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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
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Ein Ort, an dem man sich ungehindert der Kunst um ihrer selbst willen widmen konnte, und nicht als Werkzeug politischer Meinungsmache. Dieser Wunsch war in Ilianas Familie zum Quell von Spannungen und Leid geworden, hatte zu Trotzreaktionen, Selbstzweifeln, wütenden Worten und Ungehorsam geführt – gegenüber den Eltern und dem Staat. Die Andersartigkeit, die Ilianas Eltern vor Jahren noch als jugendlichen Übermut geduldet hatten, stieß nun, da Iliana älter wurde, auf immer weniger Toleranz. Denn Nonkonformismus war nichts anderes als Volksverhetzung.
    Aber es ist mein Traum. Zählt das denn gar nichts?
Iliana wollte nichts sehnlicher, als dass ihre Eltern stolz auf sie waren. Doch das, fürchtete sie, würde vielleicht nie geschehen.
    »Und?«, fragte ihre Mutter hinter ihr. »Wie findest du’s?«
    Iliana sah den zartblauen Strich an den Seiten ihres Halses. Er machte die Person im Spiegel endgültig zu einer Fremden. Kaleen verstand sich auf derlei Dinge, das musste sie ihr lassen.
    »Es macht echt einen Unterschied«, sagte Iliana.
    Kaleens Miene hellte sich auf. »Ach, das hätte ich fast vergessen … Erinnerst du dich an Ataan Rhukal? Den Jungen, mit dem du immer gespielt hast?«
    Ataan?
Den Namen hatte sie ewig nicht gehört. Ataan war etwas älter als sie und während ihrer Kindheit ihr engster Freund und ständiger Begleiter gewesen. Sie wusste noch, wie sie auf dem elterlichen Grundstück Jäger und Beute gespielt hatten und sie ihn jedes Mal schlug, egal welche Rolle sie auch übernahm. Er hatte ein schiefes Lächeln gehabt, das sie, wie sie sich nun vage erinnerte, schon als Kind bezaubernd gefunden hatte.
    »Wie in aller Welt kommst du jetzt auf Ataan?«, fragte sie.
    »Seine Mutter unterrichtet noch immer politische Doktrin an der Universität. Ich habe sie kürzlich getroffen, und sie erwähnte, Ataan habe soeben sein Studium am Dekaris-Institut beendet. Er ist schon ein Glinn und …«
    Iliana rollte mit den Augen. »Zweifellos ein weiterer Segen für unser ruhmreiches Militär.«
    »Iliana …«
    »Tut mir leid, tut mir leid«, sagte sie schnell, konnte sich das Lachen aber nicht verkneifen. »Das war mein letzter sarkastischer Kommentar für heute Abend. Versprochen.«
    Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Du bist absolut unmöglich, weißt du das?«
    Iliana hielt sich den Bauch und schnappte nach Luft. »Nein, dieses Kleid ist unmöglich. Ich bin einfach nur unverbesserlich.«
    »
Seid ihr zwei endlich so weit?
«
    Die so laut ausgesprochene Frage verblüffte sie. Tekeny Ghemor, in voller Militärmontur und in die Insignien seines neuen Postens gekleidet, stand in der offenen Tür ihres Schlafzimmers. Kaleen trat beiseite, damit er seine einzige Tochter in Augenschein nehmen konnte. »Du meine Güte«, hauchte Tekeny. »Iliana, du … siehst atemberaubend aus.«
    Ihr Herz schlug schneller und sie hasste sich dafür. Jedes Lob aus Tekenys Mund freute sie. Für einen kurzen Moment vergaß sie sogar das unmögliche Kleid. »Es freut mich, dass du so denkst, Vater.«
    Tekeny neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Iliana, ich weiß, was du von diesen Staatsempfängen hältst …«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich werd’s überleben.«
    Tekeny sah zu Kaleen. Fast unmerklich nickte ihre Mutter ihm zustimmend zu. »Wunderbar«, sagte er dann. »Lasst uns aufbrechen. Wir sind ohnehin schon spät dran.« Und damit drehte er sich um.
    »Vater, warte.« Iliana trat zu ihrem Schrank, öffnete die oberste Schublade und entnahm ihr das in Stoff gewickelte Objekt, das sie am Morgen dort abgelegt hatte. Militär hin, falscher Weg für Cardassia her – es ging um ihren Vater, und das bedeutete etwas, allen Meinungsverschiedenheiten zum Trotz. »Ich weiß, wie wichtig es dir ist, dass ich heute Abend eine aufrechte und pflichtbewusste Tochter Cardassias bin, und ich beabsichtige, diesem Wunsch voll und ganz zu entsprechen. Aber bevor es so weit ist, möchte ich noch einen kurzen Moment lang nur
deine
Tochter sein.« Sie reichte Tekeny das Stoffbündel. »Das habe ich für dich gemacht. Weil … Weil ich dich liebe.«
    Ihre kleine Ansprache hatte ihn gerührt. Tekeny nahm das Bündel und umarmte sie. »Ich liebe dich auch, Iliana.« Nachdem sie sich voneinander gelöst hatten, schlug er den Stoff zurück, der ihr Geschenk verhüllte. Seine Augen funkelten, als er es zum ersten Mal sah.
    Sie hatte Wochen gebraucht, den Knochen in die gewünschte Form zu schnitzen: Geschwungene Flügel stiegen aus einem

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