Entspannt wie ein Buddha
Zeit dafür nehmen?
Sie könnten damit beginnen, sich täglich ein paar Minuten für das Meditieren zu reservieren, zu einer bestimmten Zeit oder einfach spontan, wenn es passt. Anstatt einmal die Woche eine Stunde lang zu meditieren, wäre es besser, täglich eine Minute kurz den Atem zu beobachten. Bedenken Sie, dass es sich um eine Tätigkeit handelt, die man ein Leben lang beibehalten sollte. Es ist keine Diät, die man hinter sich bringt und dann für immer vergisst. So hat man nichts davon. Also lieber wenig und regelmäßig als sehr ehrgeizig und dann nie wieder. Falls Sie es hinbekommen, käme als Ziel in Betracht, zweimal am Tag ungefähr zwanzig Minuten und zwischendurch ein bis fünf Minuten zu meditieren. Grundsätzlich sollte es etwas sein, was Sie als eine Bereicherung erleben, vielleicht sogar als etwas, worauf Sie sich freuen. Es gibt Leute, die jeden Tag irgendein Fitnessprogramm absolvieren. Das macht nicht immer Spaß, aber wenn man es richtig macht, merkt man, dass es einem nützt. So sollte es auch bei der Meditation sein.
Im Alltag
Meditation, das ist für die meisten eine Übung wie das Fitnesstraining. Bei Letzterem geht man beispielsweise ins Fitnessstudio, aber die übrige Zeit vermeidet man gerne jede Bewegung. Man nimmt das Auto, statt zu Fuß zu gehen, selbst wenn es möglich wäre. Der Fahrstuhl oder die Rolltreppewird dem Treppensteigen vorgezogen. Man sitzt stundenlang am Schreibtisch und steht höchstens einmal auf, um sich einen Kaffee zu holen. Dadurch wird Bewegung zu etwas, das man zweimal pro Woche im Fitnessstudio »erledigt«. Immerhin sind diejenigen, die sich so verhalten, weiter als die anderen, die überhaupt nichts für ihren Körper tun. Andererseits ist man immer noch meilenweit von einer Lebensweise entfernt, bei der Bewegung auf selbstverständliche Weise ins Leben integriert wäre.
Wer meditiert, ungefähr so, wie ich es oben beschrieben habe, darf sich natürlich bereits zu den bewussteren Persönlichkeiten zählen. Andererseits bleibt man in diesem Fall immer noch weit hinter dem zurück, was möglich wäre. Letztlich geht es nämlich nicht um das Meditieren im stillen Kämmerlein, sondern um mehr Bewusstheit im Alltag. Anstatt den Verstand die meiste Zeit auf Autopilot zu schalten und irgendwelchen Phantasien über die Vergangenheit oder Zukunft nachzuhängen, im Geist imaginäre Gespräche zu führen, Sorgen zu wälzen oder anderes mehr, könnte man die Aufmerksamkeit auf die jeweils gegenwärtige Aufgabe lenken.
Eine kleine Geschichte mag erhellen, worum es bei der alltäglichen Meditation geht: Zwei Schüler berühmter Meister treffen sich. Der eine sagt: »Mein Meister kann Wunder vollbringen: Er schwebt durch die Luft und geht durch das Feuer. Und was kann dein Meister?« »Er vermag ebenfalls wundervolle Dinge: Wenn er schläft, schläft er. Wenn er isst, isst er, und wenn er arbeitet, arbeitet er.«
Ich weiß nicht, ob Ihnen solche alltäglichen Dinge alsWunder erscheinen. Tatsache ist aber, dass sehr viele, während sie arbeiten, in Gedanken woanders sind, während sie essen, nebenbei Arbeiten erledigen, und während sie schlafen sollten, sich voller Sorgen unruhig hin und her wälzen.
Meditation im Alltag bedeutet, achtsam das zu tun, was gerade ansteht, also mit der Aufmerksamkeit nicht abzuschweifen. Dies ist übrigens kein Widerspruch zum Open-Focus-Bewusstsein. Dabei geht nämlich das Hauptobjekt der Aufmerksamkeit nicht verloren. Es ist nur so, dass andere Dinge ebenfalls zugelassen werden. Erinnern Sie sich an das oben angeführte Beispiel eines Gesprächs, bei dem man die ganze Zeit aufmerksam dem Dialog folgt, auch wenn daneben andere Dinge den Raum der Wahrnehmungen durchstreifen. Wenn man dagegen abschweift, bekommt man Teile dessen, was der andere sagt, nicht mit. Das ist dann etwas ganz anderes als Open Focus.
Tue, was du tust. Oder: Sei mit deiner Aufmerksamkeit immer bei der gegenwärtigen Aufgabe. Das wäre die Anweisung für ununterbrochene Meditation im Alltag. Wer seine Aufmerksamkeit gegenwärtig hält (siehe oben: Satipatthana), macht den Alltag zum Meditationsobjekt. Anders als viele meinen, heißt meditieren nicht »geistig wegtreten«, sondern im Gegenteil auf entspannte Art wach zu sein. Wenn man mit seiner Aufmerksamkeit in der Gegenwart ist, verliert man sich nicht in Tagträumen. Man geht nicht im Halbschlaf durchs Leben, wie es diejenigen tun, die zu müde sind, um wirklich mitzubekommen, was um sie herum vorgeht. Auf
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