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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Oberin hat auch nicht mehr viel von einer Oberin an sich, eh?«
    Wie sie so dastanden, kam eine Anzahl dunkelrot-gräulicher, aus Protofleisch bestehender Fangarme über den staubigen Boden auf sie zugekrochen, um zu untersuchen, was los war. Obwohl die Tentakel über so gut wie kein Bewusstsein verfügten, lediglich über den letzten Rest eines Vampirinstinkts, war Malinari dennoch, als nähme er verschwommen eine Frage wahr:
    Da ist jemand! Vielleicht was Gutes zum Fressen ...?
    Doch als Vavara mit dem Fuß aufstampfte und ein Brüllen losließ – und Malinari seine Sinne über die Bewusstseinsreste schweifen ließ, sofern überhaupt noch etwas davon übrig war – schlängelten die Tentakel sich wieder fort und verschmolzen mit dem, was Vavara hier unten sonst noch geschaffen hatte – einem knöcheltiefen, widerlich wabernden Teppich aus gallertartigem, metamorphem Abfall, der in einem ungleichmäßigen Rund den Boden rings um zwei zusammengesackte, vollkommen leer gesaugte Gestalten bedeckte, die dalagen, als würden sie sich an die Wand lehnen. Und geschützt inmitten dieses Kreises aus lebender oder vielmehr untoter Materie ein Beet gedrungener, schwarzer Pilze, deren Kappen von trübe glänzender Feuchtigkeit überzogen waren. Von dem Ganzen stiegen dichte Nebelschwaden bis zur Decke auf, sickerten in jede Ritze und jeden Spalt.
    »Mir scheint«, sagte Malinari nach einer Weile, »du hast … gute Arbeit geleistet. Sehr gute Arbeit!«
    Vavara fühlte sich geschmeichelt, denn ihr war klar, dass Malinari es auch so meinte und seine Bewunderung in jeder Hinsicht echt war.
    Und sein Neidgefühl ebenfalls, schließlich besaß sie hier, was er verloren, was man ihm in Australien genommen und vernichtet hatte ...
    »Da gibt es etwas, was ich nicht ganz verstehe«, sagte Malinari, als sie sich wieder auf dem Rückweg zum Kloster befanden.
    »Oh?«
    »Sara – das Mädchen, das, äh, aus dem Fenster gefallen ist – hatte einen Egel. Sie war zwar die Erste, die du dir nahmst, zugegeben, aber in so kurzer Zeit einen Egel zu entwickeln ...«
    »Sie hatte mein Ei«, sagte Vavara.
    »Tatsächlich? Ein weiterer deiner Irrtümer? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie deine erste Wahl war!«
    Vavara lächelte bloß.
    »Das führt mich zu meiner nächsten Frage«, fuhr Malinari fort. »Zarakis ist schon seit Langem dein Gefolgsmann. Damit wäre er doch am ehesten geeignet gewesen, sporentragende Pilze hervorzubringen. Nach Saras Tod wäre dir eigentlich gar keine andere Wahl geblieben, denn wer sollte wohl sonst derartige Früchte tragen?«
    »Jeder, der einen Egel hat«, erwiderte Vavara, »und im Übrigen auch jeder Ei-Sohn beziehungsweise jede Ei-Tochter. Oder auch jedweder Leutnant, der all die Jahre überlebt und sich so weit hochgedient hat, dass er nach dem Aufstieg trachtete. Wie dein Gefolgsmann Demetrakis zum Beispiel.«
    »Genau!«, sagte Malinari. »Ganz recht, in Xanadu war Demetrakis der Nährboden für meine Gewächse. Doch Zarakis ist immer noch am Leben, wie ich mit eigenen Augen gesehen habe, und dein Ei hast du an Sara vergeudet. Also wie kommt es dann, dass ...?«
    »Ich vergeudete eines meiner Eier an Sara. Das erste bekam die Mutter Oberin.«
    »Das erste ...?« Malinari war klar, was das zu bedeuten hatte, konnte es aber trotzdem noch nicht ganz glauben. Nicht bei Vavara.
    »Vielleicht sollte ich meine Leidenschaften besser unter Kontrolle halten, eh?«, meinte sie. »Wenn meine Gefühle mit mir durchgehen, dann lasse ich anscheinend ...« Sie verstummte mit einem Achselzucken. Doch Malinari begriff sehr wohl.
    »Du?«, sagte er. »Eine Mutter! Eine Vampirmutter?«
    »Ebendies«, lachte Vavara, » und außerdem auch noch Mutter Oberin!«
    »Aber ... es hat dich nicht vollkommen ausgelaugt?« Malinari war völlig verblüfft, denn er kannte die Legende: Hin und wieder, nur äußerst selten, kam es vor, dass eine Lady der Wamphyri zur Mutter wurde, zu einer Kreatur mit nicht bloß einem, sondern unzähligen Eiern. Und wenn sie auf einen Schlag ihre zahllosen Eier gebar, nahm dies sie so sehr mit, dass nichts weiter übrig blieb als eine leere, runzlige Hülle. Derart erlitt die Lady den wahren Tod.
    Auf diese Weise sicherte die Natur, der Legende zufolge, den Fortbestand der Wamphyri. Nur in Zeiten großer Blutkriege, wenn die gesamte Art vor der Ausrottung stand, geschah es, dass eine Lady zur Mutter wurde und auf einen Schlag Hunderte aufstrebender Knechte zu Vampiren machen konnte.
    Vavara kannte die

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