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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
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wird
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    Zu den weiteren Nachrichten. Cardassia feiert seine Helden: Gul Trekal Darhe’el wird am heutigen Abend in der Hauptstadt mit einem großen Empfang geehrt. Darhe’el, der über ein Vierteljahrhundert ausgezeichneten Dienst auf Bajor leistete, nimmt seinen Abschied vom Militär, um mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Auf die Frage nach seinem beruflichen Vermächtnis antwortete der Gul, der sich seit Jahren offen für die Arbeitslager auf unseren eroberten Welten stark macht, er habe mit Bajor ein Beispiel schaffen wollen, das anderen als Inspiration dienen möge, ähnliche Unruhen schnell und effektiv zu beenden
.
    Laut der offiziellen Ankündigung wird bei der heutigen Feier auch Gul Morad Pirak geehrt, der kommenden Monat aufbrechen wird, um selbst Teil der heroischen militärischen Arbeit auf Bajor zu werden. Des Weiteren wird Legat Tekeny Ghemor, der jüngst ins Zentralkommando befördert …«
    Normalerweise war Iliana Ghemor stets begeistert, wenn sie den Namen ihres Vaters im Informationsdienst des Komm-Netzes hörte und ertrug dazu sogar die ermüdenden Bajor-Updates. Dieses Mal war sie aber so sehr damit beschäftigt, in das absurd komplizierte Kleid zu schlüpfen, das ihre Mutter ihr für den Empfang herausgelegt hatte, dass die Nachricht sie nur daran erinnerte, welch langweiliger Abend ihr bevorstand. Zornig schlug sie auf die Taste, um den Informationskanal abzuschalten, und konzentrierte sich darauf, herauszufinden, wie sie in dieses verzwickte Kleid kam.
    Das hausinterne Interkom klingelte.
»Iliana, bist du so weit?«
Ihre Mutter.
    »Moment noch«, rief sie zurück, fuhr in die Ärmel des Kleidungsstücks und keuchte auf, als sich die automatischen Befestigungen in ihrem Rücken schlossen. Iliana hielt nicht viel von Abendkleidern. Togen und Hosen waren weit eher nach ihrem Geschmack, ein weiter Kittel …
Alles
war besser als dieser jadefarbene Firlefanz, den sie nun trug. Sie blickte in den langen Spiegel neben ihrem Waschtisch und war gleichzeitig verblüfft und amüsiert, als sie die weiblichen Rundungen sah, die sie sonst stets zu verstecken versuchte. Das Kleid betonte ihre Hüfte. Da es schulterfrei und recht tief ausgeschnitten war, kamen auch die Wülste an ihrem Hals und der Pektorallöffel zwischen ihren Brüsten gut zur Geltung.
    Was mache ich nicht alles der Familie zuliebe
.
    Sie hatte sich stur geweigert, ihre Frisur zu ändern. Die langen schwarzen Locken waren ihr ganzer Stolz. Sie gab nichts auf die aktuelle Mode, nach der Frauen ihre Haarpracht in absurde geometrische Formen zwängten.
    Iliana nahm das Tablett mit den Farben vom Tisch, verpasste erst ihrem Stirnwulst noch einen Hauch von Blau und dann auch dem auf ihrem Brustkorb – Letzteres, so redete sie sich dabei ein, nur aus einer spontanen Laune heraus.
Sieh dich nur an!
, sagte sie zu ihrem Spiegelbild.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich noch erkenne
.
    Der Gedanke hatte eine gewisse amüsante Ironie … betrübte sie aber auch. Was sie hier tat, war Heuchelei. Schon allein der Gedanke, an einem politischen Ereignis teilzunehmen, das das Militär feierte und dessen Ansehen steigern sollte, kam ihr vor wie ein Verrat an sich selbst. Sie fühlte sich, als müsse sie sich öffentlich als Befürworterin des erschreckenden Kurses präsentieren, den Cardassia so unaufhaltsam einzuschlagen beabsichtigte.
    Iliana sah zum Schrank am anderen Ende ihres Zimmers und dachte an das Objekt in seinem Innern. Für einen Abend, sagte sie sich, würde sie ihren Frust schon verbergen können.
    Einen Moment lang betrachtete sie sich noch im Spiegel und fragte sich, ob sie etwas vergessen hatte. Sie zuckte beinahe zusammen, als sie jemanden hinter ihrer Schulter bemerkte, der sie von der Türschwelle aus beobachtete.
    Iliana wirbelte herum. »Mutter, hast du mich erschreckt! Was ist los?«
    Kaleen Ghemor trat zu ihrer Tochter und verzog die vollen, braun geschminkten Lippen zu einem Lächeln. »Ich habe mich nur gerade gefragt, wo all die Jahre geblieben sind? Mir ist, als wäre es erst gestern gewesen, dass du ein Baby warst und verbissen versucht hast, ohne fremde Hilfe zu stehen. Und nun sehe ich hier eine erwachsene Frau vor mir.« Kaleen zuckte mit den Achseln. »Schätze, daran muss ich mich erst gewöhnen.« Bei jeder Bewegung schien ihr mitternachtsblaues Kleid nahezu eins mit der Luft zu werden, als bestünde es zum Teil aus Rauch.
    »Willst du das heute Abend tragen?«, fragte Iliana staunend. »Es ist

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