Entspannt wie ein Buddha
haben Sie aber einen wichtigen Termin. Als Sie an die Kasse kommen, ist dort eine lange Warteschlange. Wie reagieren Sie?
Ihr Arbeitsvertrag wird gekündigt. Sie verfügen über keine Ersparnisse und die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist schlecht. Welche Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf? Wie fühlen Sie sich? Was tun Sie?
Sie haben eine eigene Firma. Ihre drei wichtigsten Kunden beenden die Zusammenarbeit. Sie können Ihre Kredite nicht mehr abbezahlen und stehen vor der Pleite. Was denken Sie nun? Wie fühlen Sie sich? Was tun Sie als Erstes?
Ihr Lebenspartner / Ihre Lebenspartnerin teilt Ihnen mit, dass er / sie die Trennung will und am Ende des Monats ausziehen wird. Wie reagieren Sie? Welche Gedanken, Gefühle, Zukunftspläne, konkreten Schritte wählen Sie in dieser Situation?
Sie erfahren von Ihrer Ärztin, dass Sie zur Wiederherstellung Ihrer Gesundheit die Lebensgewohnheiten (Essen, Bewegung, Schlaf) vollkommen umstellen müssen. Wie gehen Sie damit um? Helfen Ihre Gedanken und Gefühle Ihnen, die Situation zu bewältigen?
Aus einer Laune heraus haben Sie beim Lotto mitgespielt. Es ist kaum zu glauben, aber Sie erzielen tatsächlich den Hauptgewinn: drei Millionen Euro. Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor? Wie fühlen Sie sich? Was machen Sie als Erstes?
Das letzte Beispiel nennen Psychologen eine »positive Katastrophe«. Auch ein Lottogewinn kann Menschen ausder Bahn werfen. Wenn Ihnen also etwas unglaublich Gutes passiert, wäre es vielleicht besser, ebenfalls ein wenig über den Dingen zu stehen?
Zwei Ebenen des Seins
Man kann nicht die ganze Zeit über den Dingen stehen. Aber es ist möglich, ab und zu einfach zu beobachten, was man gerade denkt, fühlt und tut und was um einen herum passiert. Das genügt bereits, um ein entspannteres, gelasseneres Leben zu führen.
Es geht um die grundlegende Funktion des Innehaltens. Man nimmt sich Zeit für eine Pause und tritt vorübergehend aus dem inneren und äußeren Geschehen heraus. Auf diese Weise nimmt man wahr, was im Moment vor sich geht:
Was geht mir gerade durch den Kopf?
Welche Gefühle sind gegenwärtig?
Womit bin ich beschäftigt?
Was ist mein Ziel?
Was sehe ich um mich herum?
Was höre ich?
Wie fühlt sich mein Körper an?
Was rieche und schmecke ich?
Das ist die Haltung des inneren Beobachters. Er bemerkt mit allen fünf äußeren Sinnen (sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken), was in seiner unmittelbaren Umgebung geschieht. Darüber hinaus stellt er mit den inneren fünf Sinnen (vor allem dem inneren Auge und dem innerenOhr) fest, was er sich gerade sagt, welche Gespräche mit anderen er wiederholt, welche Phantasien er in seiner Vorstellung ablaufen lässt, welche Gefühle aus der Vergangenheit er gerade wieder wachruft.
In dieser Zeit der Besinnung kann außerdem der innere Regisseur in Aktion treten. Dies ist die Instanz im Inneren, die weiß (oder sich jedenfalls darüber klar werden kann), was sie will, und prüft, ob der eingeschlagene Weg dem Ziel entspricht. Stellt sie fest, dass dies der Fall ist, kann sie die Anweisung geben, so weiterzumachen. Merkt sie dagegen, dass die Richtung nicht mehr stimmt, kann sie die Position neu bestimmen und anschließend die Richtung ändern. Im Eifer des Geschehens passiert es immer wieder, dass man vergisst, was man eigentlich wollte, und sich in irgendwelchen unwichtigen Details verzettelt. Oder man hat sich ablenken lassen und ist inzwischen mit Dingen beschäftigt, die den eigentlichen Interessen zuwiderlaufen. Diese Dinge kann die innere Regisseurin in den Zeiten des Innehaltens korrigieren. Ohne Pausen hat sie keine Chance, aktiv zu werden. Ihre Funktion verkümmert.
Aber das Leben besteht nicht nur aus Kontemplation und Beobachtung. Genauso wichtig ist es, danach wieder in das Geschehen einzutauchen. Um in diesem Bild zu bleiben: Es ist so, als ob man im Meer taucht und von der Unterwasserwelt fasziniert ist. Dann taucht man kurz auf, um Luft zu schöpfen und sich zu orientieren. Anschließend schwimmt man unter der Wasseroberfläche weiter. Oder um das Bild des Theaters wieder aufzugreifen: Es ist ein Stück, in dem man Schauspieler ist und zugleich Regie führt. Beides kannman jedoch nicht zur selben Zeit machen. Also wechselt man ab. Man überlegt sich, wie die Aufführung aussehen soll, und danach wird man zum Schauspieler, der die Regieanweisungen ausführt. Zwischen den Auftritten nimmt man sich Zeit, um sich darüber klar zu werden, ob das Stück so läuft, wie man es
Weitere Kostenlose Bücher