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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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Tee, stellte sie auf den Couchtisch und begann mit der Konstruktion eines komplexen Gebildes aus Zigarettenblättchen, an denen er so lange herumleckte und -zupfte, bis es exakt die Form hatte, die ihm vorschwebte. Dann krümelte er das Dope über das Innenleben einer Marlboro, baute einen Filter aus einem Stück der immer kleiner werdenden Packung und rollte das Ganze zu einem makellosen Konus. Der erste Zug des heißen, beißenden Rauchs knallte in seine Lungen, und einen Augenblick später kündigte ein kurzer Schwindel davon, dass das THC sich anschickte, seinen Job zu erledigen.
    Wenn der erste Rausch nachließ, griff er sich die Spielkonsole und legte die zweite Disc von Zombie-Apokalypse ein, dem unheimlichsten und überzeugendsten Spiel, das er jemals gezockt hatte. Innerhalb der nächsten drei oder vier Stunden verließ er die zugemüllte Couch nur, um sich zu erleichtern, einen Tee zu kochen oder neue Tüten zu bauen.
    Am späten Nachmittag, wenn dank seines Einmannkriegs gegen die Untoten und des Dauerkiffens die ersten Wahnvorstellungen anklopften, erinnerte er sich erleichtert an eine sonnige Welt außerhalb seiner Bude und trottete quer durch Shreve zum The Barge, einem direkt am Kanal gelegenen Pub. Dort setzte er sich in den geschotterten Biergarten, starrte auf die Enten und versuchte mit literweise kaltem Cider gegen die Paranoia anzukämpfen.
    Zum Heimweg gehörte ein Zwischenstopp bei der Videothek, wo er sich ein paar DVDs auslieh – üblicherweise Komödien, um den üblen Nachwirkungen des halbtägigen Zombieschlachtens etwas entgegenzusetzen. Wie es weiterging, hing davon ab, welchen Imbiss er gerade bevorzugte und ob es schon wieder an der Zeit war, seinem Dealer einen Besuch abzustatten, um die Dopevorräte aufzufüllen.
    Angesichts der Tatsache, dass es ihn viele beschissene Jahre kosten würde, die Knete wieder abzustottern, war Ray fest entschlossen, das Beste aus seinem Bafög zu machen.
    Um drei oder vier Uhr morgens – er war sogar zum Masturbieren zu breit – wurde ihm auf einmal klar, dass all diese Dinge, die er seinem Körper zufügte und mit denen er Tag für Tag seinen Verstand vernebelte, bloß einem einzigen Zweck dienten. Wie heftig er sein Hirn auch zuballerte, es ließ sich nicht verleugnen: Das alles half ihm dabei, nicht an das zu denken, was ihm am meisten fehlte.
     
    Es wurde für Mason zu einer Art Ritual, um halb vier Morgens aufzustehen und in der Küche bei offener Hintertür seinen Tee zu trinken, bis er etwas hörte. Also saß er da, die Handflächen schützend um seine dritte Tasse Tee gelegt, die trotzdem längst erkaltet war. Als eine nächtliche Brise im Dunkel um seine nackten Knöchel wehte, schauderte er und stellte die Tasse auf die Fensterbank. Es war da draußen, ganz hinten, auf der anderen Seite des Brachlandes, und durchstöberte den Müll – während Shreve schlief.
    Mason konnte nicht schlafen, wenn er wusste, dass das Ding aus dem Schuppen im Schutz der nächtlichen Dunkelheit unterwegs war, um die Müllkippe nach besseren Teilen abzusuchen. Er ängstigte sich nicht um die Tiere oder Menschen, die während seiner Streifzüge womöglich dessen Weg kreuzten. Er befürchtete, es könnte sich verlaufen oder verletzen oder verschüttet werden, so völlig auf sich gestellt mitten in der Nacht. Er betrachtete das Wesen inzwischen als eine Waise, deren Vormundschaft er übernommen hatte.
    Das Geräusch, auf das er wartete, war ein Kratzen am hölzernen Gartentor. Das Geräusch war völlig unverkennbar. Es hatte etwas Übermütiges, wie bei einem Kind, das an die Tür der Eltern klopft. Das Kratzen sprach Bände über das Ding aus dem Schuppen, diese Kreatur, die selbst nicht zu.sprechen vermochte. Es sprach davon, wie verletzlich das Ding aus dem Schuppen war: Lass mich rein, beschütze mich, ich suche Geborgenheit. Es sprach von dringenden Bedürfnissen: Ich bin hungrig, versorge mich. Es sprach von entsetzlicher Einsamkeit: Ich weiß nicht, was ich bin oder warum ich bin, wie ich bin, ich muss dich sehen, lass mich bei dir sein.
    Manchmal befürchtete er, dass er es war, der ihm Worte in seinen provisorischen Mund legte, dass das Wesen weiter nichts war als eine abscheuliche Missgeburt: zu lebendem Tod erweckter Tod, der stumpfsinnig versuchte, sich an dieses widersinnige Leben zu klammern. Zu überleben.
    Jede Nacht ließ er es hinaus, und jeden Morgen, lange vor der Dämmerung, kehrte es zurück: größer, verändert. Es entwickelte sich. Der

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