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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
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sich verschrieben hatte, würden einen hohen Preis fordern – beruflich wie privat. Doch nach dem, was Sisko erzählt hatte, war die Alternative undenkbar.
    Als wäre das nicht schon schlimm genug, stand ihm ein Blindflug bevor, bei dem ihm nur der Glaube helfen würde. Vaughn hatte schon früher Missionen ausführen müssen, über die er wenig bis nichts wusste. Er hatte Offizierskollegen ins Gesicht lügen müssen, um ihre Leben zu retten. Und dennoch … Dennoch war das hier anders.
    Eine Stunde später, als der erwartete Anruf endlich kam, starrte er noch immer in sein halb leeres Brandyglas.
    »Eingehende Transmission von der
U.S.S. Yolja
«
, verkündete der Stationscomputer.
    »Durchstellen«, sagte Vaughn.
    »Vaughn, hier spricht Kira.«
    »Sprechen Sie.«
    »Ich komme gleich zur Sache, Commander. Sie und ich haben viel zu besprechen, aber dies ist leider nicht die Zeit dafür. Sind Sie bereit, in den Dienst zurückzukehren?«
    »Absolut.«
    »Gut. Lieutenant Dax bringt Sie auf den neuesten Stand. Melden Sie sich mit Beginn der morgigen Alpha-Schicht auf der Ops.«
    »Verstanden, Captain. Danke.«
    Kira trennte die Verbindung, und Vaughn schloss die Augen. Auch Schweigen konnte eine Lüge sein, und manche Lügen waren unverzeihlich.

Kapitel 7
    »Es muss sehr schwer gewesen sein, das zu ertragen«, begann Cenn. Er sprach durch die Kraftfelder ihrer Zellen zu den vier Gefangenen. So sehr er Deep Space 9 auch für das Leid, das während der Besatzung dort geschehen war, hasste – die Anordnung der Zellen, das musste er zugeben, hatte etwas für sich. Aus jeder der drei Zellen konnte man in die jeweils anderen blicken. Cenn hatte die zwei Frauen in der mittleren, die Männer in den seitlichen inhaftiert, sodass sie einander sehen konnten. Bis zum heutigen Tag hatte er sie voneinander isoliert – in behelfsmäßigen Zellen nahe dem Stationskern. Diese Zermürbungstaktik hatte ihm geholfen, die Söldner von den eigentlichen Verdächtigen zu trennen. Und nun, zum ersten Mal seit ihrer Verhaftung, sahen sich die verbliebenen vier wieder – und dank Quark kannte Cenn ihre Verbindung. Sie würden sich fragen, wie viel er wusste. Oder ob sie alle hier versammelt waren, weil einer von ihnen geplaudert hatte.
    Cenn wollte diese Unsicherheit zu seinem Vorteil nutzen.
    »Ertragen?«, fragte der Lissepianer. Er war groß, grau und breitschultrig. Kleine Augen sahen Cenn aus einem übergroßen knochigen Kopf an.
    »Ihre Anführerin ist mit ihrem neuen Jem’Hadar-Freund geflohen«, sagte Cenn. »Es muss doch schmerzen, auf diese Weise verlassen zu werden, kaum dass jemand Besseres, Stärkeres, Patenteres auf der Bildfläche erscheint … besonders nach allem, was Sie zusammen durchgemacht haben.«
    Die Efrosianerin schnaubte. »Sie wissen nichts.« Ihr schimmerndes weißes Haar, bekanntes Merkmal ihrer Spezies, war kurzgeschoren. An den äußeren Rändern ihrer reflektierenden Augen befanden sich kleine, kunstvolle Tätowierungen.
    »Sei still, Fellen«, zischte der Romulaner. Die Verachtung auf seinen Zügen ließ ihn weit bedrohlicher wirken als die anderen.
    »Ich weiß schon ein paar Dinge«, wandte sich Cenn an die Efrosianerin. »Als Bajoraner weiß ich zum Beispiel, zu welcher Brutalität Cardassianer fähig sind – insbesondere gegenüber Angehörigen anderer Völker. Sie halten alles Fremde für minderwertig, nicht wahr? Und wenn Sie in ihr Rechtssystem geraten – na, dann gute Nacht.« Seine Gefangenen sahen sich betreten an, während er fortfuhr: »Die Brutalität und die Erniedrigungen … der eigenen Würde beraubt zu werden … Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen als die Haft in einem cardassianischen Gefängnis.«
    Der Lissepianer bleckte die großen, raubtierähnlichen Zähne. »Klingt schrecklich«, ätzte er. »Vielleicht sollten wir froh sein, in der Obhut des frisch föderalisierten Bajors gelandet zu sein.«
    Cenn lächelte. »Sparen Sie sich Ihren Dank. Das Thema Auslieferung ist noch nicht ganz vom Tisch. Ich frage mich allerdings …«
    »Auslieferung?«, fragte die Efrosianerin und trat näher an das Kraftfeld. »Was soll das heißen?« Das blaue Licht der Emitter spiegelte sich auf ihrer braungebrannten Haut.
    »Ach, richtig. Sie wissen ja gar nicht, was so alles los war, seit Ihre Verhaftung bekannt wurde«, sagte Cenn. »Es geht nämlich längst nicht mehr nur um Ihre vermutete Mittäterschaft am Mord von über zweihundertsiebzig Bajoranern. Nein, die Cardassianer haben Ihre

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