Entspannt erleben - Babys 1. Jahr
Dieses innere Modell entwickelt sich im Laufe der folgenden zwei Jahre weiter und wird generalisiert zur Antwort auf diese Frage führen. Das ist die Wurzel des Selbstwertgefühls.
Die Bedeutung des Schreiens bei der Bindungsentwicklung
Das Schreien Ihres Säuglings ist als Alarmsignal darauf angelegt, Sie als Eltern oder eine andere Bezugsperson herbeizurufen. Bei den meisten Erwachsenen löst das Schreien den Wunsch aus, das Kind rasch wieder zur Ruhe zu bringen. Gelingt dies nicht, fühlen Sie sich möglicherweise wütend und ohnmächtig. Sie zweifeln vielleicht an Ihren Fähigkeiten als Mutter oder Vater. Dann kann es Ihnen schwerfallen, auf die Bedürfnisse des Kindes zu reagieren.
Mit den Schreilauten selbst gibt das Kind ja leider keine Auskunft über die Ursache seines Unwohlseins (ausgenommen bei plötzlichem Schmerz), sondern nur über dessen Intensität. Sie fragen sich dann: Hat mein Kind Hunger? Ist die Windel voll? Haben wir heute schon gespielt? Fühlt es sich allein? Oder hat es genug geschlafen? Ihnen bleibt nur die Möglichkeit, aus dem weiteren Kontext zu erschließen, was Ihrem Kind fehlt. Wenn Sie Ihr Kind schon gut kennen, eng mit ihm zusammenleben und wissen, wann es zuletzt gefüttert wurde, geschlafen hat und was unmittelbar vor dem Schreien passierte, werden Sie Ihrem Kind sicher schnell helfen können.
Säuglingsgeschrei ist ein normales Phänomen
In den ersten Wochen ist Ihr Baby auf die Unterstützung der Erwachsenen angewiesen und gibt seiner Verzweiflung bei ausbleibender Hilfe mit lautem Schreien Ausdruck. Es ist daher auch nicht möglich, Ihrem Kind das Schrei en abzugewöhnen und es zu früher Selbstständigkeit zu erziehen, indem Sie gezielt nicht auf dieses Signal reagieren. Unsere Großmütter glaubten noch, Schreien kräftige die Lungen und man müsse Säuglinge schreien lassen, damit sie einem später „nicht auf der Nase herumtanzen“: Das ist schlichtweg Unsinn. Vielmehr kann mit diesem Vorgehen erreicht werden, dass sich Ihr Kind nun auch noch verlassen und einsam fühlt. Wenn dies für Ihr Kind eine häufig wiederkehrende Bindungserfahrung ist, wird es nur wenig Vertrauen aufbauen. Mit anderen Worten: Das Kind wird lediglich verunsichert hinsichtlich seiner eigenen Bedürfnisse und der verlässlichen Reaktion seiner Umgebung. Sie sollten wissen:
Säuglinge schreien am meisten in den ersten drei Monaten, und zwar im Durchschnitt zwei Stunden pro 24-Stunden-Periode in den ersten drei Monaten und rund eine Stunde im Alter zwischen vier und zwölf Monaten.
Die Schreidauer nimmt in den ersten sechs Wochen zu: von 1,75 Stunden in der Neugeborenenperiode auf 2,5 Stunden mit sechs Wochen und einem anschließenden Abfall auf eine Stunde pro 24 Stunden im Alter von vier Monaten (man spricht hier auch vom sogenannten Sechs-Wochen-Hoch).
In den ersten drei Monaten schreien die Kinder vor allem in den Nachmittags- und Abendstunden (40 Prozent des Schreiens liegen zwischen 16 und 22 Uhr); doch während der ersten sechs bis neun Monate reduziert sich das abendliche Schreien zugunsten einer gleichmäßigeren Verteilung von morgens bis abends mit geringer werdendem Schreien in der Nacht.
Die individuellen Unterschiede zwischen den Kindern sind sehr groß, sie schwanken zwischen vier Stunden Schreien in 24 Stunden und weniger als eine Stunde.
Neun Monate alte Babys schreien fast genauso oft wie dreimonatige, aber sehr viel kürzer.
Mein Tipp
Das Schreien ist ein Hilferuf Ihres Kindes. Lassen Sie es nie im Stich. Schreien ist für Ihr Baby kein „Spaziergang“.
FRAGEN AN DIE HEBAMME
Carolyn mit Lukas, 7 Wochen alt
„Mein Kind ist nur auf meinem Arm friedlich! Habe ich es schon verwöhnt?“
„Nein, Ihr Kind kann sich nur mit Ihrer Hilfe im Leben zurechtfinden. Für seine Wahrnehmung braucht es hierfür den Körperkontakt. Und immer, wenn es diesen vermisst, wird es nach Ihnen rufen. Verwöhnen bedeutet vorausdenkendes Handeln: Ich mache vorsätzlich etwas, um etwas zu erreichen. Das ist eine gewaltige Leistung unseres Gehirns, dazu sind Kinder im ersten Lebensjahr gar nicht in der Lage. Babys haben jetzt ein Bedürfnis, nämlich nach Nähe, und sie weinen, bis dieses Bedürfnis befriedigt ist. Lassen Sie es schreien, wird es entweder immer lauter und lässt sich nur schwer beruhigen oder aber es resigniert und hört auf zu weinen mit der Erfahrung, dass seine Bedürfnisse keine Beachtung finden. Wenn Sie Ihrem Kind durch Ansprache, Streicheln und Hochnehmen signalisieren „Mama
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