorierte die Frage und stellte eine eigene: »Wie lange seid ihr schon hier?«
    »Seit Wochen«, antwortete Yeln.
    »Monaten«, sagte Alu. »Bakka am längsten, aber er hatte schon jegliches Zeitgefühl verloren, als ich eintraf. Und inzwischen könnte er es uns ohnehin nicht mehr sagen.«
    Allmählich kehrten die Schmerzen zurück. Kira fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe. Sie war angeschwollen und verkrustet. Als sie die Finger an die Stirn hob, ertastete sie die wulstigen Ränder einer hässlichen Schnittwunde.
    Alu kniete sich neben sie. »Tut sicher weh«, bemerkte sie. »Aber du gewöhnst dich dran. Das kann ich leider garantieren.«
    Kira sah zu ihr. Trotz des schwachen Lichts erkannte sie, dass Alus linkes Auge zugeschwollen und der Großteil ihres Gesichtes von

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