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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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fallen, entkorkte den Brandy und nahm ein paar tiefe Schlucke., »Mach dir um mich keine Sorgen.«
    Sie rang sich ein hässliches, gequältes Lächeln ab. Ray wollte nichts anderes als verschwinden.
    Obwohl der Arzt, der ihren Fuß genäht hatte, ihnen die Hundegeschichte nicht abnahm, waren sie dabei geblieben. Selbst als er darauf hinwies, dass es höchst unwahrscheinlich sei, dass ein Hundebiss derartige Spuren hinterließ. Er hatte ihr eine Tetanusspritze verabreicht und eine Wochenpackung Antibiotika mitgegeben. Tollwut hatte er nicht einmal erwähnt. Der Arzt war kaum älter als sie selbst und wirkte erschöpft. Vielleicht hatte er deshalb darauf verzichtet, die Polizei hinzuzuziehen. Warum auch immer, sie konnten das Krankenhaus von Shreve beide verlassen, ohne weitere Fragen beantworten zu müssen.
    Während Ray Jenny ansah, malte er sich aus, wie er diese Story seinen Kumpels oder seiner nächsten Freundin erzählte. Irgendwann. Aber noch nicht. Vorerst würden die Tatsache, dass er immer noch nicht so ganz verstand, was überhaupt passiert war, sowie der Schock über die Verstümmelung seiner Freundin dafür sorgen, dass das Geschehene ein Geheimnis blieb.
    »Bist du sicher, dass du klarkommst?«, fragte er.
    »Ja doch. Hau schon ab.«
    Er schloss die Tür und ging langsam zurück zum Wagen. Sein nächster Stopp war das Pub. Die Uni würde ein oder zwei Tage ohne ihn auskommen müssen. Ray hatte so einiges von der mentalen Festplatte zu löschen. Nachdem ein paar Pints im The Barge seine seltsame innere Anspannung etwas gelockert hatten, konnte er sich eines grimmigen Lächelns und erstickten Kicherns nicht erwehren, was ihm einen befremdeten Seitenblick von Barkeeper Doug einbrachte. Sie hatten ihren Zeh nicht gefunden.

10
     
    Mavis Ahern hatte ein wachsames Auge auf ihre Straße und so viel von Meadowlands, wie sie überblicken konnte. Sie betrachtete das weniger als Dienst an der Nachbarschaft denn als ihre Christenpflicht. In dieser winzigen Ecke von Gottes gar nicht mehr so grüner Erde war sie die Schildwache des Herrn. Wenn sie nur aufmerksam und lang genug hinsah, bot ihr nahezu jeder Tag die Entdeckung neuer Missetaten. Der Feldstecher war für ihre Aufgabe so unentbehrlich wie der drehbare Klavierhocker, der ihr erlaubte, problemlos ihren Blick zwischen den Fenstern und Bürgersteigen des Bluebell Way hin und her schweifen zu lassen.
    Sie sah, wie Kinder, die eindeutig zu jung waren, um nach sechs Uhr abends überhaupt noch auf der Straße rumlaufen zu dürfen, mit dem Schlüssel an Autos entlangkratzten. Sie sah, wie betrunkene Jugendliche gegen die Schaukeln in der Ecke des Spielplatzes urinierten, die sie von ihrem Badezimmer aus einsehen konnte. Von dort konnte sie auch den Bereich hinter dem Pavillon und den Waschraum überblicken, wo sich Zielobjekte jeden Alters unbeobachtet wähnten. Diverse Häuser der Straße gewährten ihr Einblick in ihre Schafzimmer, andere in Flur und Wohnzimmer. Von ihrem eigenen Schlafzimmer aus konnte sie viele der Gärten observieren. Das, was andere als privat bezeichneten, machte sie zu ihrer Angelegenheit. Gottes Angelegenheit.
    Die Sünde gedieh prächtig im Bluebell Way.
    Aber nichts übertraf die Vorgänge in einem ganz bestimmten Haus, dem Haus, welches ihrem gegenüberlag und von dem sie geglaubt hatte, dort eine Freundin oder zumindest Glaubensgenossin zu besitzen. Jetzt wusste sie, wie falsch sie damit gelegen hatte. Nicht, dass sie den Ehemann jemals gemocht hätte, weder sein eitel blitzendes Auto noch sein heimliches Laster – das Rauchen -, bei dem sie ihn einige Morgen, wenn sie ihm bei seinen Spaziergängen in den Shreve Park gefolgt war, hatte beobachten können. Auch die Hunde mochte sie nicht besonders, aber in der Dame des Hauses sah sie eine zwar auf Abwege geratene, gefährdete, aber doch potenziell rettenswerte christliche Seele, die bloß einer starken Hand bedurfte, sie in die richtige Richtung zu führen.
    Nun jedoch fühlte sich Mavis – ungeachtet ihrer so fragwürdigen wie unzweifelhaften Kompetenz in Sachen Wachsamkeit – angesichts der sündigen Abgründe, die hinter der provinziellen Mittelklassefassade dieser Stadt gähnten, naiv und überfordert.
    Sie hatte den Jungen über Monate hinweg beobachtet, wie er die Zeitung austrug, und so eindeutig seine Präsenz im Haus der Smithfields auch sein mochte, war er dennoch immer unsichtbar für sie geblieben. Dann hatte sich eines Morgens die Tür just in dem Augenblick geöffnet,

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