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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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schlitterte, walzte, rutschte und rollte es zur hinteren Mauer, und er öffnete ihm das Gartentor. In jeder dieser Nächte kehrte es zur Müllkippe zurück und kam mit zusätzlichen Teilen wieder. Das Blut reichte aus, es am Leben zu halten, aber es brauchte Knochen und Gewebe, um zu wachsen. Als es zum ersten Mal eine Katze verzehrt hatte, kehrte es mit einem zweiten Auge sowie einem Ersatz für das erste von der Müllkippe zurück. Diese Augen bestanden aus einer abgelegten Brille und verliehen der Kreatur ein gelehrtes und kurzsichtiges Aussehen. Alles, worum sie ihren Körper ergänzte, bestand aus Abfall. Mason stellte sich vor, wie in ihrem Inneren die Organe zu neuen, größeren Organen verschmolzen, während sie wuchs und wuchs. Drei Igellebern und vier Katzenlebern ergaben eine Leber für das Ding aus dem Schuppen. Ein Hirn nach dem anderen addierte sich zu denen hinzu, die bereits in seinem in ständiger Veränderung begriffenen Kopf arbeiteten.
    Es erhob sich auf alle viere, wie jene Lebewesen, die es sich einverleibt hatte, aber es war kein Tier. Mason konnte die wachsende Intelligenz hinter seinen Glasaugen sehen. Das schwarze Leuchten hinter den reflektierenden Brillengläsern war von einer Tiefe, die Mason noch in keinem menschlichen Auge begegnet war.
    So aufreibend und anstrengend es war, das neugeborene Ding aus dem Schuppen zu bemuttern und zu stillen, konnte Mason dennoch nicht damit aufhören. Die Gründe, es am Leben zu erhalten, waren so zwingend – und er konnte kein Argument dagegen finden. Und da war noch etwas: Er war fasziniert davon, wie das Ding sich entwickelte. Er sorgte sich. Es war nicht sein Haustier. Es war nicht sein Kind. Es war die Zukunft.
    Und doch sprach er gelegentlich mit ihm in diesem pseudo-scheltenden, mütterlichen Tonfall.
    »Eines Tages wird diese Nummer mit dem hungernden Welpen nicht mehr ziehen, weißt du«, neckte er es. Er hatte diesen Morgen kein Tier gebracht, also öffnete Mason mal wieder die Wunde am Arm, die mittlerweile ganz so aussah, als würde sie eine tiefe, deutlich sichtbare Narbe hinterlassen. Er stellte ein Schälchen seines Blutes in den Türrahmen des Schuppens. Während die Kreatur seine Opfergabe aufleckte, schien sie ihn anzulächeln. Das Burgerschachtelmaul und der armselige verknitterte Strohhalm waren längst verschwunden. Jetzt schleckte es mit der Spitze eines Wildledergürtels, die zwischen den Reißverschlusszähnen einer Geldbörse hervor hing. »Keine Angst. Ich hab dich bloß veralbert. Dass du hier bist, hat einen Grund. Ich kümmere mich darum, dass es dir gut geht. Ich werde dafür sorgen, dass du groß und stark wirst.«
    Einen Augenblick lang hielt es inne. Dunkel tropfte das Blut von dem Gürtel. Das Ding aus dem Schuppen blickte ihn von tief hinter seinen Brillenglasaugen an. Es schien ihm, als hätten sich die Winkel der Börse in einem künstlichen Lächeln nach oben verzogen.
     
    Kevin Doherty begriff, dass seine Ehe an jenem Tag zu Ende war, als er die Hunde verlor. Ozzy und Lemmy trugen zwar keine Schuld, doch ohne sie wäre es nicht geschehen.
    Um 19.15 Uhr war er halb um den See und um zwei Zigaretten ärmer, als er auf einer Bank ein Mädchen sitzen und übers Wasser blicken sah. Sie trug Jeans und eine schwarze Motorradlederjacke – vermutlich war es noch kühl gewesen, als sie am Morgen das Haus verlassen hatte. Er fragte sich, wie lang sie wohl schon hier saß. Selbst aus hundertfünfzig Metern Entfernung sah man ihr ihre Traurigkeit an. Das Nächste, was ihm an ihr auffiel, waren ein Gips oder ein Verband an ihrem Fuß und ein Paar graue Krücken, die neben ihr an der Bank lehnten. Er wusste, dass er mit ihr sprechen würde. Dass irgendetwas zwischen ihnen geschehen würde.
    Als er sich ihr näherte, purzelten Ozzy und Lemmy vor ihm aus einer Weißdornhecke. Kaum hatten sie das Mädchen auf der Bank erblickt, rannten sie laut kläffend auf sie zu.
    »Verdammt nochmal«, murmelte er, als ihm klar wurde, dass er sie zurückrufen musste und das Mädchen dann ihre albernen Namen hören würde. Er begann zu rennen, vergeblich darum bemüht, die Strecke bis zur Bank vor ihnen zurückzulegen. Aber die Chancen waren ungleich verteilt. Als das Mädchen sich nach dem Gebell der Hunde umdrehte, stürzten diese auch schon heran. Kevin sah, wie sie nach ihren Krücken schnappten.
    »O Scheiße.«
    Und dann brüllte er.
    »Ozzy, Lemmy, kommt her. SOFORT hierher, Jungs.«
    Er pfiff, aber sie ignorierten ihn. Sie waren bloß

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