Entspannt wie ein Buddha
dem erreicht, was er wollte. Und er hat sich einen unwürdigen Abgang verschafft.
Wie hätten Sie reagiert? Würde es Sie aus dem emotionalen Gleichgewicht bringen und zu unbedachten Handlungen verleiten, wenn jemand Ihre Mutter beleidigt? Oder Sie persönlich?
Wo liegen Ihre Schwachpunkte? Was könnte Sie aus der Bahn werfen? Wann verlieren Sie die Nerven? Wappnen Sie sich gegen solche Umstände. Es sind nicht die Situationen an sich, die Ihnen zu schaffen machen, sondern Ihre Einschätzungen. Ändern Sie Ihre Gedanken und Sie ändern Ihre Gefühle und Reaktionen.
Glauben Sie, dass eine Beleidigung jemanden aufregen kann? Dann sind Sie immer noch ein A C-Denker . A steht für den Auslöser und C für die Reaktion. Die Beleidigung (A) führt nur scheinbar zur Reaktion (C), im Falle Zidanes zu einer enormen Wut und dem Kopfstoß gegen seinen Gegenspieler.
Tatsächlich führt die Situation (A) aber nicht unmittelbar zu einer Reaktion (C). Sonst würden sich alle gleich verhalten müssen. Vielmehr löst die Situation zunächst bestimmte Gedanken und Vorstellungen (B) aus. Diese entscheiden darüber, was gefühlt und wie gehandelt wird.
Zidane hat sich vermutlich von Überlegungen wie diesen leiten lassen: »Niemand darf so über meine Mutter sprechen. Wer es trotzdem tut, muss bestraft werden. Wasfür ein gemeiner, niederträchtiger Mensch. Ich werde ihm einen Kopfstoß verpassen.« Er hätte sich aber auch sagen können: »Was mein Gegenspieler äußert, ist mir vollkommen egal. Es geht überhaupt nicht um meine Mutter. Er will mich nur provozieren, damit ich gegen die Regeln verstoße und vom Platz gestellt werde. Ich konzentriere mich wieder auf das Spiel. Wo ist der Ball?«
Vielleicht erheben Sie an dieser Stelle den Einwand, dass es Situationen gibt, in denen man impulsiv handelt. Sieht es nicht so aus, als habe Zidane auf ein »Das darf so nicht sein« spontan, ohne weitere Überlegung reagiert? Dieser Einwand ist gut nachvollziehbar. Schließlich ging alles so schnell, dass für viele Gedanken gar keine Zeit war.
Aber bedenken Sie bitte, dass bereits der Impuls »Das darf so nicht sein«, genau betrachtet, ein Gedanke ist. Hinzu kommt, dass es unzählige automatisierte Reaktionsmuster gibt, die blitzschnell abgerufen werden können, wenn es wichtig ist. Besonders beim Autofahren wird dies deutlich. Am Anfang muss jeder alle für das Steuern des Fahrzeugs erforderlichen Schritte bei geringer Geschwindigkeit und leicht überschaubaren Verkehrssituationen einüben. Der Fahrlehrer erklärt, was getan werden muss, und der Fahrschüler wiederholt es für sich in Gedanken: »Erst muss ich dies tun und danach jenes.« Mit der Zeit kann man auf die umständlichen inneren Selbstinstruktionen verzichten. Die Abläufe sind immer schneller durchführbar, und das auch bei höheren Geschwindigkeiten und komplexeren Verkehrslagen. Man fährt automatisch, ohne groß nachzudenken.
Ebenso werden Gefühlsmuster erlernt. Man beobachtet andere und entschließt sich, so wie sie zu denken, zu fühlen und zu handeln – oder auch nicht; denn im Prinzip ist man frei, anderen zu folgen oder es zu lassen. Allerdings vollzieht man diese Lernschritte selten bewusst, schon gar nicht, wenn man Kind ist.
Wenn man untersuchen würde, wie Zidane groß geworden ist, würde man vermutlich feststellen, dass er von seiner Umgebung die Verhaltensregel übernommen hat: »Wenn jemand deine Mutter beleidigt, musst du denjenigen sofort bestrafen.« Dieses Muster hat er später nie angepasst, sodass er von seinem italienischen Gegenspieler leicht zu provozieren war. Hätte Zidane rechtzeitig ein anderes Muster eingeübt – z. B. »In einem Fußballspiel sind mir Beleidigungen völlig egal« –, wäre er in der Lage gewesen, das Spiel unbeirrt fortzusetzen.
Kommen wir jetzt zu den viel wichtigeren Fragen: Was sagen Sie sich in Situationen, in denen Sie dazu neigen, die Nerven zu verlieren? Welche Muster haben Sie gelernt? Was könnten Sie stattdessen denken, sodass Sie ruhig und gelassen bleiben? Machen Sie sich das ABC Ihrer Gefühle und Ihres Handelns klar. Wählen Sie Vorstellungen, die Ihnen helfen, sich besonnen zu verhalten. Trainieren Sie diese so lange mental, bis Sie sie in realen Situationen automatisch abrufen können.
Hier sind einige Übungssituationen, in denen Sie testen können, wie weit Sie es schon geschafft haben, über den Dingen zu stehen:
Sie machen im Supermarkt noch schnell ein paar Besorgungen.In 20 Minuten
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