Entspannt wie ein Buddha
sehr beachten, erhält dann noch mehr Gewicht.
Deshalb hat sich aus der Kognitiven Therapie heraus ein weiterer Zweig entwickelt, der die Wichtigkeit des Handelns betont. Diese Schule lehrt, die Gedanken – egal ob verdreht oder realistisch – loszulassen und lieber etwas Sinnvolles zu tun. Die Philosophie dieser Richtung kommt gleich in ihrem Namen zum Ausdruck: Acceptance and Commitment Therapy, abgekürzt ACT. Das ist die Aufforderung zu handeln. (Wer hier Akzeptanz-und-Commitment-Therapie sagt, drückt sich vor der Übersetzung. »Acceptance« bedeutet in diesem Zusammenhang Hinnahme, Tolerierung [aller belastenden Gedanken und Gefühle] und »Commitment« Verpflichtung, voller Einsatz [für ein interessantes Leben]. Wenn man das ins Deutsche übertragen will, könnte man es mit »Hinnahme-und-Hingabe-Therapie« versuchen.)
Programmatisch ist der Titel eines Buchs zu ACT: ›Get out of your mind and into your life‹ (frei übersetzt: Komm raus aus deinem Kopf und fang an zu leben). Falls Sie sich näher mit dieser Methode beschäftigen wollen, finden Sie im Literaturverzeichnis im Anhang dieses Buches weitere Angaben.
Aber lassen Sie sich nicht täuschen. Die Acceptance and Commitment Therapy ersetzt nicht die anderen Methoden, auch wenn ihre Vertreter ein bisschen so tun. Sie ergänzt vielmehr die bestehenden Angebote. Im Grunde genommen erkennt man bei ACT die Begegnung westlicher Psychologie mit buddhistischer Philosophie. Im Buddhismus beobachtet man seine Gedanken, ohne sie allzu wichtig zunehmen. Man nimmt sie einfach zur Kenntnis und wendet sich dann der nächsten Aufgabe zu.
Ich erinnere mich, dass ich schon früh, bevor ich begann, Bücher über Psychologie, Philosophie und Religion zu lesen, dachte, dass man viele Probleme nicht lösen kann, sondern sich nur
von ihnen
lösen kann. Diese Grundidee finde ich heute u. a. in der Acceptance and Commitment Therapy bestätigt.
Es geht darum zu akzeptieren, dass Probleme ein unvermeidlicher und ständiger Bestandteil des Lebens sind. Man hat die Wahl, ob man sich auf sie konzentrieren will – was manchmal nötig ist, um die lösbaren Probleme zu lösen – oder sie besser links liegen lässt, was sich besonders für die unlösbaren Probleme empfiehlt, aber zeitweise auch für alle anderen; denn das Leben besteht nicht nur aus Problemen.
Die Acceptance and Commitment Therapy lässt sich wunderbar mit der Entspannungsmethode des Open Focus verbinden. Man zieht die Aufmerksamkeit von den Problemen ab und wendet sie anderen Themen zu. Das Gute daran ist, dass man dabei die Probleme weder ignoriert noch überbetont. Sie haben ihren Platz im Leben (im weiten Raum des Bewusstseins), aber sie füllen diesen Raum nicht komplett aus. Man nimmt wahr bzw. erinnert sich daran, dass neben den bitteren, unangenehmen Erfahrungen die schönen, erfreulichen, konstruktiven Erlebnisse jederzeit möglich sind.
Loslassen heißt zulassen, erlauben, entspannen. Die Einsicht zulassen, dass es immer irgendwelche Probleme gibt,man sie nie ein für alle Mal los wird. Seinen Frieden damit schließen, dass das Leben nicht nur schön ist. Und sich trotz alledem entspannen und offen bleiben für die möglichen Freuden.
Dem Leben einen Sinn geben
Hat das Leben überhaupt einen Sinn? Menschen beantworten diese Frage unterschiedlich. Während einige meinen: ja, finden andere: nein. Die Meinung darüber kann im Laufe des Lebens wechseln. Man kann den Lebenssinn verlieren und wiederfinden. Was kann man daraus schließen? Das Leben ist, wie es ist. Wie man es betrachten will – als sinnvoll oder sinnlos –, ist Ansichtssache.
Stellen Sie sich vor, vor Ihnen läge ein Haufen Holzbausteine. Haben diese Bauklötze einen Sinn oder nicht? Es kommt darauf an, was Sie daraus machen. Sie können damit Türme oder Brücken bauen. Wenn man sich auf dieses Spiel einlässt, macht es Spaß. Man kann aber auch lustlos mit den Händen in den Bausteinen herumfahren, sie gegen die Wand werfen und schreien: »Das ist doch alles sinnlos!«
So ähnlich verhalten wir uns in Bezug auf unser Leben. Wir können uns konstruktiv verhalten und etwas aufbauen, was wir persönlich sinnvoll finden. Andere mögen darüber denken, was sie wollen. Oder wir können die Arme verschränken und sagen, dass uns das alles nicht interessiert. Oder noch schlimmer: destruktiv auf die Dinge reagieren. Die meisten Menschen ergreifen im Laufe des Lebens alldiese Möglichkeiten, indem sie sich mal konstruktiv, mal
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