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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
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so?«, fragte Etana und schnupperte. »Sie haben wohl lange nicht mehr geduscht, oder?«
    »Wiedersehen, Kol.«
    Etana seufzte und trat zur Konsole. Dann nahm sie Ro das Padd aus der Hand.
    Ro sah zornig auf. »Mir scheint, Ihnen ist ein Paar Eier gewachsen!«
    »Ein für alle Mal, Laren«, sagte Etana. »Doktor Tarses hat ein kleines Wunder vollbracht, damit Sie eine Chance bekommen, wieder laufen können, und Sie werfen sie einfach weg.«
    »Geben Sie mir das Padd zurück, Ensign«, entgegnete Ro ruhig.
    »Bei allem Respekt,
Lieutenant
… Doktor Tarses ….«
    »Doktor Tarses hat mir nichts zu befehlen!«, brüllte Ro und schwang sich aus dem Stuhl, um das Padd selbst zu ergreifen. Doch ihre Beine verweigerten die Mithilfe. Mit der Schulter voran schlug Ro gegen ihre Konsole. Als sie sich zurück in den Rollstuhl hievte, verzog sie schmerzerfüllt das Gesicht.
    Eines musste man Etana lassen: Sie ritt nicht darauf herum, dass Ro sich gerade vollends lächerlich gemacht hatte. Ihr Tonfall blieb gefasst. »Ich weiß, was in Ihnen vorgeht, Laren. Sie müssen sich etwas beweisen. Sie wollen dem Universum zeigen, dass nichts Sie aufhalten kann.«
    »Es geht hier nicht um mich«, knurrte Ro.
    »Ach nein?«, fragte Etana. »Warum bleibt jemand willentlich halb gelähmt, wenn nicht, um irgendeinen hirnverbrannten Unfug zu beweisen?«
    Ro atmete tief durch. Sie hielt sich an der Konsole fest und zwang den Zorn zurück, der aus ihr hervorzubrechen drohte.
    Etanas Stimme war sanft, sie klang besorgt: »Laren, was zum
Kosst
ist mit Ihnen los?«
    Die Wahrheit über ihren inneren Kampf kämpfte sich über ihre Lippen. »Ich mochte ihn«, flüsterte sie.
    »Wen?«, fragte Etana.
    Ro neigte den Kopf. »Taran’atar«, gestand sie. »Er war immer …
er selbst
. Ich weiß nicht, wie ich’s sonst ausdrücken soll. Er wollte sich nicht anpassen, nicht wie wir anderen werden. Er strebte danach, eine neue Sorte von Jem’Hadar zu sein, eine bessere. Und er hatte keinen Schimmer, wie. Nur den Glauben, dass Odo ihm die Chance geboten hatte, es herauszufinden, als er ihn herschickte … Dafür konnte ich ihn nur bewundern.« Ro schloss die Augen, als könne sie so die Erinnerungen verscheuchen. »Und ich habe wirklich geglaubt, auf seine ganz eigene Art empfände er dasselbe für uns. Für mich. Aber jetzt hat ihn jemand in eine Waffe verwandelt. Leute sind gestorben … und ich weiß nicht, wie ich das ungeschehen machen soll.« Sie sah Etana aus tränenfeuchten Augen an. »Und doch
muss
ich etwas tun, Kol. Und das hier ist das Einzige, was ich kann.«
    Etana schwieg eine ganze Weile. Ro wagte nicht, sich vorzustellen, was in ihr vorgehen mochte. Doch als Etana endlich das Wort ergriff, sprach sie mit der Stimme einer Freundin: »Ich will Ihnen etwas vorschlagen. Ich helfe Ihnen bei Ihrer Physiotherapie – und zwar regelmäßig, jeden einzelnen Tag. Sie fangen an, besser auf sich achtzugeben, und ich helfe Ihnen bei den Ermittlungen. Ich werde für Sie recherchieren, mit Ihnen brainstormen …«
    »Das müssen Sie nicht.«
    »Ich weiß, aber ich möchte es.«
    »Und wie verkaufen Sie das Tarses?«
    Etana hob die Schultern und schenkte ihr ein schräges Lächeln. »Ich sag ihm einfach, Sie seien geisteskrank und ließen nur mich an sich ran. Das glaubt er bestimmt.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen«, murmelte Ro. »Aber ich kann Ihnen das hier nicht aufbürden. Das wäre nicht fair – weder Ihnen noch Krissten gegenüber. Ihr zuliebe sind Sie doch …«
    »Machen Sie sich um uns keine Gedanken. Kris und mir geht’s gut«, versicherte Etana. »Laren, ich will Ihnen helfen, nichts weiter. Muss ich wirklich darum betteln?«
    Ro senkte den Blick und seufzte resignierend. »Danke, Kol.«
    »In Ordnung«, sagte Etana und legte das Padd beiseite. »Dann mal los.«
    Vaughn starrte in seinen halb geleerten Brandy und bildete sich ein, die Wände seines Quartiers zögen sich um ihn zusammen. Im Laufe seiner Karriere hatte es viele Momente gegeben, in denen er sich eingesperrt gefühlt hatte. Manchmal waren sie qualvoll gewesen, manchmal beängstigend, manchmal einfach nur langweilig. Doch stets war die Hoffnung auf Flucht ihm eine Boje gewesen, an die sich sein Geist klammern konnte, die ihn davor bewahrte, im Meer der Verzweiflung zu ertrinken.
    Diesmal gab es keine Boje. Seit Siskos Spontanbesuch waren viele Stunden vergangen, und mit jeder neuen Sekunde wuchsen Vaughns Zweifel. Das Versprechen, das er gegeben, und die Aufgaben, denen er

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