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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
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blauen Flecken übersät war.
    »Bei den Zuständen hier und den Ausreden, die sie alle paar Tage finden, um uns zu verprügeln«, berichtete Alu, »wird der Schmerz schnell zur Routine.«
    »Sie hat recht«, stimmte Yeln zu. Er krempelte den Ärmel hoch und präsentierte einen Unterarm voller Narben. »Säure«, erklärte er. »Bajoraner werden nur aus einem einzigen Grund hierher gebracht: um zu leiden. Bakka hielten sie tagelang wach und auf den Beinen, weil sie glaubten, er wisse etwas über den Widerstand. Als er dann immer noch nicht reden wollte, schlugen sie ihn bewusstlos. Und kaum war er wieder wach, fing’s von vorn an. Nur schnitten sie ihm nun, immer wenn er wegdämmerte, einen Finger ab. So ging das, bis sie ihm alle Finger seiner linken Hand genommen hatten.«
    »Hat er ihnen etwas verraten?«, fragte Kira.
    Yelns Miene verfinsterte sich. »Er
weiß
nichts. Bakka war Zimmermann in einem winzigen Kaff in Musilla. Seine einzige Schuld besteht darin, Bajoraner zu sein.« Yeln seufzte und schüttelte den Kopf. »Wir sind für die nicht einmal Personen. Wir sind Ungeziefer. Tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber du hättest an keinem schlimmeren Ort landen können.«
    Kira sagte nichts.
    Aus der Ferne drang ein Geräusch an ihre Ohren, das sie erkannte: das Quietschen und Schlagen eines schweren Tors, das ins Schloss fiel. Und irgendwo in Elemspur begann jemand zu schreien. Bakka wurde plötzlich ganz unruhig. Alu ging zu ihm und versuchte, ihn zu beruhigen.
    »Und?«, fragte Yeln leise. »Was hast du angestellt, um die Löffelköpfe zu verärgern?«
    Kira sah weg. »Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    Yeln grunzte. »Ja. Sind wir das nicht alle?«
    Die folgenden Tage waren eine einzige Tortur. Kira untersuchte den Käfig nach Schwachstellen, die sie ausnutzen konnte, und hielt die Augen offen, für den Fall, dass sich ihr eine Gelegenheit zur Flucht bot. Sie löcherte ihre Mitgefangenen mit Fragen. Jede Information mochte ihr helfen, einen Fluchtplan zu ersinnen. Doch sie fand nur Sackgassen. Die Zellenwände aus Fusionsstein waren stabil und dick. Elemspur war ein Kloster gewesen, bevor die Cardassianer kamen, und die Baumeister der Vorzeit hatten gute Arbeit geleistet. Das vom Boden bis zur Decke reichende Gitter und das darin eingelassene Tor bestanden aus einem Duraniumgemisch, dem sie nichts anhaben konnte. Die Decke war aus Metall mit eingelassenen Leuchtelementen. Außerdem glaubte sie, Zugangsluken in ihr zu erkennen, die jedoch außerhalb ihrer Reichweite waren. Cardassianer sah sie nur selten. Sie schienen sich nicht weiter für ihre Gefangenen zu interessieren.
    Bakka, erfuhr Kira, war schwer krank. Kurz vor ihrer Ankunft hatte er sich irgendeine Infektion zugezogen, doch die Cardassianer scherten sich nicht darum. Bakka wurde immer schwächer und halluzinierte. Einen Tag nach Kiras Eintreffen verlor er das Bewusstsein, kurz darauf war er tot. Es dauerte weitere zwei Tage, bis sich die Cardassianer herabließen, seine Leiche zu entsorgen. Schlösser knackten metallisch, dann glitt die Zellentür auf, und fünf Soldaten der Union traten ein. Drei waren bewaffnet und hielten die verbliebenen Insassen mit ihren Disruptorgewehren in Schach, die anderen beiden hatten das Tor geöffnet, luden sich nun Bakka auf die Schultern und schleppten ihn fort wie einen Sack Abfall. Kira konnte nur zusehen.
    Nur einmal in jenen ersten Tagen erhielten sie Nahrung. Durch einen Schlitz am unteren Ende des Tors schob man ihnen winzige Schüsseln einer ranzigen Suppe zu, von der Kira sich, kaum dass sie sie heruntergewürgt hatte, prompt übergeben musste. Ein tropfendes Rohr in der Ecke der Zelle war ihre einzige Wasserquelle. Sie sammelten es in den Händen oder mit abgerissenen Stücken ihrer dreckverschmierten Kleidung. Das Rohr hing über einem stinkenden Abfluss, der sanitären Anlage des Raumes.
    Mit jedem Tag wurden sie schwächer. Yeln und Alu weinten häufig. Kira blieb stumm. Sie saß auf dem Boden, lehnte sich an die Steinwand und bewegte sich so wenig wie möglich. Sie wollte ihre Kräfte sparen und fand Zuflucht im Gebet, doch es fiel ihr zunehmend schwerer, sich zu konzentrieren, zu denken.
    Am siebten Tag öffnete sich die Zellentür erneut, und fünf weitere cardassianische Soldaten traten ein. Der Vorderste trug etwas, das aussah wie ein schweres Rohr aus schwarzem Gummi, auf der Schulter. Es erinnerte an eine Kanone.
    Zwei der Wärter hielten sich jenseits des Gitters bereit,

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