Entspannt wie ein Buddha
anderes Ihre Aufmerksamkeit fesselt, bemerken Sie dies und lassen es los, indem Sie wieder auf Ihren Atem achten. Das ist alles.
Meditation ist weder schwer noch geheimnisvoll. Sie braucht keine Vorbereitung. Wenn Sie nicht zum Buddha oder zur Weltmeisterin im Meditieren werden wollen, können Sie alle Anleitungen, wie man dabei sitzen, gehen, stehen, liegen oder sonst etwas soll, vergessen. Sie benötigen keinen Extraraum, keinen heiligen Schrein, keine Räucherstäbchen, keine Spezialkleidung, keine Yogamatte, kein Meditationskissen – nichts.
»Drei Dinge braucht der Mann: Feuer, Pfeife, Tabak.« So lautete der Slogan eines Pfeifentabaks. Falls Sie die Reklame kennen, erinnern Sie wahrscheinlich auch noch den Markennamen des Tabaks. Drei Dinge braucht der Mensch zum Meditieren: Achtsamkeit, ein Objekt und die richtige Einstellung. Achtsamkeit hat viele Namen: Bewusstheit, Aufmerksamkeit, Konzentration, Wahrnehmungsfähigkeit und andere mehr. Im Kern geht es darum, nichts weiter zu tun, als zu beobachten. Was? Das Meditationsobjekt. Es gibt so viele wie Sand am Meer. Am gebräuchlichsten sind der Atem oder ein Wort (Mantra). Damit die Aufmerksamkeit besser an das Meditationsobjekt gebunden werden kann,ist es vorteilhaft, wenn es sich ständig verändert, so wie der Atem. Wählt man eine Silbe oder ein Wort, spricht man es lautlos wiederholt vor sich hin. Manche empfehlen, dies im Atemrhythmus zu tun. Andere raten davon ab. Man kann beides ausprobieren und es dann so machen, wie es für die eigene Meditation am besten ist.
Die richtige Einstellung ist die des Open Focus. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht das Meditationsobjekt. Man bleibt aber offen für andere Sinneswahrnehmungen und Gedanken, die entstehen. Mit dieser Einstellung sind sie keine unwillkommenen Störungen, sondern unvermeidbare Begleiterscheinungen bei der Meditation. Man nimmt sie wahr, ohne den Hauptgegenstand der Beobachtung zu verlieren. Sie können dies mit einem Gespräch vergleichen. Während Sie zuhören, gehen Ihnen eigene Gedanken durch den Kopf. Das hindert Sie aber normalerweise nicht daran, weiter aufmerksam zuzuhören. Sie nehmen gelegentlich auch andere Dinge wahr, je nachdem, wo das Gespräch stattfindet. In einem Café trinken Sie vielleicht gleichzeitig einen Kaffee, sehen andere Menschen vorbeigehen, schnappen Fetzen eines anderen Gesprächs auf. Das alles hindert Sie nicht daran, weiter die ganze Zeit dem Gespräch zu folgen. Im Raum Ihrer Aufmerksamkeit hat mehr Platz als nur der Dialog. Das Gespräch muss nicht darunter leiden; denn man kann vieles gleichzeitig bemerken, ohne den Gesprächsfaden zu verlieren. So kann es im Idealfall eine angenehme, nette Unterhaltung sein, bei der man sich entspannt. Würde man sich zu sehr konzentrieren, die Aufmerksamkeit zu eng begrenzen, käme man unweigerlichin den Notfallmodus der Wahrnehmungsarten. Nach dem Gespräch wäre man erschöpft. Man hätte sich verkrampft. Außerdem hätte man wahrscheinlich keine Lust am angeregten Parlieren, sondern würde solche hoch konzentrierten Gespräche lieber meiden. Genauso ist es mit dem Meditieren. Menschen können sich jahrelang dabei verkrampfen und anstrengen. Sie halten Meditation für eine ernste Angelegenheit, vergleichbar mit Arbeit. Ein Gewinn springt für sie dabei nicht heraus. Sie üben lediglich, ernst, angestrengt und verkrampft zu sein. Der Segen der wachen Entspanntheit im Open Focus bleibt ihnen auf diese Weise versagt. Schade um den ganzen Aufwand!
Die richtige Einstellung ist also die des eher passiven Zulassens. Die Sinneswahrnehmungen und Gedanken kommen und gehen. Sie ziehen durch den Raum der Aufmerksamkeit. Man lehnt nichts ab und hält nichts fest. So gelangt man immer mehr in einen entspannten Zustand und wird mit einer Zunahme der Alphawellen im Gehirn belohnt.
Der zweite Fehler, den man machen kann, ist, nicht zu meditieren. Ansonsten gilt, dass jede Meditation ein Unikat ist. Mal ist sie angenehm, mal unangenehm, je nachdem wie die inneren und äußeren Umstände gerade sind. Häufig wird man mit einer spürbaren Entspannung belohnt. Man kann sie jedoch nicht erzwingen, genauso wenig wie den Schlaf. Entspannung entsteht, wenn die Bedingungen dafür geschaffen werden. Mehr kann man nicht tun. Mehr braucht man nicht zu tun.
Wie lange soll man täglich meditieren, wird oft gefragt. Statt sofort zu antworten, möchte ich Sie lieber fragen: Wielange können Sie es sich täglich erlauben? Wie lange möchten Sie sich
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